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Endlich Eurofighterpilot: Gabriel fliegt seinen Traumjet

Endlich Eurofighterpilot: Gabriel fliegt seinen Traumjet

Datum:
Ort:
Nörvenich
Lesedauer:
7 MIN

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Oberleutnant Gabriel ist inzwischen nicht nur Militär-, sondern auch Eurofighter-Pilot. Nach seinem Abschluss an der multinationalen Pilotenschule in Sheppard in den USA hat er die Eurofighter-Ausbildung in Spanien gemacht. Jetzt lernt er in Nörvenich die Unterschiede zwischen den spanischen und den deutschen Flugregeln.

Ein Soldat in Fliegerkombi posiert lächelnd vor einem Eurofighter für ein Foto.

So sieht ein frischgebackener Eurofighter-Pilot aus: Gabriel nach seinem ersten Eurofighter-Solo in Spanien. Ein paar Tage vorher wurde er zum Oberleutnant befördert.

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Nach fast drei Jahren im Ausland ist Gabriel nun wieder in Deutschland. Von hier war er gestartet, um seinen Traum, Eurofighter-Pilot zu werden, zu verwirklichen. Das ist er nun, aber das Lernen ist noch lange nicht vorbei. „Als Eurofighter-Pilot, der gerade den B-Kurs absolviert hat, ist man immer noch so etwas wie ein Lehrling im ersten Lehrjahr“, sagt er.

Momentan absolviert er den sogenannten D-Kurs in Nörvenich bei Köln. Ziel dieses Kurses ist es, den Pilotinnen und Piloten, die in Spanien gelernt haben, die Unterschiede zum deutschen System, einen Eurofighter zu fliegen, beizubringen. „Es gibt halt in jedem Land unterschiedliche Regeln, Verfahren und Taktiken“, sagt Gabriel. „Das ist wie im Straßenverkehr oder wie im Fußball. In jedem Land gelten andere Verkehrsregeln und jeder Fußballverein hat eine andere Taktik. Wir Eurofighter-Piloten fliegen zwar alle den gleichen Jet, aber wir müssen es nach den Regeln des jeweiligen Landes tun und dafür müssen wir diese Regeln aus dem Effeff können.“

Von Sheppard über Deutschland nach Spanien

Doch zurück zum Anfang, also zum Abschluss der Pilotenausbildung in Sheppard. Danach hatte Gabriel erst mal Urlaub in der Heimat und stellte sich anschließend bei seinem neuen Geschwader in Rostock-Laage vor. „Normalerweise übernimmt die Luftwaffe die weiterführende Ausbildung auf den Waffensystemen“, erläutert Gabriel. „Für den Eurofighter ist das Taktische Luftwaffengeschwader 73 ‚Steinhoff‘ zuständig. Aber seit einigen Jahren gibt es eine Kooperation mit der spanischen Luftwaffe, die pro Jahr etwa vier deutsche Piloten ausbildet.“ Das vermeidet Wartezeiten und dient dem Erfahrungsaustausch innerhalb der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Streitkräfte.

Und so stand 2023 für den jungen Leutnant ein weiterer Umzug an, diesmal nach Südspanien. Zu den Vorbereitungen gehörte unter anderem ein dreimonatiger Spanischkurs beim Bundessprachenamt in Köln. „Spanisch war und ist für mich schon eine Herausforderung, zumal mir Sprachen nicht so liegen und ich bei dieser bei null beginnen musste“, gibt Gabriel zu. „Aber in Andalusien wird sehr wenig Englisch gesprochen und ohne Spanischkenntnisse wäre ich ganz schön aufgeschmissen gewesen.“

Einmal Zentrifuge und Überkopfwasserfahrt bitte

Zwischendrin musste der 26-Jährige noch nach Königsbrück in die Zentrifuge und zum Wiederholungskurs „Überleben See“ nach Bremerhaven. „In der Zentrifuge muss jeder künftige Jetpilot schon vor seiner Ausbildung nachweisen, dass er 7 g aushält. Das ist ein NATONorth Atlantic Treaty Organization-Standard für Piloten, die Jets fliegen wollen. Doch wer Eurofighter fliegen will, muss auch 9 g schaffen.“ Wer den Test nicht besteht, wird nicht als Pilot für den Eurofighter zugelassen.

Die drei Tage „Überleben See“ bei der Marine waren für Gabriel eine Wiederholung. Den ersten Kurs hatte er schon vor seiner fliegerischen Ausbildung. „Hier üben wir alle paar Jahre, wie man mit den Rettungssystemen umgeht, wenn man sich über dem Meer rausschießen muss und im Wasser landet, was man mit dem Fallschirm macht und wie man ins Rettungsboot kommt. So etwas muss man im Schlaf können“, sagt er. 

Was Gabriel nicht so mag, ist die Überkopfwasserfahrt: „Dabei wird mit einer Hubschrauberkabine ein Sturz ins Wasser simuliert. Der Heli dreht sich unter Wasser auf den Kopf und man muss sich aus dieser Situation koordiniert befreien. Dabei läuft einem Wasser in die Nase und man ist etwas orientierungslos. Das finde ich ein bisschen unangenehm.“ Trotzdem freut er sich schon auf den nächsten Lehrgang. „Man kommt für ein paar Tage aus dem Alltag an die Nordsee und trifft dort oft Freunde aus der Ausbildung wieder“, erzählt Gabriel.

Eurofighter olé – Ausbildung in Spanien

Von April bis November 2023 ging es dann in den sogenannten B-Kurs, die Eurofighter-Ausbildung, bei der Ejército del Aire y del Espacio, den spanischen Luft- und Weltraumstreitkräften. Auf der Base Aérea de Morón, etwa 40 Kilometer südlich von Sevilla, ist die „Ala 11“, also das Geschwader 11 stationiert. Dieses Geschwader besteht aus zwei Staffeln. Die zweite Staffel ist für die Ausbildung der spanischen und deutschen Eurofighter-Piloten zuständig.

Vier junge Männer in Ausgehuniform mit Fliege stehen vor einer bedruckten Tafel.

Feierliche Abschlussveranstaltung: Gabriel (l.) und die drei anderen deutschen Absolventen des B-Kurses auf der Base Aérea de Morón beim Geschwader 11 der spanischen Luft- und Weltraumstreitkräfte

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In meinem Kurs waren wir sechs Flugschüler, vier Deutsche und zwei Spanier“, berichtet Gabriel. „Im Vergleich zu Sheppard war das eine kleine Klasse, aber die Ausbildung wird ja auch immer komplexer.“

Der Ablauf der Ausbildung selbst bleibt aber gleich, egal ob auf den Trainingsmaschinen Grob, T-6 und T-38 oder dem Eurofighter. „Es beginnt immer mit der Theorie. In den ersten zwei Monaten wurden uns sämtliche Systeme und Verfahren des Eurofighters erklärt. Danach ging es in den Simulator und nach elf Simulatorflügen das erste Mal mit Fluglehrer in die Luft“, erzählt Gabriel. Hat der Pilot nach sieben Flügen mit Fluglehrer bewiesen, dass er alle Verfahren sicher anwenden und den Eurofighter sicher fliegen kann, wird er das erste Mal allein losgeschickt.

Gabriels erstes Eurofighter-Solo

An seinen allerersten Soloflug mit seinem Traumjet erinnert sich Gabriel noch ganz genau. „Es war der 14. Juli 2023, ein sonnenklarer Freitag“, erzählt er. „Die Vorfreude war riesig, aber ich war auch ein bisschen nervös – wie das mit allem so ist, was man zum ersten Mal macht. Bis zum Start hatte ich das Gefühl, dass das alles gar nicht real ist. Aber der Moment, in dem ich zum ersten Mal auf der Startbahn den Schubhebel nach vorn gedrückt und gespürt habe, welche Kraft dort freigelassen wird, war schon extrem – und sehr real.“

Eine Gruppe von Soldaten und einer Soldatin posieren vor einem Eurofighter für ein Foto.

Wer seinen ersten Soloflug bestanden hat, so wie an diesem Tag Gabriel, der kriegt nicht nur eine Sektdusche, sondern auch ein Gruppenbild mit seinem ganzen deutsch-spanischen Kurs und dem Ausbilderteam.

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Seit diesem Soloflug ist Gabriel zertifizierter Eurofighter-Pilot, das heißt, er darf den Eurofighter alleine fliegen. Damit war der B-Kurs aber noch lange nicht beendet. Es folgte die taktische Ausbildung im Luftkampf und Luft-Bodenkampf.

Andere Länder, andere Regeln

Auch wenn die Ausbildung in Spanien mit der in Deutschland vergleichbar ist, gibt es doch einige Unterschiede – nicht nur in der Ausstattung der Kampfjets, sondern auch bei den Verfahren und Taktiken und bei der Luftraumstruktur. Deutschland ist viel dichter besiedelt, besitzt viel mehr Flughäfen und hat mehr Flugverkehr. Grundsätzlich gilt: andere Länder, andere Regeln. Das alles muss in Deutschland neu gelernt und trainiert werden.

Zwei Eurofighter sind im Flug über einen Tankschlauch mit einem Transportflugzeug A400M verbunden.

Luftbetankung bei Tag und bei Nacht, Formationsflug, Tiefflug und Grundlagen des Luftkampfs sind feste Bestandteile der Ausbildung auf dem Eurofighter

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Ein Eurofighter fliegt über einer karge Landschaft eine Rechtskurve.

In Spanien üben die Pilotinnen und Piloten, anders als in Deutschland, auch das Schießen mit der Bordkanone mit scharfer Munition. Das wird auf einer Übungsrange bei Saragossa trainiert.

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Genau das passiert beim D-Kurs in Nörvenich. „Theoretisch bin ich ein ausgebildeter Eurofighter-Pilot wie meine Kameraden, die diese Ausbildung in Deutschland absolviert haben“, sagt Gabriel, „und natürlich kann ich einen deutschen Eurofighter auch in Deutschland starten und landen. Aber es geht ja vor allem darum, dieses Flugzeug taktisch im Luftkampf einzusetzen.“

Eine Sekunde entscheidet über die Sicherheit

Gabriel gibt ein Beispiel: „Wenn zwei Eurofighter gemeinsam anfliegen und der erste nach links abschwenkt, dann verzögert der zweite ein bisschen, bevor er ebenfalls abschwenkt. Diese Verzögerung beträgt in Spanien vier Sekunden, in Deutschland sind es fünf. Diese eine Sekunde ist für den weiteren Ablauf eines Manövers unter Umständen wesentlich, vor allem aber auch für die Sicherheit der Pilotinnen und Piloten.“ Da es zahlreiche solcher Unterschiede gibt, durchlaufen Gabriel und seine Kameraden alle Ausbildungsphasen auf dem Eurofighter, die sie in Spanien absolviert haben, in Nörvenich noch einmal in Kurzversion. Im März hatte er seinen ersten Eurofighter-Alleinflug in Deutschland. „Es ist einfach schön, wieder in der Luft zu sein“, sagt Gabriel.

Nahaufnahme eines Piloten mit Helm und Maske während des Flugs kopfüber in einem Kampfjet.

Aus Spanien hat Gabriel nicht nur seinen erfolgreich absolvierten B-Kurs mitgebracht, sondern auch Grundkenntnisse einer neuen Sprache und die Liebe zu andalusischem Essen. Aber nun freut er sich auf den ganz normalen Dienst in seinem Geschwader.

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„Ich kann’s kaum abwarten, ins Geschwader zu kommen“

Und dann? Ist er danach fertig mit dem Lernen? Gabriel lacht. „Nein, so schnell geht das nicht. Es dauert Jahre, um so richtig ‚warm zu werden‘ mit dem Flugzeug.“ Im Sommer folgt zunächst noch ein FSO-Lehrgang in Köln. FSO steht für Flugsicherheitsoffizier. Jedes Geschwader braucht einige Pilotinnen und Piloten, die diese Qualifikation besitzen. Gabriel hatte bereits 2021 ein Praktikum in diesem Bereich in Neuburg an der Donau gemacht. Nach dem Lehrgang wird er in seinem Geschwader in Rostock-Laage fliegen und das bisher Gelernte weiter vertiefen und üben. Schließlich ist es das Ziel jedes Piloten und jeder Pilotin, den Status „einsatzbereit“ zu erhalten. 

Doch dazu sind weitere Ausbildungsschritte nötig, wie die Ausbildung zum QRAQuick Reaction Alert-Piloten. Beim Quick Reaction Alert zur Sicherung des deutschen Luftraums müssen die Pilotinnen und Piloten bei einer Alarmierung innerhalb weniger Minuten in der Luft sein. „Natürlich kann man freiwillig immer noch etwas oben draufsetzen oder wird für eine weiterführende Ausbildung vorgeschlagen“, sagt Gabriel. „Das kann die Ausbildung zum Fluglehrer oder zum Waffenlehrer sein. Aber nach vier Jahren kann ich’s kaum abwarten, erst mal ganz normal ins Geschwader zu kommen und wieder für längere Zeit in Deutschland zu leben.“

von Stefanie Pfingsten

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