Luftwaffe
Einsatzbereitschaft

Alaska fast auf Augenhöhe. Tornados im Tiefflug bei Pacific Skies

Alaska fast auf Augenhöhe. Tornados im Tiefflug bei Pacific Skies

Datum:
Ort:
Alaska
Lesedauer:
3 MIN

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Der militärische Tiefflug gilt nicht ohne Grund als eine der komplexesten Luftkriegstaktiken. Bei der Übung Arctic Defender im Juni diesen Jahres üben Tornados der Luftwaffe mit internationalen Partnern dieses Verfahren. Welche Gründe und Ziele führen die Luftwaffe dazu, diese riskanten Manöver durchzuführen, und welche besonderen Herausforderungen stellen sich für die Piloten? 

Ein Kampfjet von oben gesehen, fliegt über gebirgiges Gelände

Kampfflugzeug vom Typ Tornado der Luftwaffe fliegt im Tiefflug durch den Rainbow Canyon/USA im Rahmen der multinationalen Übung Green Flag West

Bundeswehr/Johannes Heyn

Warum fliegt die Luftwaffe im Tiefflug?

Der Tiefflug gehört zum grundlegenden Handwerkszeug in der militärischen Fliegerei. In Abhängigkeit der Bedrohungslage  –  so unterscheiden sich beispielsweise asymmetrische von symmetrischen Konflikten – ermöglicht der Tiefflug im Gegensatz zum Flug in mittleren oder großen Höhen eigenen Kräften im Schutze des Terrains länger unerkannt zu bleiben, insbesondere wenn der Gegner über eine leistungsfähige Luftraumüberwachung sowie Luftabwehr verfügt. Das Ziel dabei liegt auf der Hand: Die Gegenmaßnahmen des Gegners zu umgehen, um sich letztlich besser gegen ihn durchsetzen zu können. Wir sprechen von Durchsetzungs- und Überlebensfähigkeit. Insbesondere bei der Ausrichtung auf die Landes- und Bündnisverteidigung spielt somit der Tiefflug eine besonders wichtige Rolle.

Welche Herausforderungen stellen sich?

Kennzeichnend für den Tiefflug ist die geringe Flughöhe, also die Nähe zum Boden, bei gleichzeitig hoher Geschwindigkeit. Das verlangt den Besatzungen höchste Aufmerksamkeit, einen disziplinierten „Crosscheck“ sowie präzise Steuereingaben ab, da kleinste Fehler zu Terrainberührungen führen und damit fatale Folgen haben können. Die hohen Geschwindigkeiten lassen nur kurze Zeiten zur Auffassung, Orientierung und Reaktion zu. Das wirkt sich erschwerend auf die Navigation aus. Mithilfe akribischer Vorbereitung und guter Streckenkenntnis lässt sich unerwünschten Überraschungen entgegenwirken. Darüber hinaus operieren wir in aller Regel als Formation, um im Verbund zu wirken, was im Tiefflug noch anspruchsvoller ist. Die Formationsmitglieder sind mit dem Auge gegen das Gelände oft schlechter zu erkennen. Aus diesem Grund verfügt die Luftwaffe über technische Systeme, die die Besatzung dabei unterstützen das Situationsbewusstsein hoch zu halten.

Warum Tiefflugtraining in Alaska?

Gelände beeinträchtigt Sichtlinien, sowohl im optischen als auch im nicht-optischen elektromagnetischen Spektrum, wodurch wiederum Radarhorizonte und -schatten definiert werden. Hier entstehen aufgrund der Physik Effekte, die wir in der militärischen Fliegerei ausnutzen wollen. Daher bietet sich besonders Alaska mit seinen ebenen wie auch gebirgigen Gebieten für ein entsprechendes Tiefflugtraining an. Darüber hinaus handelt sich um einen dünn besiedelten Bundesstaat, wodurch mit weniger zivilisatorischen Faktoren und damit verbundener Auflagen, wie beispielsweise Vermeidung von Fluglärm oder bauliche Hindernisse wie Masten, Hochspannungsleitungen und Windrädern zu rechnen ist. Abschließend erlauben örtliche Vorgaben verglichen mit Deutschland Tiefflug in wesentlich geringen Höhen und machen Alaska im Gesamtpaket zu einem ausgezeichneten Trainingsgebiet für die Luftwaffe.

Welche Rolle spielen moderne Luftfahrzeugtechnologien?

Moderne Technologien unterstützen unsere Besatzungen dabei, ihren Fokus auf die wesentlichen Aufgaben zu richten, indem sie das Situationsbewusstsein hochhalten und die Arbeitslast verringern. So hilft das bordeigene Radar, Hindernisse früher zu erkennen, und moderne Navigationsgeräte ermöglichen ohne großes Zutun die punktgenaue Positionsbestimmung. Die Vernetzung unserer Luftfahrzeuge erleichtert einerseits das Einhalten der Formation, andererseits das Vermeiden von Bedrohungen aus der Luft oder vom Boden. Der Tornado verfügt über ein Geländefolgesystem, das ihm sogar einen automatisierten Tiefflug erlaubt. In der modernen Kriegsführung sind diese Hilfsmittel unverzichtbar.

Auf einem Schwarzweißfoto sind zwei Düsenjets über eine bewaldete Landschaft

Alpha Jet vom Jagdbombergeschwader 49 Fürstenfeldbruck im Flug mit Kampfflugzeug Starfighter. Tiefflugausbildung gehörte seit Gründung der Luftwaffe 1956 zur DNA der Jagdbomberverbände.

Bundeswehr/Matthias Zins
Ein Düsenjet fliegt knapp über Baumspitzen

Ein Tornado der deutschen Luftwaffe im Tiefflug. Der Jet wurde extra für Tiefflugoperationen über der norddeutschen Tiefebene konstruiert.

Bundeswehr/Schneider

Welche Sicherheitsvorschriften gelten?

Sicherheit im Flugbetrieb ist für die Luftwaffe von größter Bedeutung und Sicherheitsvorkehrungen werden dabei auf allen Ebenen umgesetzt. Konkret werden die lokalen Vorgaben der Gastgebernation sowie die eigenen nationalen Vorschriften – beispielsweise die Flugbetriebshandbücher der Bundeswehr – mit ihren klar definierten Regeln berücksichtigt. Sollten hier unterschiedliche Vorgaben verschiedener Vorschriften vorliegen, gilt in der Regel die restriktivere. 

Darüber hinaus operiert die Luftwaffe entlang standardisierter Verfahren. So ist beispielsweise die Verantwortungsverteilung oder die Kommunikation innerhalb des zweisitzigen Tornados klar definiert. In Verbindung mit Vorschriften- und Verfahrenssicherheit ist eine gute Ausbildung als weiterer Baustein essenziell. Diese findet in Form von Theorie im Simulator sowie selbstverständlich im Realflug statt. Mit Blick auf Pacific Skies absolvieren alle Besatzungen ein Vorbereitungsprogramm und werden abhängig von ihrem Erfahrungsstand schrittweise an die besonderen Herausforderungen des Tieffluges herangeführt.

von Thomas Skiba

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