Hub Tiflis – Die letzten Flüge nach Afghanistan
Hub Tiflis – Die letzten Flüge nach Afghanistan
- Datum:
- Ort:
- Georgien
- Lesedauer:
- 3 MIN
Alle Soldatinnen und Soldaten vom Hub Tiflis arbeiten daran, den Ausflug von Personal aus Afghanistan schnell und sicher sicherzustellen. Nicht nur nah dran, sondern mittendrin sind die Piloten mit ihren Transportflugzeugen A400M. Sie fliegen mit ihren Crews direkt nach Afghanistan. Einer von Ihnen ist Hauptmann Christopher R. vom Lufttransportgeschwader 62 aus Wunstorf. Er ist Co-Pilot und erzählt von seinen Flügen nach Afghanistan.
Wie ist dieser Einsatz hier für Sie?
Ich bin ein erfahrener Pilot mit über 800 Flugstunden auf dem Airbus A400M. Trotzdem ist der Einsatz für mich etwas Besonderes. Zum einen aus fliegerischer Sicht und andererseits, weil ich damit Teil des zu Ende gehenden Engagements der Bundeswehr in Afghanistan im Rahmen den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mission Resolute Support bin.
Wie sieht so ein Flug nach Afghanistan für Sie und ihre Crew aus?
Wenn wir zu einem Flug eingeteilt sind, gehen wir mit der Crew nach den abschließenden Briefings die Flugdetails, wie Wetter, Besonderheiten zum Flug und zum Zielort, durch. Dann übernehmen wir die Maschine von den Technikern. Wir schauen nochmal nach Beschädigungen und dem generellen technischen Zustand des Flugzeuges. Auf unseren Flügen haben wir hier auch Techniker an Bord, die uns auf den Missionen unterstützen. Danach bereiten wir das Flugzeug auf den eigentlichen Flug vor und „füttern es mit Daten“. Wenn alle Vorbereitungen erledigt, alle auf ihren Plätzen und angeschnallt sind, lassen wir die Triebwerke mit 44.000 PS an. Normalerweise fliegen wir leer nach Afghanistan, um die Soldatinnen und Soldaten abzuholen. Außer am 17. Juni, als ich als Co-Pilot den Generalinspekteur der Bundeswehr mit nach Afghanistan geflogen habe. Wir rollen auf die Piste und beginnen den knapp drei Stunden dauernden Flug nach Osten. Meistens haben wir Rückenwind und fliegen der Sonne entgegen. Wir halten den Kontakt zur Flugsicherung und fliegen zum Zielort.
Wie ist es für Sie, in Masar-i Scharif zu landen, wissend, dass dies die letzten Flüge in das Einsatzland sind?
Ich habe die Afghanistan-Mission in den letzten Jahren auf vielen Flügen begleitet. Da habe ich oft Personal und Material eingeflogen. Ich war zwar dort nie stationiert, bin mir aber bewusst, welche Bedeutung dieser Einsatz – und gerade jetzt die Beendigung – auch für die Bundeswehr hat. Angepasst an die Sicherheitslage passen wir unsere Landeprozeduren an und bleiben möglichst lang so hoch wie möglich in der Luft. Wir fliegen den Flugplatz dann relativ steil an, im Vergleich bis zu dreimal steiler als ein normaler Airliner. Bis zur Landung bin ich dann auch schon etwas angespannter. Bis zum Verlassen der Landebahn sind wir jederzeit in der Lage, bei Bedrohungssituationen direkt wieder zu starten. Aber normalerweise geht es für uns zur Parkposition.
Wie geht es dann nach der Landung in Afghanistan weiter?
Wir schalten die Triebwerke ab und warten auf die Ladung bzw. die aufzunehmenden Passagiere. Oder, wie beim Flug mit dem Generalinspekteur, verlassen uns die Passagiere, die wir mitgenommen haben. Unsere Crew macht sich dann schon wieder an die Flugvorbereitungen und wir überprüfen das Flugzeug auf seine technische Unversehrtheit für den Weiter- bzw. Rückflug. Unsere Ladungsmeister kümmern sich um die Aufnahme von Personal und Material. Wenn das Luftfahrzeug in Ordnung ist und alle anderen Vorgänge abgeschlossen sind, dann sind wir wieder „ready for departure“. Ziel ist es immer, dieses schnell abzuschließen und die „Bodenzeit“ in Masar-i Scharif möglichst kurz zu halten. Mit maximalen Schub gewinnen wir dann schnell wieder an Höhe – ähnlich wie bei der Landung, nur andersherum. Der Rückflug dauert nun etwas länger und wir erreichen Tiflis.
Was haben Sie für ein Gefühl bei diesen letzten Flügen nach Afghanistan?
Auch wenn wir die Soldatinnen und Soldaten nicht direkt nach Deutschland fliegen, bin ich froh, dass wir sie als Luftwaffe schnell aus dem Einsatzland nach Tiflis bringen können. Ich kann mir gut vorstellen, dass unsere Passagiere bei uns erleichtert sind. Spätestens, wenn sie nach Verlassen des afghanischen Luftraumes ihre Schutzwesten im Flugzeug ablegen dürfen, nehmen wir Ihnen sprichwörtlich ein Stück der Last ab.