Jede Sekunde zählt – an Polygonen trainieren Piloten die Abwehr von Raketen
Jede Sekunde zählt – an Polygonen trainieren Piloten die Abwehr von Raketen
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 2 MIN
Polygone sind bodengestützte Luftverteidigungssysteme. Sie wurden in den 1950er und 60er Jahren von der sowjetischen Armee entwickelt, um Heereskräfte zu schützen. Nach Auflösung der Nationalen Volksarmee (NVANationale Volksarmee) wurde ein Teil (SA-6 und SA-8) übernommen und gehört seitdem zum Zentrum Elektronischer Kampf Fliegende Waffensysteme. Sie kommen bei NATO-Übungen zum Einsatz, etwa bei Air Defender 23 und Timber Express.
Das Flugabwehrraketensystem SA-8 vereint Suchradar, Feuerleitradar und die Flugkörper in einem Fahrzeug. Das Innere ist vollständig digitalisiert und wird durch die Spezialisten des elektronischen Kampfs immer wieder neu angepasst.
Bundeswehr/Julius ArentWas sind Polygone?
Die Multinational Aircrew Electronic Warfare Tactics Facility Polygone (MAEWTF POLYGONE) ist einzige Übungsanlage für den elektronischen Kampf in Europa. Ihre Stationierungsorte befinden sich in Deutschland. Hier üben Piloten und Besatzungen von Kampf- und Transportflugzeugen sowie von Hubschraubern den Gebrauch ihrer elektronischen Selbstschutzausrüstung, wie Radarwarnempfänger oder Störbehälter für elektronische Gegenmaßnahmen. Sie trainieren, eine möglichen Bedrohung zu erkennen und abzuwehren, die von radargesteuerten Flugabwehrraketensystemen oder Flugabwehrkanonen ausgehen kann.
Wer betreibt die Polygone?
Die Einrichtung wird von der deutschen Luftwaffe, der französischen Armée de l'air und der United States Air Force gemeinsam betrieben. Das Übungsgebiet umfasst etwa 20.000 Quadratkilometer mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von rund 240 Kilometern und von West nach Ost von zirka 140 Kilometern. Das Gebiet erstreckt sich grenzübergreifend in Deutschland über Teile von Rheinland-Pfalz und das Saarland sowie in Frankreich über Teile von Elsass-Lothringen und die Vogesen.
Was macht die Einrichtung einzigartig?
Hier kann unter weitgehend realen Bedingungen in möglichen Einsatzgebieten der Luftkampf geübt werden, besonders Bedrohungsszenarios, bei denen mit dem Einsatz von Flugabwehrraketen zu rechnen ist. Weiterhin erproben hier Spezialisten neue Waffensysteme des elektronischen Kampfes und entwickeln sie weiter.
Welche Technik wird eingesetzt?
Die der zu erwartenden Gegner. Dazu stehen dem Trainingszentrum Flugabwehr-Systeme SA-6 und SA-8 zur Verfügung, russische Entwicklungen aus den 1970er und 80er Jahren, eingesetzt bei der Truppenluftabwehr des Warschauer Pakts. Diese Technik wurde bei der Wiedervereinigung durch dir Bundeswehr übernommen.
Polygone SA-6 (Raketenfahrzeug Abschussgerät - Kettenfahrzeug) mit Launcher sind auf vielen Luftwaffenübungen zur Gegnerdarstellung mit dabei
Bundeswehr/Jane SchmidtWie läuft ein taktisches Szenario ab?
Das anfliegende Flugzeug übt, wie es sich vor feindlicher Luftabwehr schützen und diese irreführen kann. Dazu wird es von feindlichem Radar erfasst, dann leitet der Pilot Störmaßnahmen, entweder elektronisch oder Flugmanöver, ein. Der Kampf der Flugabwehr erfolgt simuliert und wird anschließend ausgewertet. Überkreuzen sich die Angaben zur errechneten Flugbahn der Rakete und dem Luftfahrzeug, wird dies als Treffer gezählt.
Wer nutzt wie die Polygone?
Die Nutzung erfolgt in Übungseinheiten (Slots) von jeweils 20 Minuten und ist für die Betreibernationen von Polygonen kostenfrei. Allen anderen Nationen werden die Slots je nach Umfang in Rechnung gestellt. Nutzt die NATO bei Übungen das Trainingszentrum mit seinen Elementen, sind die Einsätze ebenfalls kostenfrei.