Gemeinsam Menschenleben retten – Hilfseinsatz für Indien
Gemeinsam Menschenleben retten – Hilfseinsatz für Indien
- Datum:
- Ort:
- Wunstorf
- Lesedauer:
- 4 MIN
Den indischen Krankenhäusern geht der medizinische Sauerstoff aus. Soldatinnen und Soldaten der Luftwaffe sind per A400M auf dem Weg, um zu unterstützen.
Große olivfarbene 20-Fuß-Container mit einem Aufkleber der Europäischen Union und einem roten Kreuz werden in den Laderaum des A400M mit der Kennung 54+05 verladen. Das Flugzeug rollt auf die Start- und Landebahn, bereit für den Abflug nach Indien, wo seine Ankunft bereits erwartet wird.
Multinationaler Hilfseinsatz gegen Covid-19
Das durch die Corona-Pandemie schwer getroffene Indien mit seinen über 1,3 Milliarden Einwohnern hatte innerhalb kürzester Zeit Neuinfektionen im fünfstelligen Bereich registriert. Die Sterblichkeitsrate aufgrund des Virus steigt stetig. Den Krankenhäusern geht der medizinische Sauerstoff aus, der für die Behandlung von Covid-19 notwendig ist.
Mehr als 40 Nationen haben den Entschluss gefasst, die südasiatische Republik zu unterstützen. So auch die Bundesrepublik Deutschland. Das Auswärtige Amt beschloss am 28. April 2021, einen Hilfseinsatz zu starten. Im Rahmen der humanitären Not- und Katastrophenhilfe übernimmt die Bundeswehr den Einsatz. Kofinanziert wird die Hilfsleistung über den Europäischen Katastrophenmechanismus (EUCPM).
Zwei Teilstreitkräfte, eine Bundeswehr und ein Ziel
Der Sanitätsdienst der Bundeswehr besitzt im medizinischen Bereich das geschulte Personal und die Ressourcen. Damit sie schnellst möglich vor Ort den Menschen helfen können, werden sie von ihren Kameradinnen und Kameraden der Luftwaffe unterstützt, denn eine der Kernkompetenzen der fliegenden Teilstreitkraft ist der Lufttransport und das, wenn nötig, weltweit. „Das sind keine Routine-Aufträge für uns, doch meine Verbände arbeiten im Team eng zusammen und Hand in Hand mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr. Wir haben ein gemeinsames Ziel: Menschenleben zu retten“, sagte der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz.
Ohne Pause auf dem Weg nach Indien
Innerhalb von wenigen Tagen nach dem Beschluss hieß es für die Soldatinnen und Soldaten „Tasche packen“. Am Samstag, den 1. Mai 2021, machte sich der Airbus A350 „Kurt Schumacher“ mit der Kennung 10+03 vom Flughafen Köln/Bonn aus auf nach Neu-Delhi. Mit seiner Reichweite von 18.000 Kilometern wurde ohne Zwischenstopp auf direktem Weg nach Indien geflogen. Das zweistrahlige Großraum-Verkehrsflugzeug ergänzt seit 2020 die Flotte der Flugbereitschaft des BMVgBundesministerium der Verteidigung. Der Regierungsflieger wird im regulären Betrieb für politisch-parlamentarische VIPvery important person-Flüge genutzt. Für die Hilfsaktion stellte ihn die Luftwaffe zur Verfügung.
„Ich freue mich, dass wir mit dem A350, dem modernsten Flugzeug der Flugbereitschaft, diesen wichtigen Beitrag im weltweiten Kampf gegen das Virus so schnell leisten können“, sagte Gerhartz über diese Einsatzbereitschaft. Die Maschine brachte 120 dringend benötigte Beatmungsgeräte und 13 Soldatinnen und Soldaten des Sanitätsdienstes, welche bis zu 14 Tage in dem Land verbleiben, nach Indien. In der Hauptstadt angekommen übernahm das Indische Rote Kreuz die Geräte.
Sauerstoff für die Krankenhäuser
Wie der Inspekteur der Luftwaffe es bereits angekündigt hattet: „Unsere A400M des Lufttransportgeschwaders 62 aus Wunstorf werden dann das größere Material nach Indien bringen“, starteten am 5. und am 6. Mai 2021 jeweils ein Airbus A400M vom Wunstorf aus in Richtung Neu-Delhi. An Bord die Sauerstofferzeugungsanlage. „Wir sind als Luftwaffe stolz darauf, mit unserem Lufttransport einen wichtigen Beitrag im weltweiten Kampf gegen das Corona-Virus zu leisten“, so Gerhartz.
Sie ist für die Menschen in Indien überlebenswichtig, da es zunehmend an Sauerstoff für die Behandlung in den Krankenhäusern mangelt. Vorab wurde die Anlage durch den Sanitätsdienst der Bundeswehr von Weißenfels nach Wunstorf transportiert. Dort wurde sie anschließend an die Luftwaffe übergeben, die mit dem A400M den schnellstmöglichen und weltweiten Transport der großen und schweren 20-Fuß-Container übernimmt.
Überlebenswichtig – die Sauerstofferzeugungsanlage
Nach einem Zwischenstopp in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo die Transportflugzeuge ihren Treibstoff auffüllten, ging es weiter nach Neu-Delhi. In Indien angekommen übernahmen dann die Soldatinnen und Soldaten des Sanitätsdienstes die Anlage. Zuvor haben diese für den Aufbau die örtlichen Gegebenheiten erkundet. Aufgebaut wird sie nun in der Nähe des Flughafens Neu-Delhi, bei einem Corona-Hospital. Im Anschluss werden die Sanitäter das Personal des Indischen Roten Kreuzes in das System einweisen.
Die Sauerstofferzeugungsanlage kann pro Tag bis zu 400.000 Liter gasförmigen Sauerstoff erzeugen. Sie wird Indien für bis zu drei Monate zur Versorgung der Kranken geliehen. Insgesamt befinden sich sechs solcher Anlagen im Besitz der Bundeswehr.
Jedes Menschenleben zählt
Für die Luftwaffe ist dies nicht der erste Unterstützungseinsatz in Verbindung mit der Pandemie. Indien ist nach Portugal und Brasilien bereits das dritte Land 2021 in das lebensrettende Hilfsgüter, wie auch Material und Personal, transportiert werden.
„Lufttransport ist Routine für uns, aber wir alle wissen, dass es bei der Bekämpfung dieser Pandemie um Menschenleben geht, und jedes einzelne zählt“, untermauert der Inspekteur der Luftwaffe. Aus diesem Grund ist die Bundeswehr mit gebündelten Kräften aus Sanität und Luftwaffe im Hilfseinsatz um einen Beitrag zu leisten, dass den Menschen in Indien geholfen und möglichst viele Leben gerettet werden.