Isolation: Auf Nummer sicher vor dem Einsatz
Isolation: Auf Nummer sicher vor dem Einsatz
- Datum:
- Ort:
- Wunstorf
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die COVID-19Coronavirus Disease 2019 Pandemie hat neben den Einschränkungen des Alltags in Deutschland zusätzliche Herausforderungen für die Auslandseinsätze der Bundeswehr mit sich gebracht.
Weltweit stehen die Gesundheitssysteme der Länder vor der Überlastung. Insbesondere in Krisengebieten, in denen die medizinische Versorgung der Bevölkerung schon vor dem Ausbruch von „Corona“ nur eingeschränkt möglich war, wäre eine weitere Ausbreitung fatal. Deshalb heißt es zum Schutz der Bevölkerung in den Einsatzgebieten der Bundeswehr: Der Erreger darf nicht eingeschleppt werden. Um diese Gefahr während eines Kontingentwechsels auszuschließen, werden die Soldatinnen und Soldaten 14 Tage vor dem eigentlichen Einsatzbeginn isoliert.
Unterbringung im Einzelzimmer – für 14 Tage
Vom Fliegerhorst Wunstorf aus ist das Lufttransportgeschwader 62 mit dem A400M weltweit im Einsatz. Es fliegt von dort aus Soldatinnen und Soldaten in den Einsatz und holt sie wieder zurück. Seit Ostern ist das Geschwader nun auch für die Betreuung von mehr als 100 Kameradinnen und Kameraden zuständig die sich in Quarantäne befinden.
Da der Platz auf dem Fliegerhorst für diese Masse an Soldatinnen und Soldaten nicht ausreicht, wurden kurzerhand Hotelzimmer im Raum Hannover angemietet. Das übernahm das Bundeswehrdienstleistungszentrum Hannover. Es werden derzeit ganze Etagen genutzt – abgeschottet und somit die besten Bedingungen für eine Isolation.
Der Einsatz beginnt – 14 Tage vorher
Vor „Corona“ verabschiedeten sich die Einsatzgänger direkt vor dem Check-In. Heute ist das anders. Nun heißt es zwei Wochen vorher Abschied nehmen – vor dem Eingang zum Hotel. In den folgenden zwei Wochen werden sie sich in ihren 20 Quadratmeter großen Zimmer aufhalten und leben.
Öffnen sie ihre Zimmertür heißt es: Atemschutz. Die Bundeswehr stattet grundsätzlich jeden Soldaten bei seiner Einstellung mit einer ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzmaske mit Filter aus. Das Zimmer darf nur nach vorheriger Anmeldung und in Begleitung des Betreuungspersonals verlassen werden. An Tag 14 der Isolation gibt es eine Abschlussuntersuchung und am Abflugtag selbst werden die Soldatinnen und Soldaten mit einem Bus des Fliegerhorstes am Hotel abgeholt.
Bis die Einsatzgänger im Flugzeug sitzen, tragen sie ihre Schutzmasken um eine neue Infektion zu vermeiden.
Kontakt nur mit Schutzmaske
Verantwortlich für die Betreuung vor Ort ist Stabsfeldwebel Claas Albers und sein Team. Sie sind die Ansprechpartner für die untergebrachten Soldatinnen und Soldaten in allen Dingen. „Wir kümmern uns um unsere Kameradinnen und Kameraden und stehen als Ansprechpartner 24 Stunden am Tag zur Verfügung“, so Albers. Für rund 100 Personen verteilen sie das Essen und die Post, machen kleine Besorgungen und stehen für Fragen zur Verfügung.
Egal ob am Tage oder in der Nacht: Es sind immer mindestens vier Ansprechpartner des Lufttransportgeschwaders vor Ort. Auch für Sie gelten die Kontakt- und Schutzregeln. So werden die Mahlzeiten mit einem Tablett vor der Zimmertür abgestellt. Danach wird angeklopft, damit der Bewohner des Zimmers seine Maske aufsetzen kann. Er öffnet die Tür nur zum Hereinholen des Tabletts und schließt sich danach wieder direkt in seinem Zimmer ein. Genauso wird bei Postrunden verfahren.
Bewegung ist unter Berücksichtigung aller Schutz- und doppelter Abstandsmaßnahmen möglich. Heißt: Ein Spaziergang auf dem Hof des Hotels mit mindestens drei Meter Abstand. Hierfür wurde ein Bereich extra abgesperrt.
Psychologe und Seelsorger rund um die Uhr erreichbar
Trotz des pausenlosen Einsatzes von Stabsfeldwebel Albers und seinem Team handelt es sich um eine isolierte Unterbringung die mental belastend ist. Es gibt viel Zeit für die Soldatinnen und Soldaten zum Nachdenken – über den bevorstehenden Einsatz, über die Risiken und ihre Sorgen. Daher steht zusätzlich rund um die Uhr eine psychologische und seelsorgerische Betreuung zur Verfügung. Für Albers ist es eine Selbstverständlichkeit, dass er früh am Morgen oder spät am Abend erreichbar ist: „Es ist mir wichtig meinen Kameradinnen und Kameraden diese belastende Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten.“