Luftwaffe
Lehrgang in Fürstenfeldbruck

„Ich wollte ein Zeichen setzen, denn der Dienst an der Waffe ist auch Frauensache“

„Ich wollte ein Zeichen setzen, denn der Dienst an der Waffe ist auch Frauensache“

Datum:
Ort:
Fürstenfeldbruck
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Die Offizierschule der Luftwaffe zieht 2025 von Fürstenfeldbruck ins fränkische Roth. Während einer der letzten Lehrgänge in „Fursty“ hat Elena K. in einer Serie Einblicke in ihre Ausbildung gegeben. Kürzlich hat sie ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Im Interview blickt sie auf diese Zeit zurück.

Elena K. und die beiden Obersten beim Abschlussappell.

Geschafft: Oberst d. R.der Reserve Herbert Gruber und Oberst d. R.der Reserve Martin Arzberger, die Beauftragten Luftwaffe der Landesgruppe Bayern, überreichen Elena K. beim Abschlussappell in Fürstenfeldbruck den Bestpreis

Bundeswehr/Eduard Wagner

Frau Fahnenjunker, drei Monate Grundausbildung und acht Monate Offizierausbildung liegen hinter Ihnen. Rund zehn Prozent haben widerrufen oder sich zurückstellen lassen – wie ist es Ihnen ergangen?

Elena K.

Es war eine sehr intensive und spannende Zeit. Ich habe wahnsinnig viel erlebt und durfte viele neue Menschen kennenlernen. Vor allem der Offizierlehrgang in „Fursty“ hat mir Spaß gemacht, weil ich nicht nur viel über Menschenführung, Wehrrecht oder Innere Führung gelernt habe, sondern auch sehr viel für mich selbst – zum Beispiel in Sachen Selbstdisziplin und -organisation – mitnehmen konnte. Das wird mir in meinen weiteren, nicht-militärischen Lebensabschnitten sicher weiterhelfen.

Was war das Highlight in Ihrer Fursty–Zeit?

Elena K.

Das war die Segelflugwoche. 20 Starts in wenigen Tagen zu erleben und am Steuer eines Flugzeugs sitzend in der Thermik zu kreisen, war einmalig. Eine meiner anderen Lieblingserinnerungen ist die Luftwaffenreise zu verschiedenen Stützpunkten in Deutschland. Als wir von Wunstorf zurück nach Memmingen flogen, durfte ich beim Start vorn im Cockpit sitzen. Zu sehen, wie das Flugzeug den Boden verlässt und die Erde unter sich immer kleiner wird, ist ein Wahnsinn – man kann hier ja nicht nur wie ein Passagier aus dem Seitenfenster schauen, sondern direkt nach vorn auf die Startbahn. Seitdem weiß ich, dass ich in der richtigen Teilstreitkraft bin.

Der ehemalige Kommandeur der Offizierschule, Brigadegeneral Stefan Scheibl, sagte bei der Verabschiedung, dass jetzt andere Menschen vor ihm stünden als zu Beginn des Lehrgangs. Haben Sie sich verändert?

Elena K.

Was ich so von meinem privaten Umfeld höre, habe ich mich schon etwas verändert. Ich merke das auch selbst, zum Beispiel treibe ich noch mehr Sport. Durch das Bewältigen unterschiedlicher Aufgaben, die mich zugegebenermaßen auch manchmal aus meiner Komfortzone gezwungen haben, konnte ich mein Selbstvertrauen deutlich steigern. Verantwortung für seine Kameraden zu übernehmen und diese zu führen, war davor nicht alltäglich – an der Offizierschule jedoch schon. Und klar, einiges gewinnt man beim Militär auch an Disziplin dazu.

Sie haben bei den Bestpreisen ganz schön abgeräumt – einen für die beste sportliche Gesamtleistung unter den Offizieranwärterinnen und einen für den besten Reserveoffizier des Jahrgangs. Damit waren Sie die einzige Frau unter den sechs Preisträgern.

Elena K.

Das Schneller-Höher-Weiter des Einzelnen steht nicht so im Fokus der Bundeswehr – es zählt vor allem die Teamleistung. Insofern habe ich die Auszeichnungen auch meinen Kameradinnen und Kameraden zu verdanken, weil wir uns gegenseitig immer motiviert haben. Damit meine ich nicht nur das Anschreien während des Combat-Fitness-Tests, um die schwere Munitionskiste noch einmal und noch einmal nach oben zu wuchten, sondern auch die gemeinsamen Läufe und Trainingseinheiten nach Dienstschluss.

Von Ihrem Abitur-Jahrgang waren Sie die Einzige, die zur Bundeswehr gegangen ist. Was hat Sie, noch dazu als Frau, bewogen, Dienst an der Waffe zu leisten?

Elena K.

In meiner Oberstufen-Zeit habe ich im Seminar „Berufe“ die Bundeswehr vorgestellt. Außerdem habe ich ein Praktikum beim Technischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe in Kaufbeuren gemacht. Irgendwann kam mir der Gedanke: „Wieso bewerbe ich mich nicht einfach mal?“. Auch wollte ich in meinem Umfeld ein Zeichen setzen und etwas tun, von dem jeder sagt: „Das ist kein Frauenberuf.“ Ich finde es wichtig, diese nicht mehr zeitgemäßen Klischees aufzubrechen. Die Bundeswehr und der Dienst an der Waffe sind längst keine reinen Männeraufgaben mehr. Gleichzeitig wollte ich meinem Land auch etwas zurückgeben, so wie viele Gleichaltrige es mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr tun. Ich tue es halt in Form eines Wehrdienstes.

Sie haben sich für zwei Jahre verpflichtet und noch ein Jahr Restdienstzeit. Wo geht es jetzt hin?

Elena K.

Nach Berlin. Im Presse- und Informationszentrum in Gatow werde ich zum Presseoffizier ausgebildet. Neben dem Umgang mit den Medienschaffenden geht es auch darum, die Öffentlichkeit über die Bundeswehr und speziell die Luftwaffe medial zu informieren. Das Interesse der Leute an der Bundeswehr ist in den vergangenen Jahren ja deutlich gestiegen, deswegen wird das sicher eine spannende Aufgabe, auf die ich mich freue.

Und was machen Sie nach Ihrer Bundeswehr-Dienstzeit?

Elena K.

Diese Frage wird mir fast immer gestellt, wenn ich erzähle, dass ich nicht beim Bund, sondern zivil studieren will. Aktuell interessiere ich mich für ein Journalismus-Studium. Vielleicht kriege ich auch ein attraktives Verlängerungsangebot von der Bundeswehr. Wenn nicht, freue ich mich aber auf spätere Reservedienstleistungen.

von Redaktion Luftwaffe

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