Fliegen bei Nacht – mehr als nur Instrumentenflug
Fliegen bei Nacht – mehr als nur Instrumentenflug
- Datum:
- Ort:
- Deutschland
- Lesedauer:
- 2 MIN
Ob Lufteinsatz im Golfkrieg oder Hilfseinsatz ins frühere Jugoslawien – viele Bilder davon zeigen Einsätze bei Nacht. Denn die Dunkelheit bietet vielfältigen Schutz gegen Feinde. Je höher geflogen wird und je dunkler es ist, desto sicherer. Die Kehrseite: Die Besatzungen sehen ohne Hilfsmittel weniger und können sich schlechter orientieren.
Wer die Augen schließt und sich dreht, verliert schnell die Orientierung. Bleibt man dann abrupt stehen, bleibt der Eindruck, sich weiter zu drehen. Bei Tag nimmt der Pilot die Bewegung des Flugzeugs durch die Sicht nach außen wahr. Das Gehirn synchronisiert Wahrnehmung und Bewegung. Bei absoluter Dunkelheit fehlen diese notwendigen Referenzen. Auftretende Desorientierung und Übelkeit werden durch den Blick ins Cockpit verstärkt. Eine Erfahrung, die Beifahrer im Auto selbst am Tage machen können, wenn sie sich auf das Handy oder ein Buch konzentrieren und nicht nach außen schauen.
Was man sich am Tag bei guter Sicht im Alltag und bei Übungen antrainiert hat, muss man bei Dunkelheit unter den veränderten Verhältnissen auch beherrschen. So ist es bereits am Tag eine Herausforderung, mit dem Jet an ein Tankflugzeug anzukoppeln. Umso schwerer ist das bei Nacht. Doch wer das nicht schafft, gefährdet den eigenen Einsatz und gegebenenfalls die gesamte Mission. Deshalb sind Übungsflüge bei Nacht so wichtig.
Hilfsmittel mit Einschränkungen
Nachtsichtbrillen bieten den Piloten bei Dunkelheit mehr Orientierung und zusätzliche Informationen. So können Bewegungen, aber auch andere Luftfahrzeuge und das Ziel der Mission besser erkannt werden. Dabei ist die Anzeige jedoch leicht verzögert und die 3D-Sicht erheblich vermindert. Dies führt zu einer veränderten Wahrnehmung von Entfernungen und Geschwindigkeit, an die sich die Besatzungsmitglieder gewöhnen müssen. Zudem müssen Beleuchtung und Anzeigen im Cockpit auf das Hilfsmittel angepasst sein. Auch dazu bedarf es Routine.
Ein Plan für die Einsatzbereitschaft
Wie bei der Führerscheinprüfung fürs Auto müssen Pilotinnen und Piloten Flüge bei Tag und Nacht mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen durchführen. Piloten und Pilotinnen der Bundeswehr müssen diese Ausbildungsanteile regelmäßig wiederholen, um ihre volle Einsatzbereitschaft zu erhalten. Dabei zählen nicht nur die Zahl der Flugstunden im Cockpit und im Simulator. Auf dem Plan stehen allgemeine Aufgaben wie Starts und Landungen, erfolgreiche Luftbetankungsvorgänge sowie der Einsatz der im Verband eingesetzten Waffen, Aufklärungs-, Zielerfassungs- und Selbstschutzsysteme.
Nur wer seine geplanten Ausbildungs- und Übungsflüge bei Tag, im Simulator und auch bei Nacht erfüllt, wird als „voll einsatzbereit“ eingestuft. Und genau das müssen die Pilotinnen und Piloten sein.