Ende der Amtshilfe: Der Fliegerhorst Nörvenich blickt zurück
Ende der Amtshilfe: Der Fliegerhorst Nörvenich blickt zurück
- Datum:
- Ort:
- Nörvenich
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- 4 MIN
Tagelanger Starkregen verwüstete im Juli viele Regionen Deutschlands – teilweise wurden Ortschaften vollkommen überschwemmt. Viele Menschen waren von den katastrophalen Folgen des Hochwassers schwer betroffen. Der Fliegerhorst Nörvenich stellte im Rahmen der Amtshilfe seinen Flugplatz für ein Hubschrauberdrehkreuz zur Verfügung: ein Rückblick auf einen besonderen Amtshilfeeinsatz.
Helfen, wo man helfen kann
Das Taktische Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ stellte in der Hochphase der Überschwemmungen im Juli seine Infrastruktur für ein Hubschrauberdrehkreuz zur Verfügung. Bis zu 15 Helikopter verschiedener Organisationen waren vom Fliegerhorst aus gleichzeitig in Betrieb. Hierbei handelte es sich um die Hubschraubertypen EC135 der Bundespolizei und des zivilen Unternehmens „Northern Helicopter“ (NHC) sowie den Typen NH90, H145M und CH-53 von verschiedenen Bundeswehrstandorten des Heeres und der Luftwaffe. Das Drehkreuz Nörvenich ermöglichte es, durch einheitliche Koordination der Hochwertressource „Hubschrauber“ Betroffene schnellstmöglich aus ihren Häusern zu evakuieren oder durch Materialtransporte die Aufbauarbeiten effektiv zu unterstützen.
Amtshilfe bedeutet Umstellung
Normalerweise kümmert sich Stabsfeldwebel Patrick Ruland als einer der Flugberater des Geschwaders um die Bereitstellung und Weitergabe wichtiger Informationen für die Planung und Durchführung des Flugbetriebs. Die Flugberatung erstellt Flugpläne und informiert die Pilotinnen und Piloten über eventuelle Besonderheiten auf ihrer geplanten Flugroute. „Alles was den Flugbetrieb angeht, beginnt hier und wird von uns aus koordiniert“, berichtet Ruland.
„In den knapp zweieinhalb Wochen der Amtshilfe sah der Dienstalltag natürlich ganz anders aus“, sagt er. „Die Flugberatung war hier besonders gefordert. Wir haben Unterkünfte organisiert, uns um Dinge wie Bettwäsche und Verpflegung gekümmert, haben Flugpläne für die Hilfsmissionen geschrieben und das gesamte Personal in jeglichen Belangen unterstützt.“ Außerdem organisierte Ruland mit seinem Team insgesamt 5.000 sogenannte „Big Bags“, befüllbare Barrieren, über zivile Firmen. Diese wurden mit den Hubschraubern in die Krisengebiete geflogen, um damit die Wassermassen unter Kontrolle zu bringen. „Einfach alles wurde von uns hier nahezu rund um die Uhr organisiert. Wir hatten kurze Wege. Alles lief hier zusammen“, erzählt Patrick Ruland.
Mit dem eigenen Einsatz Menschen direkt helfen
Herausfordernd sei bei der Zusammenarbeit unterschiedlichster Parteien vor allem gewesen, ein umfassendes und immer aktuelles Lagebild zu erhalten. Doch die gesamte Einheit habe in dieser Extremlage eine starke Teamleistung gezeigt, alle hätten zusammengehalten und versucht, aus jeder Situation das Optimum für die betroffenen Menschen herauszuholen. Außerdem lobt Stabsfeldwebel Ruland den Ansporn seines Teams. „Alle Kameraden und Hilfskräfte haben eine bemerkenswerte Arbeit mit enorm hoher Eigenmotivation geleistet. Jeder kam mit Freude und großer Disziplin in den Dienst, weil man wusste, man könne jetzt mit seinem Einsatz den Menschen direkt helfen und die Betroffenen unterstützen.„
Feuerwehr in erhöhter Einsatzbereitschaft
Neben der Flugberatung reagierten auch die Flugsicherheit und die Bundeswehrfeuerwehr des Standorts auf den veränderten Flugbetrieb durch das Hubschrauberdrehkreuz. Die Feuerwehr stellt am Fliegerhorst Nörvenich rund um die Uhr einen sogenannten Grundschutz mit einsatzbereiten Feuerwehrkräften zur Verfügung. Im Tagesdienst handelt es sich dabei um 17 und in der Nachtschicht um zehn Einsatzkräfte. Durch das hohe Flugaufkommen während der Amtshilfe erhöhte die Fliegerhorstfeuerwehr die Zahl der Kräfte in der Nachtschicht von 10 auf 13 Brandschützer. Da die Hubschrauber auch nachts in den Krisengebieten halfen, konnte nur so eine kontinuierliche Einsatzbereitschaft sichergestellt werden. Besondere Herausforderungen oder gar Zwischenfälle gab es nicht.
Sicheres Fliegen während der Katastrophenhilfe
Flugsicherheitsmeister Oberstabsfeldwebel Thomas Hohlbein und das Team der Flugsicherheit am Standort Nörvenich kümmern sich um alle Kontrollen des Flugplatzes. Sie checken die Start- und Landebahn, die Beschilderung sowie die Sicht- und Lichtmarkierungen der Runway. „Das Team der Flugsicherheit ist in sämtliche Bereiche des Flugbetriebs eingebunden und stimmt alles auf das sichere Fliegen am Fliegerhorst ab“, sagt Hohlbein. Sie koordinieren die Stellplätze der Flugzeuge und organisieren nötige Infrastrukturmaßnahmen am Flugplatz.
Normalerweise starten in Nörvenich Eurofighter der Bundeswehr und keine Hubschrauber. So musste die Flugsicherheit passende Stellplätze für die Helikopter identifizieren und den benötigten Platzbedarf errechnen. „Ein Hubschrauber mit Rotor hat ganz andere Anforderungen als ein Flächenflugzeug“, erklärt Hohlbein. Deshalb musste die Flugsicherheit neue, aber auch sichere Verfahren am Flugplatz integrieren. Hierbei handelte es sich hauptsächlich um die Betankung der Maschinen. Oft wurde dies in Form des „Hot refueling“ durchgeführt. Das bedeutet, dass ein Hubschrauber mit laufendem Rotor betankt wird, um anschließend sofort wieder losfliegen zu können. „Dies macht man, um in einer Ausnahmesituation flexibel und handlungsfähig zu bleiben“, erklärt Hohlbein.
Durch die schnelle Bereitstellung von Personal und Material wurde der Fliegerhorst Nörvenich ein großer und unersetzlicher Teil der Amtshilfe. Das Drehkreuz für Hubschrauber war ein wichtiger Grund dafür, dass die Helfer in den Hochwasserregionen direkt vor Ort unterstützt werden konnten, um den betroffenen Menschen in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz schnellstmöglich zu helfen.