Flugvorbereitung – Ein Blick hinter die Kulissen
Flugvorbereitung – Ein Blick hinter die Kulissen
- Datum:
- Ort:
- Rumänien
- Lesedauer:
- 3 MIN
Bei der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mission enhanced Air Policing South (eAPSenhanced Air Policing South) in Rumänien werden täglich gemeinsame Trainingsflüge und auch bewaffnete Schutzflüge mit britischen Kampfflugzeugen absolviert. Damit das möglich ist, arbeitet eine Reihe von Soldatinnen und Soldaten bereits im Morgengrauen und oft bis spät in die Nacht. Es sind die ‚unsichtbaren Helfer‘, ohne die ein Fliegen nicht möglich wäre.
Es ist strahlend blauer Himmel auf dem Flugplatz Mihail Kogalniceanu nahe der rumänischen Küste. Bei leichtem Wind rollt der Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 „Richthofen“ langsam über den ‚Taxiway‘. Der Flugwart gibt dem Flugzeug einen kurzen ‚Klaps‘ im Vorbeirollen und wünscht damit seinem Kameraden an Bord einen guten Flug, bevor er per Handzeichen das Kommando zum Einnehmen der Startposition gibt.
Lange Vorbereitung
Damit der Eurofighter zu seinem Trainingsflug starten kann, bedarf es einer gründlichen, mindestens eine Stunde dauernden Vorbereitung. Bereits in den Morgenstunden beginnen die Fluggerätmechaniker der Wartungs- und Waffenstaffel, ihre ‚Checklisten‘ abzuarbeiten. Gut 40 Punkte sind zu überprüfen und je nach Zustand und Fehlerangabe zu beheben. Sie kontrollieren den Luftdruck der Reifen, die Sprit- und Ölstände und führen eine komplette Sichtprüfung durch. Jeder Handgriff muss sitzen, jeder Ablauf ist in jahrelanger Ausbildung trainiert worden, denn auch wenn es schnell gehen muss, wie bei einem Start der Alarmrotte, dürfen keine Fehler passieren. Denn im Ernstfall bedeuten diese einen Ausfall der Maschine oder im schlimmsten Fall einen Defekt während des Flugs.
Bewaffnung
Der Eurofighter ist bei seinen Flügen zur Selbstverteidigung bewaffnet. Dazu gehören eine Bordkanone mit 27-mm-Geschossen und Lenkflugkörper, genannt IRIS-TInfra-Red Imaging System–Tail/Thrust Vector-Controlled. Außerdem gibt es eine Selbstschutzanlage, bestehend aus Chaff, das für Radargeräte eine reflektierende Wolke erzeugt und damit das Luftfahrzeug sozusagen unsichtbar macht, und einer Ablenkwaffe, den Flares. Diese verbrennen bei Aktivierung besonders heiß, so dass ein Lenkflugkörper mit einem Suchkopf, der auf den heißen Abgasstrahl des Jets zielt, abgelenkt wird.
Bevor eine Mission jedoch überhaupt beginnt, bewertet vorher ein Munitionssystemtechnischer Offizier die Rahmenbedingungen vor Ort und erstellt anschließend daraus ein Sicherheitskonzept, wie im Einsatzort mit der Munition insgesamt umgegangen werden soll. Dabei wird geprüft und bewertet, welche Auswirkungen eine ungewollte Umsetzung von Munition oder Explosivstoffen bei der Mission haben würden, um den höchstmöglichen Schutz der Soldaten und des eingesetzten Materials zu gewährleisten. Mit der Bewertung wird bereits im Vorfeld die Missionsführung beraten, wie die Sicherheit im Umgang mit Munition für alle Beteiligten zu gewährleisten ist.
Der Munitionssystemtechnische Feldwebel (alte Bezeichnung „Feuerwerker“) kümmert sich um die praktischen Tätigkeiten, wie das vorschriftenkonforme Einlagern, Verpacken und das Zuführen der Munition vor dem Flug. Er überwacht auch den sicheren Umgang mit der Munition vor Ort. Bevor der Munitionssystemtechnische Offizier oder der „Feuerwerker“ seine Tätigkeit ausüben darf, absolviert er eine mehrjährige nationale Ausbildung und nimmt auch an internationalen Lehrgängen der NATONorth Atlantic Treaty Organization teil. Dabei handelt es sich um eine teure und anspruchsvolle Ausbildung. Das kontrollierte Sprengen aller Arten von Munition innerhalb des Einsatzes der jeweiligen Zuständigkeit ist Bestandteil des Trainings.
Viele weitere Helfer
Nach der Landung des Luftfahrzeugs ist noch lange nicht Feierabend. Dann kommt der ‚De-Briefer‘, also der Flugdatenauswerter, ins Spiel. Er überträgt die Flugdaten aus der Portable Maintenance Data Storage (PMDS), einer Art ‚Daten-Stick‘, der Fehler und weitere Daten des Fluges aufzeichnet, in seinen Computer und entscheidet danach, ob und in welchem Umfang diese Fehlermeldungen überprüft werden müssen. Überwacht werden alle Maßnahmen durch die Systemingenieure. Sie fungieren als Flugdatenanalysten für alle Bereiche der Technik, als Schnittstelle zur Industrie und beraten zudem die Piloten und die gesamte Technik. Ebenfalls eine Rolle spielen die Prüfer, unterteilt in die Bereiche Avionik und Mechanik, die unter anderem die Verkehrssicherheit des Eurofighters bestätigen. Nach Zuteilung der Fehlermeldungen beginnt die Arbeit der technischen Fachgruppen. Es gibt einen Fachmann für Rettungssysteme, wie beispielsweise den Schleudersitz, einen Mechaniker für die Bremsen und das Fahrwerk, also alle hydraulischen Bereiche und Elektroniker für Hochfrequenztechnik, die sich um die Radare und deren Kommunikation kümmern. An diesem Abend ‚spuckt‘ der Computer keine Auffälligkeiten aus und auch die Crew von der Wartung hat keine notwendigen Ausbesserungsarbeiten entdecken können. Daher heißt es nach nur eineinhalb Stunden: Sachen zusammenpacken, alles sicher verstauen und zurück zur Unterkunft, bevor es morgen wieder heißt: Der nächste Trainingsflug steht an.