Feuerfeste Soldaten – der militärische Brandschutz
Feuerfeste Soldaten – der militärische Brandschutz
- Datum:
- Ort:
- Schortens
- Lesedauer:
- 3 MIN
Der militärische Brandschutz – eine der vielen Fähigkeiten des Objektschutzregimentes der Luftwaffe. Auch hier wird geübt, trainiert und sich auf den Einsatz vorbereitet.
Kurz nach zehn Uhr ist es an dem kalten, klaren Morgen auf dem stillgelegten Flugplatz in Jever, als es laut wird. Ein Airbus A400M setzt zum Landeanflug an, überfliegt den Platz in weniger als 400 Fuß, also 130 Metern Höhe, setzt erneut an, bevor er endgültig landet. Die Start- und Landebahn des ehemaligen Flugplatzes wird nur noch zu Übungszwecken angeflogen. Und aktuell heißt es im Objektschutzregiment: Schichtübungswoche.
Wenn Training, dann einsatznah
Zwei Wachschichten, 24/7 rund um die Uhr, für zwölf Tage – und geübt wird alles, was das „Schweizer Taschenmesser“ hergibt: von Infanterie bis Brandschutz, wobei in der letzten Übungswoche beides miteinander verschmilzt. Die zwölf Tage sind bis zur letzten Minute durchgeplant. Die Übungsteilnehmer wissen aber nicht, was passiert. Der Überraschungseffekt ist willkommen: Er erzeugt das einsatznahe Training, denn im Einsatz weiß man vorher auch nicht, was auf einen zukommt.
Blaulicht, Martinshorn und Atemschutzgeräte – es sieht aus wie eine ganz normale Feuerwehr, es hört sich an wie eine ganz normale Feuerwehr, und doch sind sie anders: die militärischen Brandschutzkräfte. Sie sind die Feuerwehr für den Auslandseinsatz und nehmen dort die Aufgaben wahr, die im Inland die Bundeswehrfeuerwehr hat. Die Bundeswehrfeuerwehr besteht ausschließlich aus zivilen Beamten. Sie werden aber an derselben Schule ausgebildet, wie die militärischen Brandschützer – im tiefen Süden Deutschlands: in Stetten am kalten Markt.
Sie sehen aus, wie die ganz normale Feuerwehr und doch sind sie anders – die militärischen Brandschutzkräfte.
Die 58 Bundeswehrfeuerwehren sind alle spezialisiert. Sie sind auf Flugplätzen, Untertage-Anlagen und anderen Dienststellen mit erhöhtem Gefahrenpotenzial stationiert. Dabei wurden sie explizit für Drehflügler, also Hubschrauber; Strahlflugzeuge, zum Beispiel den Eurofighter, oder für Anlagen wie Munitionsbunker ausgebildet.
Luftfahrzeug ist nicht gleich Luftfahrzeug
In ihrer Spezialisierung bekommen die Feuerwehrmänner die grundlegenden Kenntnisse vermittelt, die den Brandschutz eines Hubschraubers von dem eines Transportflugzeugs unterscheidet – sprich: ein Transporthubschrauber CH-53 wird anders gelöscht als ein Transportflugzeug A400M.
Auf dem Flugplatz in Schortens lernen die militärischen Brandschützer während der Übung die Besonderheiten, die der A400M mit sich bringt, kennen. Dieses Flugzeug besteht zu 30 Prozent aus Faserverbundstoffen und diese Stoffe verbrennen hochgiftig. Außerdem hat die Propellermaschine andere Gefahrenbereiche: Sie ist größer, hat andere Klappen und Türen, andere Selbstschutzanlagen. All das sind bedeutende Details für die Brandschützer.
Ein Flugzeug wird generell im dualen Löschverfahren gelöscht. Das heißt, man bekämpft den Brandherd mit einem Wasser-Schaum-Gemisch und mit Pulver. Auf der einen Seite kühlt das Wasser die Flamme, auf der anderen ist es das Treibmittel für das Pulver. Das Gemisch, das dabei entsteht, umschließt die Flamme und erstickt sie.
Der militärische Brandschutz - die etwas andere Feuerwehr
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Die Bereitschaft an der Piste
Soll auf einem Flugplatz also ein Flugzeug der Kategorie 8 landen, beispielsweise ein A400M, müssen mindestens 21 Feuerwehrleute binnen einer Minute mit ihren drei Fahrzeugen und 29.440 Liter Wasser einsatzbereit am Luftfahrzeug sein, falls das Flugzeug „crasht“. Mit an Bord der Pistenbereitschaft: Schaum und Pulver, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Passiert nichts, fährt die Bereitschaft nach der Landung zurück auf ihre Wache.
Doch nach der Einweisung ist vor der Übung. Die militärischen Brandschützer trainieren neben den Einweisungen in neue Flugzeugmuster weiter. Kurz vor Sonnenuntergang meldet ein Mehrzweckhubschrauber Sea Lynx „Rauch im Cockpit“ und setzt zur Landung an. Aus dem Funk knarrt es: „Zwei Paxe, drei Mann Besatzung, keine Bewaffnung. Keine Bewaffnung.“ Im Cockpit des Hubschraubers qualmt es. Das nächste Übungsszenario beginnt. Innerhalb kürzester Zeit sind acht verschiedene Feuerwehrautos, zwei Krankenkraftwagen und 19.500 Liter Wasser am Sea Lynx angekommen. Die Feuerwehrmänner retten Passagiere und Besatzung unter Atemschutz, die Löschwasserleitung liegt, alle sind einsatzbereit. Geschafft: Die Feuerwehr reagierte unter den prüfenden Blicken der Übungsbeobachter wie erwartet – danke. Übungsende.