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Kontrollstelle

JARVIS leitet jetzt die Luftoperationen der Waffenschule

JARVIS leitet jetzt die Luftoperationen der Waffenschule

Datum:
Ort:
Laage
Lesedauer:
3 MIN

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JARVIS ermöglicht die komplexe Planung, Kontrolle und Missionssteuerung von Luftoperationen bereichsübergreifend und die gemeinsam Analyse direkt am Standort. Ziel ist es, das Face-to-Face­Ausbildungsprinzip in der Hochwertausbildung von Luftwaffenexperten für taktische Luftoperationen wiederzubeleben. Oberstleutnant René Birkholz, Waffenlehrer und Leiter der taktischen Kontrollstelle, gibt im Interview Auskunft über Sinn, Nutzen und die Zukunft von JARVIS.

Ein Portraitfoto von Oberstleutnant René Birkholz, dem Leiter der taktischen Kontrollstelle in Laage.

Oberstleutnant René Birkholz ist der Leiter der taktischen Kontrollstelle in Laage. Er hat diese gemeinsam mit seinem Team vor Ort und vielen Unterstützern aus anderen Dienststellen eingerichtet.

Bundeswehr/Petersen

Die wichtigsten Fragen im Interview

Sie haben sich dafür eingesetzt, eine taktische Kontrollstelle an der Waffenschule Luftwaffe in Laage einzurichten. Was ist das und wofür braucht man diese?

Zunächst war ich das ja nicht ganz allein, sondern zusammen mit meinem Team, den drei Angehörigen des Fachbereichs Taktische Kampfführung der Waffenschule, also zwei weiteren Waffenlehrern und einem Feldwebel. Aber eins nach dem anderen.

Eine taktische Kontrollstelle führt, wie auch die Control and Reporting Center der Luftwaffe, die Kampf- und Unterstützungsflugzeuge der Luftwaffe. Bei uns geschieht das allerdings nicht im Einsatz, sondern für Ausbildung, Training und Erprobung.

Warum heißt die Kontrollstelle JARVIS?

Eine Kontrollstelle soll natürlich ein sehr intelligentes System sein (lächelt), deren Software die Operateure irgendwann bis hin zu künstlicher Intelligenz unterstützt. Da lag es nahe, ihr einen Namen zu geben, mit dem wir sie künftig ansprechen können, so wie Sie zu Hause vielleicht ihre WLAN-Boxen ansprechen, um ihr Lieblingslied spielen zu lassen. Im Marvel-Universum bei Iron Man ist J.A.R.V.I.S. die Künstliche Intelligenz von Tony Stark und das Akronym steht für „Just A Rather Very Intelligent System“. Bei uns ist es ein Rufzeichen, schon allein für den Funksprechverkehr mit den Piloten, ein Name eben.

Wie sieht so eine Kontrollstelle aus und was geschieht dort?

Es ist ein eher dunkler Saal mit hohen Decken, voller Beamer, Leinwände und unzähligen ITInformationstechnik-Systemen, die ein Luftlagebild darstellen und mit Funk und Datenlinks den Kampf von Luftstreitkräften koordinieren und taktisch führen. Zusätzlich steuern wir auch drehbuchartig gewisse Bodenlagen, die im Verlauf der Mission Unterstützung aus der Luft benötigen. Wir arbeiten hier mit dem Heer und künftig sicher auch mit der Marine in der Ostsee zusammen, um die Ausbildung der Luftwaffe so real wie möglich zu gestalten.

Ein Einsatzführungsfeldwebel checkt anhand vieler Computerbildschirme das Luftlagebild.

Dies ist nur eine der zahlreichen Bildschirmwände bei JARVIS, die auf Basis von Flugdaten aus vielen ITInformationstechnik-Systemen ein Luftlagebild darstellen

Bundeswehr/Steiniger

Was ist jetzt durch diese Kontrollstelle der Waffenschule das Neue in der Luftwaffe?

An der Waffenschule bilden wir Waffenlehrer für Kampfflugzeuge, Kampfführung, Nachrichtenwesen, Lufttransport und künftig auch für Flugabwehrraketen, Helikopter, Drohnen und anderes aus. Jeder von ihnen muss die Fähigkeiten des Anderen kennen. Für die Durchführung solch integrierter Missionen ist eine Kontrollstelle, die alle verbindet, direkt vor Ort bei der Waffenschule unabdingbar. Hier kommt das ganze Bodenpersonal zusammen, um die Luftlage live zu beobachten und alle Luftfahrzeuge sind per Funk und Datenlink zugeschaltet. Diese Plattform, eine Air Combat Trainingsinstallation, ist nun unser JARVIS.

Wie war es in der Luftwaffe vor der Waffenschule und JARVIS?

Die Luftwaffe bildet ihr Personal verschiedener Fähigkeiten getrennt an verschiedenen Standorten aus, zum Beispiel Eurofighter in Laage, taktische Controller in Erndtebrück, Feuerleitoffiziere der Flugabwehrraketentruppe in Husum und Lufttransportpiloten in Wunstorf. Sie konnten bisher nur auf Großübungen interagieren und wussten während der Mission wenig von den Fähigkeiten und Möglichkeiten der Anderen. Jetzt brauchte es auch hier eine Zeitenwende. Wir haben in Laage nun eine Plattform geschaffen, wo wir alle Waffensysteme und Ausbildungsbereiche zusammenziehen, gemeinsame Missionen in der Theorie planen, dann in der Praxis aktiv steuern und direkt im Anschluss Face to Face nachbesprechen können.

Zwei Kampfjets, ein Eurofighter und eine F-35, am Himmel über Mecklenburg-Vorpommern.

Ein deutscher Eurofighter und eine niederländische F-35 – unterschiedliche Generationen von Kampfflugzeugen am Himmel über Mecklenburg-Vorpommern. Sie fliegen gemeinsame Missionen im deutschen Luftraum für die Waffenlehrerausbildung.

Bundeswehr/Petersen

Wie wird sich JARVIS in Zukunft weiterentwickeln?

Zunächst führen wir jetzt mit JARVIS die praktischen Anteile der Waffenlehrerlehrgänge auf ein neues Level und ziehen hier die Besten zusammen, um sie noch besser zu machen, damit sie danach in ihren Verbänden die Leitung von Taktik und Ausbildung übernehmen können. Dann werden wir versuchen, JARVIS mit dem Eurofighter-Simulator sowie mit dem gesamten Simulationsverbund der Luftwaffe zu verbinden und so Live-Missionen und echte Flugzeuge in der Luft mit virtuellen Luftfahrzeugen in den Simulatoren in der gleichen Mission zusammenzuführen. Es bleibt also weiterhin sehr spannend.

von René Gutjahr

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