Eukalyptus schafft Heimatgefühl
Eukalyptus schafft Heimatgefühl
- Datum:
- Ort:
- Darwin
- Lesedauer:
- 4 MIN
Wie eine deutsche Backpackerin und ein australischer Personaloffizier im deutschen Kontingent für Heimatgefühle sorgen.
Wer das deutsche Kontingent bei Pitch Black 2022 sucht, wird schnell fündig. Es hat etwas, was die anderen Nationen auf der Darwin Air Force Base nicht haben – einen Baum, genauer gesagt einen Eukalyptusbaum. Da lag es für die beiden Soldaten der Royal Australien Air Force, Martina Brüssow und Ben Gray nahe, sich etwas Besonderes zu diesem Baum einfallen zu lassen.
„Wir müssen unseren deutschen Freunden das Heimatgefühl nach Australien holen“, sagt Ben Gray, der als Verbindungsoffizier bei der Übung Pitch Black 2022 seine deutschen Kameraden unterstützt. Der 36-jährige Squadron Leader (Dienstgrad, der dem eines Majors entspricht) ist eigentlich Personaloffizier in einem Transportflugzeugkommando in Sydney. Für die größte australische Luftwaffenübung ist er extra nach Darwin kommandiert und als Verbindungselement abgestellt. An seiner Seite ist die 35-jährige gebürtige Deutsche Martina Brüssow. Sie ist normalerweise als Medical Technician (Dienstgrad Gefreite) bei der Sanitätseinrichtung in Darwin eingesetzt.
Ausschreibung in ganz Australien für das Verbindungselement
Die beiden Angehörigen der Royal Australien Air Force nutzten ihre Chance, um sich bei einer landesweiten Ausschreibung Ihrer Streitkräfte als Verbindungselement für das deutsche Kontingent zu bewerben. „Da ich die deutsche Sprache liebe, spielte es auch keine Rolle, dass sich meine Heimat in Sydney für mehrere Wochen verlassen muss, um hier zu unterstützen“, so Ben. Für die gebürtige Deutsche Martina Brüssow war von vornherein klar: „Da muss ich dabei sein!“ Der Arbeitsalltag ist für beide sehr vielfältig. Mal kümmern sie sich um die Zutrittsberechtigung für die deutschen Soldatinnen und Soldaten oder sie rufen Hilfe, wenn eine Schlange das Containerdorf heimsucht. Dann wählen Sie die Nummer des „Schlangenfängers“, der das (meistens) hochgiftige Reptil entfernt.
Als „Backpackerin“ die Liebe zu Australien entdeckt
Martina Brüssow ist in Luckenwalde in der Nähe von Berlin geboren und aufgewachsen. Hier besuchte sie unter anderem das Gymnasium und machte ihren Abschluss. „Nach der Schule wollte ich die Welt entdecken“, also begab sich die damals 19-Jährige auf den Weg, um als „Backpackerin“ in Australien das Land zu bereisen. „Für mich war schnell klar, dass Australien das Land ist, in dem ich dauerhaft leben möchte“, so Martina weiter und fügt an: „Diese Weite, die lockere und freie Lebensweise haben mich ab dem ersten Moment fasziniert.“ Hinzu kommt eine atemberaubende Landschaft, die ihresgleichen sucht. Sie kam zwar wieder zurück nach Deutschland, aber eigentlich nur, um ihre Sachen zu packen und Deutschland für immer zu verlassen. Nach einem Jahr Sponsoring durch ihren damaligen Arbeitgeber konnte sie eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Seit sechs Jahren arbeitet sie nun für die Royal Australien Air Force. „Das macht mir riesig Spaß, da ich hier sehr viele Menschen kennenlerne“, erzählt Martina Brüssow.
Schüleraustausch „Schuld“ an der Leidenschaft für die deutsche Sprache
Für den australischen Major Ben Gray kam die Begeisterung bei einem dreimonatigen Schüleraustausch im Köln-Bonner Raum. „Mir hat Deutschland auch wegen der Sprache sehr gefallen, daher habe ich auch in der Schule alles darangesetzt, mein Deutsch kontinuierlich zu verbessern. Nach dem Austausch habe ich unter anderem beim Goethe-Institut weiter Deutsch gelernt und meine Sprachkenntnisse weiter ausgebaut. Zuletzt war ich im Jahr 2007 in Deutschland“, erinnert sich Ben und schaut in die Zukunft: „Ich habe allerdings vor, mit meiner Familie wieder einmal nach Deutschland zu reisen. Unser großer Wunsch ist es, einmal das Miniaturwunderland in Hamburg zu besuchen, da eines meiner Hobbys das Modellbauen ist.“
Eukalyptusbaum für Koalas und fürs Heimatgefühl
„Jeder in Deutschland kennt die berühmte Straße ‚Unter den Linden‘ in Berlin. So haben wir uns gedacht, wir kreieren für unsere deutschen Freunde hier im deutschen Containerdorf einen Platz, der Ihnen ein Stück Heimat näherbringt. Daher ist die Idee geboren, den Eukalyptusbaum im deutschen Dorf mit einem Straßenschild zu versehen. Mit großen Buchstaben hängt jetzt unter dem Baum ‚Unter dem Eukalyptus‘. Zudem konnte wir den Bezug zu Berlin und dem Dienstsitz der Luftwaffe herstellen“, erinnert sich Ben Gray an die Vorbereitungen auf den deutschen Besuch.
Normalerweise dient ein Eukalyptusbaum den Koalas als Futtergeber, hier in Darwin wurde er als Treffpunkt für die deutsche Truppe umfunktioniert. Da nicht alle deutschen Soldatinnen und Soldaten im Containerdorf ihren Dienst verrichten, nutzt man den Baum auch gerne als Treffpunkt, um sich zu verabreden oder auch einfach als angenehmen Schattenplatz.
„Unter dem Eukalytus“ wird noch bis zum Ende der Übung Pitch Black und auch für das anschließende Kommando KAKADU ein zentraler Punkt für das deutsche Kontingent sein und vermittelt so ein Stück Heimat in Australien.