Luftwaffe
Rapid Viking 2023

Interview mit Fliegerärztin Oberstabsarzt Samantha M.

Interview mit Fliegerärztin Oberstabsarzt Samantha M.

Datum:
Ort:
Island
Lesedauer:
3 MIN

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Auf jeder Übung, bei der geflogen wird, gibt es flugmedizinisches Personal. Dieses fungiert als Bindeglied zwischen den Piloten und den medizinischen Vorgaben. Oberstabsarzt Samantha M ist Fliegerärztin. Ihr Motto: „Ich bin hier nicht, um dir die Flugerlaubnis zu entziehen, sondern ich will dir helfen, dass sie erhalten bleibt.“ Mehr über diesen Nischenberuf verrät sie uns im Interview.

Fliegerärztin steht vor einem Eurofighter.

Oberstabsärztin Samantha M. verfolgt in ihrer Rolle als Fliegerärztin das Kredo ´keep them flying´

Bundeswehr/Emilia B.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Job?

Die Arbeit ist sehr komplex. Es ist nicht nur Medizin, sondern auch Militär. Die Flugmedizin ist nur ein sehr kleiner Punkt der Medizin, aber dafür sehr vielseitig. Deshalb gibt es dafür eine extra Ausbildung. Und das ist es, was mich fasziniert. Es ist eine kleine Insel der Medizin, wovon nur wenige Ahnung haben.

Was unterscheidet eine Fliegerärztin von einer „normalen“ Ärztin bei der Bundeswehr?

Also grundsätzlich muss man erstmal Ärztin sein. Und dann braucht man bei der Bundeswehr eine spezielle Ausbildung – einen Zusatzkurs für Flugmedizin. Den habe ich damals in Fürstenfeldbruck gemacht. Inzwischen findet die Ausbildung in Köln statt. Die dauert bei uns drei Monate.

Welche Unterschiede zwischen ziviler und militärischer Fliegerärztin gibt es? 

Nach der Ausbildung zur Fliegerärztin kann ich zunächst überall in der Luftfahrt eingesetzt werden. Ich könnte also auch in der zivilen Wirtschaft Fliegerärztin sein. Dann gibt es noch eine Erweiterung – für Transportflugzeuge, wie die von Lufthansa. Doch nur Bundeswehrärztinnen ist es vorbehalten, eine Zusatzqualifikation für Jetpiloten zu absolvieren. Das ist der wesentliche Unterschied zu zivilen Fliegerärztinnen. 

Was ist der Auftrag einer Fliegerärztin in der Heimat? 

Ich behandle jegliches fliegendes Personal. Fliegende Crews dürfen nicht zu einer normalen Hausärztin gehen. Zusätzlich stellen wir auch eine sogenannte Flugunfallbereitschaft. Das heißt, wenn Flugbetrieb ist, dann muss ich als Fliegerärztin immer ansprechbar sein, falls den Piloten etwas zustößt. Eine weitere Aufgabe als Fliegerärztin, ist es, die körperliche Fitness zu erhalten. Wir kontrollieren, ob die Piloten noch leistungsfähig sind. Bei Bedarf bieten wir beispielsweise Sportprogramme an. In der Fliegerei gibt es bestimmte Muskelgruppen, die besonders beansprucht werden und deshalb gut ausgeprägt sein müssen. Hierzu zählen in etwa die Schultermuskulatur oder auch der Hals. 

Was sind die Voraussetzungen, um Fliegen zu dürfen?

Zum einen müssen die Piloten die medizinische Qualifikation mit sich bringen. Die muss jährlich in einer Vorsorgeuntersuchung geprüft werden. Hier untersuchen wir beispielsweise das Herz und die Ohren. Haben die Patienten gut abgeschnitten, bleiben sie wehrfliegerverwendungsfähig. Das ist wie ein TÜV beim Auto. Hat das Auto einen Motorschaden, kann es unter Umständen nur bedingt für den Straßenverkehr zugelassen werden. So ist es auch bei den Piloten. Haben die ihre „Zulassung“ nicht, bemühe ich mich darum, dass sie sie wiedererhalten.  

Was ist Ihr Auftrag auf einer Übung? 

Hier kümmere ich mich um die medizinische Gesunderhaltung, also um die unmittelbare Ansprechbarkeit. Wenn ein Pilot oder fliegerisches Personal ein akutes Problem haben, dann helfe ich – mit den Mittelchen, die mir zur Verfügung stehen. Im Zweifel muss ich sagen: „Stopp. Du steigst nicht in den Flieger. Du brauchst jetzt erstmal eine Ruhezeit.“ Schlimmstenfalls muss ich den Soldaten nach Hause schicken. 

Wie oft sind Sie schon in einem Kampfflugzeug mitgeflogen? 

Insgesamt vier Stunden. Aufgeteilt auf zwei Flüge. Ich als Fliegerärztin habe an einem Standort wie Laage eine ständige Mitfluggenehmigung. Es ist gewünscht, dass ich mindestens einmal im Quartal mitfliege. Damit ich ein Gefühl dafür bekomme, was die Piloten da eigentlich machen – worauf man achten muss. Und um die Anforderungen des Piloten nachzuempfinden, beispielsweise wie die G-Kräfte auf den menschlichen Körper wirken. 

Was ist mit G-Kräften gemeint? 

Das meint die Belastung, die auf den menschlichen Körper im Flug wirkt. Wir alle hier am Boden unterliegen einer 1 G Belastung. Das ist die Erdanziehungskraft. 9 G Belastung heißt dann, dass alles was wir tragen – Equipment, Klamotten, unser Körpergewicht – neunmal schwerer ist als gewohnt. Und dann bewegen sich die Piloten damit noch. Also körperlich ist das eine sehr große Herausforderung.

von Emilia B.

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Übung

Rapid Viking 2023

Die Übung, die sechs Kampfjets und ein Kommando von 30 Soldatinnen und Soldaten nach Island führt.

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