Luftwaffe
Tradition

Die Tragödie der Transall verändert die Luftwaffe

Die Tragödie der Transall verändert die Luftwaffe

Datum:
Ort:
Kreta
Lesedauer:
4 MIN

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1975 stürzte die C-160 Transall 50+63 beim Berg Malotyra auf Kreta ab. 41 Soldaten und ein ziviler Feuerwehrmann der Flugabwehrraketentruppe und des LTGLufttransportgeschwader 63 waren an Bord und auf dem Weg zu einem Schießtraining. Alle kamen ums Leben. Jetzt erinnerten und gedachten Angehörige der Luftwaffe und des Heeres der Opfer und feierten ihr Andenken.

Zwei Soldaten in blauer Uniform stehen mit einem Kranz unter einem Olivenbaum.

Jedes Jahr gedenken aktive und ehemalige Kameraden, Angehörige wie auch Freunde der Opfer dieses tragischen Tages und legen Kränze an beiden Ehrenmalen nieder – hier in Maleme auf Kreta

Bundeswehr/Thomas Skiba

Das Unglück

Vor genau 50 Jahren ereignete sich auf der Insel Kreta eine der schwersten Tragödien in der Geschichte der Bundeswehr. Am 9. Februar 1975 verlor eine C-160 Transall mit der Kennung 50+63 wegen eines Navigationsfehlers die Orientierung und zerschellte kurz darauf am Berg Malotyra. An Bord befanden sich 41 Soldaten und ein ziviler Feuerwehrmann, die auf dem Weg zur NATONorth Atlantic Treaty Organization-Übung Missile Firing Installation (NAMFINATO Missile Firing Installation) waren. Das Flugabwehrraketen-Bataillon 39 aus Süderbrarup sollte mit seiner 1. Staffel auf Kreta an einem Übungsschießen teilnehmen – doch das Schicksal hatte einen anderen Verlauf für sie vorgesehen.

Der verhängnisvolle Flug

Die Maschine war um 11:53 Uhr von der Luftwaffenbasis Hohn in Schleswig-Holstein gestartet, mit einem planmäßigen Zwischenstopp in Neapel, um Treibstoff nachzutanken. Trotz zunächst guter Wetterbedingungen verschlechterten sich die Sichtverhältnisse auf den letzten Meilen vor Kreta. Um 14:22 Uhr meldete die Besatzung ihre letzte Position. Wenige Sekunden später riss der Funkkontakt ab. Der Absturzort war nur 15 Meilen vom Ziel entfernt. Die Transall zerschellte an einem Berghang in unwegsamem Gelände. Rettungskräfte, unter anderem Gebirgsjäger aus Deutschland, wurden sofort mobilisiert, doch die Nachricht, die sie mitbrachten, war erschütternd: Es gab keine Überlebenden.

Die unmittelbaren Folgen

Für die Bundeswehr ist dieses bis heute der schwerste Flugunfall in ihrer Geschichte. Die Nachricht vom Absturz verbreitete sich rasch, und Trauer machte sich breit – nicht nur bei den Angehörigen der Opfer, sondern auch innerhalb der Bundeswehr und der gesamten Bundesrepublik. In Süderbrarup, der Heimat der meisten der verunglückten Soldaten, herrschte tiefe Betroffenheit. Die nachfolgenden Untersuchungen ergaben, dass ein Navigationsfehler in Verbindung mit unzureichenden Höhenangaben im Kartenmaterial die Hauptursache für den Unfall war. Der Pilot war sich offenbar nicht bewusst, dass sich ein hoher Berghang auf seiner Flugroute befand, und steuerte die Maschine in das verhängnisvolle Terrain.

Das persönliche Schicksal

Unter den Soldaten hätte auch Melf Melfsen aus Bordelum sein sollen, ein junger Mann, damals gerade einmal 20 Jahre alt. Doch sein Vater hatte sich geweigert, ihm die Erlaubnis zu geben, sich als Zeitsoldat zu verpflichten. Bis zum 01. Januar 1975 galt noch, dass man erst mit 21 Jahren die Volljährigkeit erlangte und freie Entscheidungen treffen konnte. Aufgrund seines Alters und der fehlenden Zustimmung durfte er nicht mitfliegen. Diese Entscheidung, die auch zu Spannungen zwischen Vater und Sohn führte, rettete ihm wohl das Leben. Als er von dem Unglück erfuhr, muss er ein Wechselbad der Gefühle durchlebt haben: Dankbarkeit, Trauer, vielleicht auch Schuld. Warum blieb gerade er verschont, während seine Kameraden starben?

Die langfristigen Auswirkungen

Die Tragödie von Kreta hat tiefe Spuren hinterlassen. Sie war ein Weckruf für die Luftwaffe, die ihre Navigationsverfahren und Sicherheitsvorkehrungen überarbeitete, um solche Unfälle in Zukunft zu vermeiden. Die Erinnerung an die 42 Menschen, die an diesem Tag ihr Leben verloren, bleibt. Der überlebende Soldat, stellvertretend steht er für mehrere andere Kameraden, die für diesen Flug vorgesehen waren und aus verschiedenen Gründen nicht daran teilnahmen. Er lebt heute als Rentner und ehemaliger Landwirt und trägt die Erinnerungen an seine Kameraden stets in sich.

Ein Hawk-Flugkörper und großer Gedenkstein, auf dem die Namen aller Absturzopfer zu lesen sind.

Ein weiteres Gedenken fand auf der North Atlantic Treaty Organization Missile Firing Installation, kurz NAMFINATO Missile Firing Installation-Range, statt. Hier sind die die Namen aller Absturzopfer zu lesen.

Bundeswehr/Daniel Haase

Das Gedenken

Jedes Jahr gedenken ehemalige Kameraden, Angehörige und Freunde der Opfer dieses tragischen Tages. In Schleswig-Holstein und auf Kreta erinnern Denkmäler an die Verstorbenen und Gedenkfeiern werden abgehalten, um sicherzustellen, dass ihr Opfer nicht in Vergessenheit gerät.

Zuerst wurde auf dem Soldatenfriedhof Maleme eine Gedenkzeremonie abgehalten. Ein weiteres Gedenken fand auf der North Atlantic Treaty Organization Missile Firing Installation, kurz NAMFINATO Missile Firing Installation-Range, statt. Hier stehen ein Hawk-Flugkörper und ein großer Gedenkstein, auf dem die Namen aller Absturzopfer zu lesen sind.

 Die Geschichte der Transall 50+63 und ihrer Besatzung wie der Passagiere ist mehr als eine Tragödie – sie ist eine Mahnung, den Wert des Lebens und die Verantwortung in der Luftfahrt niemals zu unterschätzen. Brigadegeneral und Kommandeur Bodengebunde Verbände Arnt Kuebart sagte im Angesicht des Ehrenmals: „Unsere verstorbenen Kameraden erinnern und mahnen uns, jeden Tag sinnstiftend zu leben.“  Sie erinnerten daran, so Kuebart weiter, dass hinter jeder militärischen Mission Menschen stünden, deren Einsatz und Opfer nie vergessen werden dürfe. Die Erinnerung bleibe.

von Thomas Skiba

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