Luftwaffe
Rapid Viking 2023

Interview mit einem Piloten

Interview mit einem Piloten

Datum:
Ort:
Island
Lesedauer:
4 MIN

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Hauptmann Timon ist Eurofighter-Pilot. Bei Rapid Viking 2023 ist er einer von insgesamt drei Piloten, die in Island zum Rottenführer ausgebildet werden. Im Interview verrät er mehr. 

Ein Eurofighter-Pilot steht vor einem Hangar

Vor seinem Ausbildungsgerät: Hauptmann Timon wird im Eurofighter zum Rottenführer ausgebildet. Als Rottenführer kann er bis zu zwei weitere Flugzeuge mitnehmen.

Bundeswehr/Luftwaffe

Wie lange braucht es in etwa, um Eurofighter-Pilot zu werden? 

Das ist unter anderem abhängig davon, ob die eingeschlagene Laufbahn mit oder ohne Studium ist. Der reguläre Werdegang beinhaltet zunächst etwa ein Jahr allgemeinmilitärische Ausbildung an der Offizierschule der Luftwaffe. Das ist der Weg zum Offizier. Dann geht es in die spezialisierte Ausbildung. Hier lernen wir beispielsweise Flieger-Englisch. Außerdem bekommen wir verschiedene Grundlagen der Fliegerei, wie die Hydraulik, gelehrt. Da geht es vor allem darum, zu verstehen, wie ein Flugzeug überhaupt funktioniert. Es folgt die Propellerausbildung in Goodyear. Das liegt im USUnited States-Bundesstaat Arizona. Der Teil der Ausbildung dauert dann nochmal so zwei bis drei Monate. 

Danach geht es wieder nach Deutschland. Hier bereiten wir uns für die die Ausbildung im texanischen Sheppard vor. Das sind dann auch nochmal so 16 Monate. Haben wir die Bescheinigung in Sheppard bekommen, Eurofighter fliegen zu dürfen, folgen weitere neun Monate Eurofighter-Ausbildung. Danach gibt es taktische Erstausbildungen, die einen auf den Ernstfall noch besser vorbereiten sollen. Die dauern auch nochmals jeweils zwischen zwei und drei Monaten. Insgesamt gibt es zwei davon: die Luft-Luft-Befähigung, in der wir intensiv Luftkämpfe üben. Und die Luft-Boden-Befähigung. Da trainieren wir, Bodenziele zu bekämpfen.

Letztlich brauch es bis zum gut ausgebildeten Wingman, zu Deutsch Flügelmann, insgesamt um die fünf Jahre Ausbildungszeit und mehrere Trainings. 

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Rottenführer?

Eine Rotte zu führen meint, dass man für bis zu zwei weitere Flugzeuge verantwortlich ist. Das ist der nächste Schritt nach dem Wingman.

Welche Abschnitte beinhaltet die Ausbildung zum Rottenführer? 

Im ersten Block trainieren wir hier den Luftkampf – also einer gegen einen. Damit bauen wir uns zunächst schrittweise Expertise auf. Wir beginnen mit dem Luftkampf zwei gegen einen in der „within visual range“. Das ist der Bereich, in dem wir noch alles mit dem bloßen Auge sehen können. Die Flugzeuge sind hier quasi noch alle sehr nah beieinander. 

Im nächsten Schritt fliegen zwei Eurofighter gegen einen. Die Szenarien beginnen dann ab 69 und mehr Kilometern außerhalb des sichtbaren Bereichs und führen dann bis zum nahen Luftkampf. So kommen wir schrittweise vom leichten zum dynamischen Teil, der dann auch wesentlich komplexer ist. Das ist wie so eine Art Katz- und Mausspiel in der Luft. Wir gehen davon aus, dass ein potentieller Gegner über verschiedene Fähigkeiten wie Waffen oder Radare verfügt. Wir versuchen unsere Taktiken so zu schnüren, dass wir möglichst unerkannt bei einem nicht identifizierbaren Flugzeug ankommen und schauen können, um wen oder was es sich dabei handelt. Sollten wir feststellen, dass es keiner von uns ist, sondern ein Gegner, müssen wir in der Lage sein, den auch bekämpfen zu können. Das ist es, was wir bei Rapid Viking 2023 trainieren.

Nach welchem Punkte-System werden die Trainingsflüge bei Rapid Viking bewertet?

Wie in der Schule – mit Noten: von eins bis sechs. Eins ist super, sechs ist „eher nicht so gut“. Es kann natürlich auch mal sein, dass wir beispielsweise aufgrund des Wetters einen unvollständigen Sortie fliegen. Dass wir quasi nicht alle Aspekte, die wir in der Mission darstellen müssten, auch erfüllen können, weil wir früher abbrechen müssen. Allerdings fließt das nicht weiter negativ in die Bewertung mit ein.

Inwieweit beeinflussen die geografischen oder klimatischen Bedingungen die Ausbildungsflüge auf Island?

Im Vergleich zu Deutschland, wo der Luftraum schon sehr groß ist, ist der von Island gigantisch. Da wir uns hier so gesehen mitten im Atlantik befinden, kommt es öfters zu schnellen Wetterumschwüngen. Der isländische Luftraum bietet uns allein aufgrund seiner Größe gute Ausweichmöglichkeiten, sollte das Wetter plötzlich schlecht werden. Das ist anders als bei uns an der Küste von Rostock. Hinzu kommt, dass unser Übungs-Luftraum immer über Wasser ist. Überschallproblematiken wie in Deutschland haben wir hier nicht so restriktiv. 

Sind Sie aufgeregt, bevor Sie einen Trainingsflug machen, der bewertet wird?

Ja, natürlich. Aber sobald ich zum Flieger rausgehe, falle ich dann schon in meine Routine – wenn nicht sogar früher. Das fängt beim Briefing vor dem Fliegen an, wo wir mit den Fluglehrern alles besprechen, was die Mission angeht. Dadurch versuchen wir jede Eventualität abzudecken. Somit weiß jeder von uns, was in der Mission passiert und worauf es ankommt. Das gibt mir Sicherheit und ich gehe dann auch schon mit einer positiven Denkweise an die Sache ran.

Wie geht es nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung zum Rottenführer weiter?

Wenn wir hier ausgebildet sind, dürfen wir als Rottenführer beispielsweise eine Alarmrotte, also zwei bewaffnete Flieger, durch Deutschland führen. Das können wir im Rahmen von Trainingsflügen, sogenannten Tango-Scrambles, machen. In dem Fall trainieren wir nach standardisierten nationalen und NATO-Vorgaben. Dazu gehört auch, dass wir spätestens 15 Minuten nach einer Alarmierung in der Luft sind. Wir können aber auch im Falle eines Einsatzszenarios eine „scharfe“ Alarmrotte, einen Alpha-Scramble, führen. Das beinhaltet einen 24-stündigen Bereitschaftsdienst, damit Deutschland 365 Tage im Jahr einen sicheren Luftraum hat. 

von Elisabeth  Schöneberg

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Übung

Rapid Viking 2023

Die Übung, die sechs Kampfjets und ein Kommando von 30 Soldatinnen und Soldaten nach Island führt.

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