Generalprobe am neuen Regierungsterminal: alles echt, außer den Majestäten
Generalprobe am neuen Regierungsterminal: alles echt, außer den Majestäten
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 5 MIN
Staatsempfänge in Tegel sind ab dem 21. Oktober Geschichte. Dann werden alle Hoheiten, Präsidenten und Staatsgäste am neuen Regierungsterminal in Schönefeld empfangen. Auch der politisch-parlamentarische Flugbetrieb der Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums startet und landet dann in Schönefeld. Damit im Echtbetrieb alles perfekt klappt, wurde am 5. Oktober intensiv geprobt: Ihre Majestät Königin Mara II. aus dem fiktiven Königreich Ruritanien gab sich die Ehre.
„Was man geübt hat, kann man“, sagt Oberst Johannes Stamm, der stellvertretende Kommandeur der Flugbereitschaft. Deshalb hat er in die Generalprobe der Protokollabteilungen des BMVgBundesministerium der Verteidigung und des Auswärtigen Amtes für sein Team so viele „Schikanen“ wie möglich eingebaut, um alle Bereiche auf mögliche Schwachstellen abzuklopfen.
Der Kommandeur als Prinzgemahl
Das Programm ist vollgepackt, die Zeiten sind eng gestaffelt. Im Mittelpunkt steht der Staatsempfang für die Königin von Ruritanien und ihren Prinzgemahl. Diese Majestäten gibt es ebenso wenig wie das Land, aber dahinter stecken echte Menschen. Die Königin wird dargestellt von Judith Urban, Leiterin des Referats 704 der Protokollabteilung des Auswärtigen Amtes, das unter anderem für die VIPvery important person-Betreuung an Flughäfen zuständig ist. Seine Königliche Hoheit Prinz Noni ist Oberst Daniel Draken, der Kommandeur der Flugbereitschaft. Beide wissen genau, worauf zu achten ist und wie die flugbetrieblichen und protokollarischen Prozesse korrekt ablaufen müssen.
Rund um den Empfang werden zusätzlich Abflüge der Bundeskanzlerin und der Verteidigungsministerin simuliert. Und um das Ganze auf dem nur 7 Hektar großen Gelände noch zu erschweren, parkt auf dem Vorfeld außerdem ein A310 der Flugbereitschaft.
Haubitzen auf der A100
Die ersten, die an diesem Tag etwas von der Übung in Schönefeld mitbekommen, sind die Autofahrer auf der A100. Von Tegel aus schiebt sich um fünf Uhr morgens eine etwa 150 Meter lange Kolonne von Lkw mit angehängten Feldhaubitzen über die Berliner Stadtautobahn. Eskortiert wird der 40 Stundenkilometer langsame Zug von Feldjägern. Eine Dreiviertelstunde später passiert die Kolonne des Salutzugs die Wache und rollt auf das Gelände des Regierungsterminals.
Mehrere Hundert Menschen proben mit
Hier finden sich im Lauf des Morgens auch alle anderen Protagonisten ein, mehrere Hundert Menschen: darunter Motorradstaffeln vom Begleitschutz und Verkehrsdienst der Berliner Landespolizei, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Protokollabteilungen des Auswärtigen Amtes, des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVgBundesministerium der Verteidigung) und des Bundeskriminalamts, zwei Busse mit 90 Protokollsoldaten des Wachbataillons BMVgBundesministerium der Verteidigung, und Angestellte einer Firma für technische Dekoration, die später den 30 Meter langen roten Teppich aus Kokosfasern für die Hoheiten bis an die Flugzeugtreppe ausrollen werden. Das gesamte „Stamm“-Team der Flugbereitschaft in Schönefeld, 60 Soldatinnen und Soldaten, ist da längst an seinen Plätzen.
Dazu gehört auch der Luftumschlagzug, der sich um Gepäckabfertigung, Pass- und Sicherheitskontrollen all der Passagiere kümmert, die zu den Delegationen von Staatsoberhäuptern gehören. Diese komplette Kontrollstrecke läuft heute ebenfalls im Praxistest.
Während an der westlichen Seite des Vorfelds die Haubitzen für das Salutschießen aufgebaut werden und später der gerade gelandete A310 aus Köln auf das Vorfeld fährt, hat das Team der Einsatzsteuerung in der ersten Etage des Gebäudes alles im Blick: auf den zahlreichen Monitoren und durch die Fenster, die zum Vorfeld hinausgehen. Hier ist die Verbindung zum Flughafen Berlin-Brandenburg, hier werden die Gebäude- und die Lichttechnik auf dem Vorfeld überwacht, hier ist der direkte Draht zur Wache am Tor und hier läuft auch die erste Meldung ein, als die Regierungsmaschine Ruritaniens, dargestellt von einem A340 der Flugbereitschaft, sich nähert.
Betriebsbereit seit 1. Oktober
Die Probe läuft wie am Schnürchen, jeder kennt seinen Platz, jeder weiß, was er zu tun hat. So war es auch, als die Flugbereitschaft alles in Bewegung setzte, um bei einer vorzeitigen Schließung des Flughafens Tegel, die im Frühjahr drohte, dreieinhalb Monate früher als geplant bereit zu sein. Seitdem konnte das Team in Schönefeld die Zeit für das „Feintuning“ nutzen, wie Johannes Stamm es nennt. Die Einrichtung des Sicherheitsbereichs, den es hier wie auf jedem zivilen Flughafen gibt, Ende September lief ebenfalls problemlos. Und am 1. Oktober konnte Stamm pünktlich und offiziell die Betriebsbereitschaft des Standorts der Flugbereitschaft Schönefeld melden.
Eurofighter fliegen für das Königspaar
Spätestens um 11 Uhr bekommen auch die Anwohner in einiger Entfernung mit, dass am neuen Regierungsterminal etwas los ist. Die ersten der 21 Salutschüsse krachen zu Ehren des Königspaars, das oben auf der Treppe am Flugzeug steht. Gleichzeitig gibt es einen Überflug der zwei Eurofighter vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74, die die Maschine ab Plauen eskortiert haben. Das alles gehört zu den militärischen Ehren, mit denen Staatsoberhäupter und Präsidenten empfangen werden, wenn sie zum ersten Mal in dieser Funktion nach Deutschland kommen.
Auch wenn so große Empfänge nicht häufig sind, müssen sie perfekt laufen. Diese Generalprobe bietet allen Beteiligten die Möglichkeit, das Zusammenspiel am neuen Standort zu üben. Die anderen „gespielten“ Abflüge funktionieren ebenfalls gut. Die Zeiten stimmen, die Fahrer und Eskorten kennen die Wege. Diese führen nicht zum Vorfeld des Regierungsterminals. Da ist bei einem Staatsempfang zu wenig Platz und der Lärm eines startenden Flugzeugs würde den Empfang stören. Deshalb wartet die für den simulierten Bundeskanzlerinnen-Flug bereitgestellte Global 6000 an der Halle des Lufthansa Bombardier Aviation Services und der A319 für die Verteidigungsministerin auf einem zusätzlichen Stellplatz auf dem Gelände der sogenannten Ramp 2.
An dieser Ramp 2 wird später einmal der endgültige neue Regierungsflughafen gebaut, der mit 16 Hektar wesentlich mehr Platz für die Flugzeuge und Hubschrauber der Flugbereitschaft bietet. Doch die Flughafengesellschaft wird das Gelände voraussichtlich erst 2030 übergeben. Bis dahin bleibt das Interims-Regierungsterminal die Heimat der Flugbereitschaft in Schönefeld.
Startklar am 21. Oktober
Als die Generalprobe am frühen Nachmittag zu Ende geht, ist die Stimmung gut. „Natürlich gibt es an einigen Stellen noch Korrekturbedarf“, sagt Oberst Stamm. „Aber dafür ist eine solche Übung schließlich da.“ Ihm sei die Probe fast zu glatt gelaufen, denn alles war minutiös geplant und alle Beteiligten hätten sich genau an das „Drehbuch“ gehalten. „Das ist im wahren Leben nicht immer so. Wir müssen immer mit Verspätungen oder anderen Hindernissen rechnen“, sagt Stamm. Aber er ist sicher, dass sein Team auch am neuen Standort alles optimal für jeden Fluggast regelt.
Der Kommandeur der Flugbereitschaft, Oberst Draken, ist ebenfalls sehr zufrieden: „Die Übung heute am 5. Oktober ist aus unserer Sicht sehr erfolgreich gelaufen“, sagt er. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass der Regierungsflugbetrieb hier am 21. Oktober starten wird.“