Luftwaffe

Rettungssysteme: Hightech für die Sicherheit der Piloten bei VOLFA

Rettungssysteme: Hightech für die Sicherheit der Piloten bei VOLFA

Datum:
Ort:
Frankreich
Lesedauer:
4 MIN

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Was für Autofahrer der Airbag, ist der Schleudersitz für Piloten im Eurofighter: Im Notfall rettet er Menschenleben. Die Fachgruppe Rettungssysteme ist für die Sonderbekleidung und Sicherheitsausrüstung der Piloten beim Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 „Richthofen“ verantwortlich. Hier leisten die Soldatinnen und Soldaten einen überlebenswichtigen Beitrag für den Notfall. Auch auf der Übung VOLFA 2021 in Mont-de-Marsan im südwestlichen Teil Frankreichs sind sie unverzichtbar für die fliegende Crew. 

Eine deutsche und französische Fliegerkombi.

Bei der Übung VOLFA 2021 fliegen vereinzelt auch französische Piloten im zweisitzigen Eurofighter mit. Dazu werden auch sie mit der deutschen Ausrüstung eingekleidet.

Bundeswehr/Kevin Schrief

Nach dem Flug ist vor dem Flug

Eurofighter rollen über die Landebahn und kehren von der Mission zurück. Die Kampfjets werden auf der vorgesehenen Abstellfläche geparkt. Das Team der Fachgruppe Rettungssysteme steht schon in den Startlöchern und wartet ungeduldig darauf, dass sie mit Ihrer Arbeit beginnen kann. Die Piloten steigen aus den Kampfjet und gehen auf direktem Weg zur Nachbereitung der Mission. Speziell die Kontrolle, Wartung sowie die Instandsetzung beispielsweise von Helm und Fliegeranzug, die Kabinenabwurfanlage sowie der Schleudersitz am Eurofighter gehören zu den Aufgaben der Fachgruppe Rettungssysteme. Das Team leistet hier einen unersetzbaren Job zur Sicherheit der Flugzeugführer. Für die Piloten ist es lediglich ein schnelles An- und Ablegen der Ausrüstung. Jedoch steckt deutlich mehr dahinter.

Ein Soldat kontrolliert die Pilotenausrüstung.

Die Pilotenausrüstung sieht nicht nur gut aus und soll bequem sein, sondern muss vor allem sehr funktional sein...

Bundeswehr/Kevin Schrief
Ein Soldat überprüft die Ausrüstung eines Piloten nach dem Flug.

...daher ist eine besonders akribische Vor- und Nachbereitung der gesamten Ausrüstung unerlässlich

Bundeswehr/Kevin Schrief

Hightechkleidung gegen den Kollaps

Die Fliegerkombi hat zahlreiche Eigenschaften. Bei der ständigen Weiterentwicklung wird stets auf die Belange des Piloten und deren Anforderungen eingegangen. In erster Linie ist der Fliegeranzug ein Schutzanzug. Verschiedene Variationen gibt es je nach Übungsgebiet zusätzlich. Beginnend beim Kälteschutz bis zu wasserdichten Overalls sollen den Piloten in Notsituationen schützen. Sowohl bei warmen Temperaturen an Land, als auch im kalten Wasser des Atlantiks, muss im Notfall der beste Schutz der Piloten gewährleistet werden. Darüber hinaus ist er dank seinem schwer entflammbaren Material in einer Notlage Lebensretter. Alle diese Eigenschaften sollen den Piloten nicht einschränken, sondern ihn in seiner Handlungsfähigkeit unterstützen.

Dank zahlreicher Taschen bietet der praktische und bequeme Overall viel Platz für zusätzliche Ausrüstung. Notration und Erste Hilfe Paket zum Überleben, Signalpistole oder Taschenmesser finden in der Flight-Jacket Platz. Diese wird zusammen mit der Anti-G-Hose über der Fliegerkombi getragen. Gerade die Anti-G-Hose ist für den Piloten extrem wichtig. Sie schützt vor einem möglichen Blackout (Bewusstlosigkeit) und unterstützt den Piloten bei extremen g-Kräften. Diese entstehen bei den spektakulären Manövern, die der Eurofighter im Luftkampf fliegen kann – dabei kann zeitweise die bis zu neunfache Belastung des eigenen Körpergewichts auf den Piloten wirken. Aber auch elektronische Verbindungen zum Schleudersitz sowie zum Luftfahrzeug befinden sich am Überwurf. Auch Rang-, Verbands- oder Hoheitsabzeichen sind am Fliegerkombi angebracht – wie hier bei der multinationalen Übung VOLFA auch mal die Landesfahne der französischen Luftwaffensoldaten.

Ein Soldat überprüft einen Pilotenhelm.

Hauptfeldwebel Cegielka checkt nach einem Flug einen sogenannten „HEAHead Equipment Assembly“-Helm. Verbindungen und Funktion stehen hier im Vordergrund.

Bundeswehr/Kevin Schrief

Helme steuern Flugzeuge

Der Pilotenhelm ist voller Technik. Jeder Helm wird individuell angepasst und somit ein Unikat für jeden Flugzeugführer. Hier gibt es zwei Modelle, jedoch wird häufig aufgrund der Technik nur einer bevorzugt. In Sachen Schutz des Kopfes sind beide identisch. Gerade beim Ausschuss soll er den Piloten den bestmöglichen Schutz bieten. Der HEAHead Equipment Assembly-Helm (Head Equipment Assembly) ist der „Alleskönner“ unter den Helmen. Zusätzlich zum Headup-Display sorgen spezielle Visiere dafür, dass dem Piloten alle Informationen bei jeder Kopfbewegung im Visier angezeigt werden. Angebrachte Sensoren am Helm sind mit dem Flugzeug verbunden. Sie berechnen die Stellung des Kopfes und übermitteln dem Luftfahrzeug den Blick des Piloten. Atemmasken mit Sauerstoffzufuhr und Funkverbindungen sind standardmäßig am Helm angebracht. Verbunden ist jeder Helm mit einem Stecker ans Luftfahrzeug. „Die Verbindung checken wir vor jedem Flug sowie nach jedem Flug. Ohne diesen Anschluss ist kein Flugzeug startklar“, so Stabsfeldwebel Konopka, stellvertretender Fachgruppenleiter Rettungssysteme.

Ein Soldat überprüft den Schleudersitz des Eurofighters.

Vorgegebene Wartungsintervalle gelten auch für den Schleudersitz im Eurofighter. Auch hier muss eine permanente Einsatzbereitschaft sichergestellt sein.

Bundeswehr/Kevin Schrief

Enorme g-Kräfte beim Ausschuss

Jedes Militärkampfflugzeug verfügt über die Funktion des Schleudersitz. In Not- und Gefahrensituationen kann sich der Pilot mit dem Schleudersitz aus dem Luftfahrzeug schießen. Gerade bei Flugzeugen mit zwei Sitzplätzen ist der Ausschuss besonders kompliziert. Beim Twin-Seater, Doppelsitzer, werden die Piloten getrennt, einer nach rechts und einer nach links, aus dem Flugzeug geschossen. Alles passiert in weniger als einer Sekunde zeitversetzt. Dies muss zwingend so sein, da sonst die Gefahr der Verletzung für die Flugzeugbesatzung zu groß wäre. Der Abzugsgriff für den Ausschuss ist für jeden Piloten immer zwischen den Beinen griffbereit. Ein Raketen-Treibsatz im Schleudersitz sorgt für das herausschießen des Piloten. Hierbei wirken etwa 15-g auf den Piloten. Dieser Ausschuss kann nur durch den Piloten manuell erfolgen. Im Sitz ist eine  Sauerstoffflasche eingebaut und versorgt den Piloten im Notfall. Ein Fallschirm bremst den Piloten im Schleudersitz ab. Erst nach der Sitz-Mann-Trennung wird der Sitz abgeworfen.

Für alle Rettungssysteme gibt es besondere Wartungsintervalle. Diese werden durch die Fachgruppe Rettungssysteme permanent kontrolliert und dokumentiert. Hierzu Stabsfeldwebel Konopka weiter: „Der Sitz besteht aus verschiedene Komponenten. In der Head-Box liegt der Rettungsfallschirm, im Personal-Survial-Pack sind beispielsweise Schlauchboot und weitere Utensilien zum Überleben des Piloten verstaut.“ Dank dieser Ausrüstung ist der Pilot auch in einer Notsituation ausgezeichnet versorgt. Zwar kommen Rettungssysteme selten zum Einsatz, jedoch retten sie im Notfall Menschenleben. Weiterhin: Safety-Flight. 

Ein Fliegerhelm liegt auf dem Boden vor einem Eurofighter.

HEAHead Equipment Assembly-Helm eines Eurofighterpiloten vor einem Eurofighter des TaktLwG 71 "Richthofen" während der Übung VOLFA 2021 auf der Airbase in Mont-de-Marsan

Bundeswehr/Kevin Schrief
von Stefano Guagliano  E-Mail schreiben

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