Luftwaffe
Eurofighter in Lettland

Wenn am Schleppfahrzeug 130 Millionen Euro hängen

Wenn am Schleppfahrzeug 130 Millionen Euro hängen

Datum:
Ort:
Lettland
Lesedauer:
2 MIN

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Frau Oberstabsgefreiter Anne J. ist 23 Jahre jung und fährt ein Schleppfahrzeug vom Typ Unimog U318. Sie trägt eine große Verantwortung. Eine Verantwortung namens Eurofighter. Der hat einen Wert von 130 Millionen Euro.

Ein Unimog schiebt einen Eurofighter rückwärts in einen Shelter

Der Eurofighter kann nicht aus eigener Kraft in den Shelter fahren. Dafür braucht er Anne und ihren Schlepper.

Bundeswehr/PAO VAPB

Anne J.* steht mit ihrem Schleppfahrzeug auf dem Taxiway und fixiert zwei kleine Punkte am Horizont, welche sich rasch nähern. Es sind zwei Eurofighter der Alarmrotte Quick Reaction Alert (QRAQuick Reaction Alert), die sich im Landeanflug befinden. Vor wenigen Minuten hat die 23-jährige Oberstabsgefreite per Funk die Information erhalten und sich daraufhin umgehend mit ihrem Fahrzeug zur Landebahn begeben, um das Schleppgestänge anzuhängen.

Überlegte Schnelligkeit ist das Motto

Die Eurofighter sind gelandet, nun kommt es auf Schnelligkeit an. Auf der Schärfplatte werden die Lenkflugkörper gesichert, dann rollen die Flugzeuge über den Taxiway auf den Unterstand zu. Dort werden sie von den Piloten in Position gebracht. Anne J. beobachtet dies genau, entscheidet sie doch selbst, wann sie daraufhin mit dem Unimog und der Schlepperstange direkt vor den Eurofighter fährt. Hier ist präzise Handarbeit vonnöten, da die Befestigungsmechanik am Bugfahrwerk des Eurofighters sehr empfindlich ist.

130 Millionen Euro an der Schlepperstange

Per Funkverbindung ist die Oberstabsgefreite mit dem Wart und dem Piloten verbunden und kann somit hören, wenn einer von ihnen wichtige Informationen für sie hat. Der Jet landet und Anne J. tritt in AktionSobald der Eurofighter und das Fahrzeug mit der Schleppstange verbunden sind, wird vom Wart die Handbremse an der Stange gelöst. Anne J. überprüft, ob alle Bremsklötze von den Reifen entfernt wurden und der Wart die Schleppstangenräder vom Boden gelöst hat. Auf die Bestätigung, dass sich hinter dem Eurofighter kein Hindernis befindet, beginnt sie mit dem eigentlichen Schleppvorgang.

Umsichtig schiebt sie mit Hilfe des Unimogs den Eurofighter rückwärts in den Shelter, also den Bunker, in dem der Jet abgestellt wird. Dabei beobachtet sie nicht nur das Luftfahrzeug, sondern auch die nähere Umgebung, da sich durchaus auch mehrere Personen um den Eurofighter herumbewegen können, während er geschleppt wird. All das hat Anne in der Ausbildung für Schlepperfahrer bei der Bundeswehr gelernt.

Diese Ausbildung war dabei speziell auf Eurofighter-Schleppvorgänge ausgelegt, da für jedes Luftfahrzeug andere Schleppbedingungen gelten und es somit verschiedene Ausbildungsschwerpunkte gibt. Ein kleiner, aber wichtiger Unterschied zwischen dem Eurofighter und dem Tornado ist zum Beispiel, dass letzterer zwei Bugräder besitzt und somit beim Schleppen langsamer reagiert. 

Was sich vorerst nur wie eine Kleinigkeit anhört, macht sich in der Praxis schnell bemerkbar: Der Eurofighter reagiert wesentlich prompter auf die Schlepperbewegung, wodurch der gesamte Vorgang feinfühliger ausgeführt werden muss. Anne J. ist ihre Tätigkeit nach anfänglicher Nervosität in der Ausbildung mittlerweile in „Fleisch und Blut“ übergegangen. „Wenn der Eurofighter am Schlepper hängt, bin ich für das Kampfflugzeug verantwortlich“, stellt sie fest, nachdem das Kampfflugzeug sicher im Shelter untergebracht ist.

*Name zum Schutz abgekürzt.

von Christian Haseloff

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