Luftwaffe
Sicherheit im Luftraum

Einsatzführungsdienst: von der Luftraumüberwachung bis zur Kampfjetführung

Einsatzführungsdienst: von der Luftraumüberwachung bis zur Kampfjetführung

Datum:
Ort:
Schönewalde
Lesedauer:
3 MIN

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Taucht auf den Bildschirmen des Einsatzführungsdienstes ein unbekanntes Flugobjekt auf, steigen zur Identifizierung zwei Eurofighter als Alarmrotte auf. Doch wie wird ein Flugobjekt aufgeklärt und welche Prozesse passieren im Hintergrund? Zuständig hierfür ist der Einsatzführungsdienst der Luftwaffe, der den deutschen Luftraum überwacht.

Zwei Soldaten sitzen an einem Schreibtisch mit zahlreichen Bildschirmen, auf denen verschiedene Symbole zu sehen sind

Im Control and Reporting Center (CRCCrowd and Riot Control) wird das identifizierte Luftlagebild, das sogenannte Recognized Air Picture, auf Basis von zahlreichen Flugdaten erstellt

Bundeswehr/Benjamin Albert

Luftraumüberwachung via Radar 

Der deutsche Luftraum ist einer der am stärksten genutzten Lufträume der Welt. Umso wichtiger ist, dass der Einsatzführungsdienst über die Absicht eines jeden Flugzeugs informiert ist, und von diesen keine Gefahr ausgeht. Die beiden Control and Reporting Center (CRCCrowd and Riot Control), zu deutsch Luftraumüberwachungszentralen, gelegen in Schönewalde in Südbrandenburg und in Erndtebrück im südlichen Nordrhein-Westfalen, haben gemeinsam mit dem Nationalen Lage- und Führungszentrum Sicherheit im Luftraum in Uedem den Auftrag, die Sicherheit des deutschen Luftraumes zu gewährleisten und dessen Souveränität rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr sicherzustellen.

Dabei greifen die CRCs auf 18 über ganz Deutschland verteilte technische Züge mit ihren militärischen Radarstationen zurück. Diese kleinen Außenposten überwachen den Luftraum und senden die erfassten Flugziele an die CRCs. Neben den beiden stationären CRCs gibt es in Holzdorf auch ein verlegefähiges CRCCrowd and Riot Control, das sogenannte Deployable Control and Reporting Center (DCRCDeployable Control and Reporting Centre). Diese transportable Luftraumüberwachungszentrale kann innerhalb weniger Tage verlegt werden. Es wurde schon mehrmals zur Sicherung des Luftraums ins Baltikum transportiert.

Die Luftraumüberwachungsanlage in Schönewalde

Das CRCCrowd and Riot Control Schönewalde mit dem Namen „Sunrise“ des Einsatzführungsbereich 3 in Holzdorf kontrolliert mit den verteilten militärischen Radarstationen und den Daten von zivilen Radarstationen den nördlichen oder den südlichen deutschen Luftraum. Die Zuweisung der Zuständigkeit für Nord oder Süd wird mit dem zweiten CRCCrowd and Riot Control in Erndtebrück abgestimmt und durch das Air and Space Operation Centre der Luftwaffe festgelegt.

Bei Reparaturarbeiten oder Ausfällen kann ein CRCCrowd and Riot Control auch den gesamten deutschen Luftraum sichern. Das CRCCrowd and Riot Control Sunrise kann bis zu 50 Radarstationen anbinden und ist in die Sektionen Luftlage, Waffeneinsatz und Technik unterteilt. In der Sektion Luftlage wird ein identifiziertes Luftlagebild, das sogenannte Recognized Air Picture, erstellt. Hier werden die Daten aus den militärischen und zivilen Radarstationen in das Gefechtsführungssystem German Improved Air Defence System (GIADS) eingepflegt. Dafür werden alle Luftfahrzeuge, Flugkörper und Flugobjekte erfasst, identifiziert und je nach Bedrohungslage mit unterschiedlichen Farbsymbolen versehen.

Einsatz der Quick Reaction Alert

Tauchen auf den vielen Bildschirmen in der Sektion Luftlage Flugobjekte auf, zu denen keine Daten vorliegen, ist eine schnelle Aufklärung notwendig. Prämisse ist, dass jede Luftbewegung und jedes Flugzeug im deutschen Luftraum kontrolliert und identifiziert werden muss. Ist dies durch die Radarüberwachung nicht möglich, ist eine Sichtidentifizierung durch eine Quick Reaction Alert (QRAQuick Reaction Alert) notwendig. Bei der QRAQuick Reaction Alert handelt es sich um eine Alarmrotte, bestehend aus zwei Eurofightern, die sich an den Fliegerhorsten beim Taktischen Luftwaffengeschwader in 74 Neuburg oder beim Taktischen Luftwaffengeschwader 71 in Wittmund bereithalten.

Die Sektion Waffeneinsatz, Weapons, übernimmt dann im CRCCrowd and Riot Control. Die Jägerleitoffiziere, die sogenannten Air Craft Controller, führen die Eurofighter via Funk zu dem auffälligen Flugobjekt und leiten die standardisierten Manöver ein. In versetzter Formation versuchen die Abfangjäger dann Sichtkontakt mit dem Flugobjekt aufzubauen, mit diesem Verbindung aufzunehmen, und leiten, falls dieses nicht reagiert, weitere Eskalationsmaßnahmen ein.  

Zwei Kampfjets fliegen in einem alpinen Umfeld über einen See

Eurofighter vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg an der Donau trainieren als Quick Reaction Alert (QRAQuick Reaction Alert) über dem Südosten Deutschlands

Bundeswehr/Christian Timmig

Alle Maßnahmen werden mit der zivilen Flugsicherung abgestimmt. Der Startbefehl für die Alarmrotten erfolgt aus dem übergeordnetem taktischen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Gefechtsstand CAOCCombined Air Operations Centre, Combined Air Operations Centre, in Uedem. Aber auch bei ganz normalen Übungsflügen werden die Eurofighter und all die anderen Flugzeuge der Luftwaffe, wie zum Beispiel Tankflugzeuge, aus der Weapons-Sektion von den Aircraft Controllern geführt.

Dabei stimmen sich die beiden deutschen CRCs eng mit den europäischen Nachbarn ab, um sich bei Gefahren frühzeitig gegenseitig warnen zu können. Das gemeinsame Ziel ist die Wahrung der Sicherheit im Luftraum. Die beiden deutschen CRCCrowd and Riot Control leisten so jeden Tag einen wesentlichen Beitrag zur gesamtstaatlichen nationalen Sicherheitsvorsorge.


  • Auf einem eingezäunten Platz sind zahlreiche Zelten aneinandergebaut und bilden so einen Komplex.

    Der verlegefähige Gefechtsstand der Luftwaffe, das Deployable Control and Reporting Center (DCRCDeployable Control and Reporting Centre) in Holzdorf, dient der Luftraumüberwachung und Führung von Luftoperationen

    Bundeswehr/Johannes Heyn
  • Während im Hintergrund die Sonne untergeht, befindet sich im Vordergrund eine von Stacheldraht umgegebene Radaranlage

    Verlegefähiges Radaranlage mit einem Primär- und Sekundärradar. Bei dem unteren Primärradar findet beim Ziel nur eine passive Reflexion statt, während beim oberen Sekundärradar das Ziel mit einem Transponder antwortet.

    Bundeswehr/Johannes Heyn
  • In eine von links nach rechts abnehmende Wand führt ein Eingang mit einem Vordach mit der Inschrift „CRC Sunrise“

    Das stationäre CRCCrowd and Riot Control Sunrise in der Bunkerlage Harald in Schönewalde kann hermetisch abgeriegelt werden und autark von der Außenwelt arbeiten

    Bundeswehr/Benjamin Albert
  • Auf einem Bergkamm befinden sich zwei Radarstationen unter einer Kuppel, die sich in gewissen Abstand zu einander befinden

    Bei dem Abgesetzten Technischen Zug 358 handelt es sich um eine Radarstellung des Einsatzführungsbereichs 3 in der Gipfelregion des Großen Arbers im Bayerischen Wald

    Bundeswehr/Ingolf Schulze
von Cedric Kortenbruck

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