Luftoperationen in Europa
Luftoperationen in Europa
- Datum:
- Ort:
- Kalkar
- Lesedauer:
- 4 MIN
Der Einsatz von militärischen Mitteln ist immer die Ultima Ratio und obliegt dem Primat der Politik. Hat die Politik entschieden, Militär einzusetzen, liegt die Verantwortung bei den Streitkräften, Operationen entsprechend der Zielsetzung zu planen und umzusetzen. Den Luftraum über Deutschland zu schützen, liegt in der Zuständigkeit der Luftwaffe.
Wie und wann kommen Luftoperationen in Frage?
Wenn es zu einer Luftoperation kommt, haben viele Planungsprozesse bereits ihren Abschluss gefunden. Dann ist die Luftwaffe gefordert. Um dies zu veranschaulichen, folgende Beispielszenarien:
- Die Regierung entscheidet, deutsche Staatsbürger aus einem afrikanischen Land zu evakuieren, weil dort ein Militärputsch stattgefunden hat. Die Luftwaffe erhält dafür den Auftrag und beginnt mit der Operationsplanung.
- Durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen oder den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Rat wird entschieden, in einem Bürgerkriegsland militärisch einzugreifen, um einen Genozid zu vermeiden. Der Operationsplan, um die politisch vorgegebenen Ziele zu erreichen, kann zivile und auch militärische Teilziele enthalten inklusive des Einsatzes der Luftwaffe als First Responder oder auch „Macht der ersten Stunde“.
Wie wird der Luftraum überwacht?
Die Voraussetzung für alle Luftoperationen ist die Überwachung des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Luftraums. Der Schutz vor Bedrohungen aus der Luft ist die Hauptaufgabe der integrierten NATONorth Atlantic Treaty Organization-Luftverteidigung (NATINAMDSNATO Integrated Air and Missile Defence System , NATONorth Atlantic Treaty Organization Integrated Air and Missile Defense System). In Europa ist diese Aufgabe dem AIRCOM (Allied Air Command) in Ramstein zugewiesen. Für die Luftraumüberwachung betreibt das NATONorth Atlantic Treaty Organization-Kommando zwei CAOCs (Combined Operation Center). Auch die deutschen Überwachungszentralen, sogenannte Control and Reporting Center (CRCCrowd and Riot Control), gehören zur Struktur der integrierten NATONorth Atlantic Treaty Organization-Luftverteidigung und sind bereits im Frieden der NATONorth Atlantic Treaty Organization unterstellt.
Die CRCCrowd and Riot Control Erndtebrück in Nordrhein-Westphalen und Schönewalde in Brandenburg detektieren, identifizieren und stellen in ihrem zugewiesenen Gebiet 24 Stunden am Tag sieben Tage die Woche jedes Flugziel dar und melden an benachbarte CRCCrowd and Riot Control sowie das für Nord- und Mitteleuropa verantwortliche NATONorth Atlantic Treaty Organization-CAOCCombined Air Operations Centre in Uedem am Niederrhein.
Was passiert im Falle einer Identifzierung?
Fliegt ein unbekanntes Flugzeug in den NATONorth Atlantic Treaty Organization Luftraum ein, wird das CAOCCombined Air Operations Centre nach erfolglosem Versuch einer Kontaktaufnahme per Funk eine Sichtidentifizierung anordnen. Hierzu beauftragt das CAOCCombined Air Operations Centre ein CRCCrowd and Riot Control, die Sichtidentifizierung mit zwei Jagdflugzeugen von einem bestimmten Flugplatz durchzuführen. Dieser im Fachjargon genannte „Alpha-Scramble“ wird im CRCCrowd and Riot Control durch den Aircraft Controller durchgeführt, der speziell für diese Aufgabe ausgebildet ist.
Wie läuft ein Alpha Scramble ab?
Nach dem Alarmstart am Flugplatz werden die Eurofighter von der dortigen Flugsicherung an den Aircraft Controller im CRCCrowd and Riot Control übergeben. Dieser Wechsel wird dem Piloten mitgeteilt. Er erfährt, welches CRCCrowd and Riot Control auf welcher Funkfrequenz zu kontaktieren ist. Nach dem „Hand-Over“ hat der Aircraft Controller die Verantwortung für die Mission, auch wenn der Master Controller mit der Flugsicherung bereits eine Flughöhe und eine Flugrichtung verhandelt hat - Parameter, die sich jederzeit ändern können. Der Aircraft Controller behält darüber hinaus die komplette Staffelungsverantwortung zum zivilem Luftverkehr. Hierzu gibt er dem Piloten permanent Anweisungen über Funk, ordnet einzunehmende Steuerkurse und Flughöhen an und informiert über Luftverkehr in der Nähe. Das Missionsziel ist erreicht, wenn der Pilot visuellen Kontakt mit dem unbekannten Flugzeug hergestellt und die Registrierung über Funk durchgeben hat.
Wie läuft eine nationale Beauftragung ab?
Das CRCCrowd and Riot Control kann auch national beauftragt werden, um einen Abfangeinsatz durchzuführen. Das National Lage- und Führungszentrum (NLFZ) ist verantwortlich für die Gewährleistung der Sicherheit im Luftraum (SiLuRa) und ist eine Abteilung des Air and Space Operations Centre (ASOCAir and Space Operations Centre) mit Sitz in Uedem. Es untersteht dem Zentrum Luftoperationen (ZLO) im niederrheinischen Kalkar. Von hier aus werden bei Verletzung des deutschen Luftraums ebenfalls Alarmstarts befohlen. Das NLFZ wurde im Jahr 2003 aufgrund der Terroranschläge des 11. September 2001 in den USA in Dienst gestellt, um ähnlich gelagerten Szenarien begegnen zu können.
Der Hauptunterschied zum Einsatz unter NATONorth Atlantic Treaty Organization-Kommando: Es handelt sich um ein ziviles Luftfahrzeug, das zu einer Bedrohung werden könnte. Ein Indiz ist beispielsweise, dass der Pilot sich nicht mehr auf der zugewiesenen Frequenz der Flugsicherung meldet. Überschreitet diese sogenannte Losscom-Situation eine bestimmte Zeitgrenze und ist der Pilot auch auf anderen Wegen nicht zu erreichen (beispielsweise auf der international veröffentlichten Notfrequenz), wird das NLFZ ebenfalls einen Alarmstart mit dem Ziel der Aufklärung der Situation befehlen. Der Aircraft Controller erhält also die Anweisung zusätzlich einen Cockpit-Check durchzuführen.
Was passiert im Fall der Bündnisverteidigung?
Der Einsatz von Jagdflugzeugen und andere militärische Standard-Verfahren sind bereits in Friedenszeiten in entsprechenden NATONorth Atlantic Treaty Organization Operationsplänen für die Bündnisverteidigung beschrieben. Es handelt sich dabei um sogenannte Artikel 5 Fälle des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Vertrags oder auch Bündnisfall genannt: Sollte es zu einem Angriff auf das NATONorth Atlantic Treaty Organization-Territorium kommen, würde nach Feststellung durch den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Rat je nach regionaler Lage ein Joint Force Command, das heißt ein gemeinsames Hauptkommando durch den Allierten Oberfehlshaber für Europa (SACEURSupreme Allied Commander Europe ) bestimmt, das das Zusammenwirken der Teilstreitkräfte koordiniert.
Bei AIRCOM verbleibt die Luftkriegführung und die Gesamtverantwortung für den Luftraum. Es würde in Folge das NATONorth Atlantic Treaty Organization Joint Air Component Command, das heißt das gemeinsame Kommando für die Luftstreitkräfte, aktiviert. Dieses plant Luftoperationen und organisiert die Luftverteidigung und erstellt dafür eine sogenannte Airspace Control Order und eine Air Task Order (ATO). In diesen Befehl zur Luftkriegsführung fließen die Vorgaben der beiden Operationszentralen Joint Forces Command und Joint Forces Air Component Command ein. Die ATO enthält in der Regel defensive und offensive Anteile.
Auch bei der Bündnisverteidigung spielen die nationalen CRCCrowd and Riot Control eine Rolle: So könnte ein Befehl lauten, mit den dem CRCCrowd and Riot Control zugewiesenen Jagdflugzeugen oder den unterstellten Flugabwehraktenverbänden bestimmte Lufträume zu schützen. Der Waffeneinsatzoffizier, auch Weapons Controller genannt, ist dafür zuständig, seine Spezialisten im CRCCrowd and Riot Control entsprechend einzusetzen. Diese bestehen aus dem SAM (Surface to Air Missile)-Controller, zuständig für den Einsatz der Flugabwehrraketen, und dem Fighter Allocator, der die Verbindung zu den Jagdflugzeugen hält.