Einmalig in der Bundeswehr: Der Salutzug des Wachbataillons
Einmalig in der Bundeswehr: Der Salutzug des Wachbataillons
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Sie sind immer dabei, wenn ein neu gewählter USUnited States-Präsident zum ersten Mal Deutschland besucht oder wenn Queen Elizabeth II. empfangen wird. Und sie fallen immer auf, denn ihre Feldhaubitzen sind nicht zu überhören: Die Soldatinnen und Soldaten des Salutzugs, der heute offiziell Unterstützungszug Protokoll heißt.
28 Soldatinnen und Soldaten und zehn Haubitzen bilden den sogenannten Salutzug beim Wachbataillon des BMVgBundesministerium der Verteidigung. Was nur wenige wissen: Das Wachbataillon gehört zur Streitkräftebasis und ist dort der einzige Jägerverband. Zusätzlich zum Protokollarischen Ehrendienst steht der infanteristische Dienst im Vordergrund.
Salut: Eine seltene Ehre
Denn Empfänge mit militärischen Ehren, also auch mit Salutschüssen, sind selten geworden. Es gibt sie nur noch beim Besuch von Monarchen und dann, wenn ein ausländisches Staatsoberhaupt erstmals in dieser Funktion nach Deutschland kommt. Außerdem fragt der Bundespräsident vorher bei dem erwarteten Gast an, ob dieser einen solchen Empfang wünscht.
Normalerweise finden in Deutschland pro Jahr nur noch zwei oder drei solcher Empfänge statt. In diesem Jahr kam der Salutzug Corona-bedingt sogar nur ein einziges Mal zum Einsatz: am 5. Oktober bei der Generalprobe am neuen Regierungsterminal in Schönefeld.
Die Tradition signalisiert friedliche Absichten
Die Tradition des Salutschießens ist so alt, dass die Herkunft der 21 Salutschüsse nicht genau geklärt werden kann. Am geläufigsten ist eine Historie aus dem 14. Jahrhundert, so Hauptfeldwebel Martin Gey, der Zugführer des Salutzugs. Zu der Zeit hatten Kriegsschiffe noch Vorderlader-Kanonen, die ständig geladen waren. „Diese wurden vor dem Einlaufen in einen Hafen abgefeuert. Das signalisierte die friedliche Gesinnung, denn durch das Abfeuern der Geschütze wurde die eigene Verteidigungsbereitschaft aufgegeben“, erklärt Gey.
80 Jahre und kein bisschen leise
Die ältesten „Mitglieder“ des Salutzugs sind fast 80 Jahre. Es sind die zehn Feldhaubitzen. Sie wurden während des Zweiten Weltkriegs in den USA entwickelt und gebaut. Die Haubitzen des Salutzugs stammen aus den Jahren 1942 und 1943. Ihre genaue Bezeichnung ist „Feldhaubitze 105 mm“, weil die verwendeten Kartuschen das Kaliber 105 Millimeter haben.

Eine Kanone wird vor allem genutzt, um ein Ziel direkt zu beschießen (Flachfeuer). Eine Haubitze wird meist für Steilfeuer eingesetzt, um aus großer Distanz zu schießen.
Bundeswehr/Francis Hildemann
Beim Salutauftrag bedienen immer drei Soldaten eine Haubitze: ein Geschützführer, ein Ladekanonier und ein Entladekanonier
Bundeswehr/Francis HildemannDie Bundeswehr führte dieses Waffensystem Ende der 50er-Jahre ein. Bis 1996 waren sie das Standardgeschütz der Luftlandebrigade 9 in Philippsburg. Danach wurden sie bis 2003 genutzt, um Artilleriebeobachter auszubilden. Seit 2006 ist ihre einzige Aufgabe das Salutschießen beim Wachbataillon. Dafür wurden die Haubitzen „demilitarisiert“, das heißt, scharfe Schüsse sind damit nicht mehr möglich.
Mit 2.500 Kilogramm Gewicht ist die „Feldhaubitze 105 mm“ ein ziemliches „Leichtgewicht“, gut zu verladen und zu transportieren. Am 5. Oktober zur Generalprobe am BER beispielsweise wurden sie angehängt an Lkw von der Julius-Leber-Kaserne in Tegel über die Berliner Stadtautobahn nach Schönefeld gebracht.
Der Korkdeckel lässt es knallen
An diesem Tag waren, wie immer bei einem Einsatz zum Empfang von Staatsoberhäuptern, sieben Haubitzen dabei: sechs für die 21 Schuss Salut, eine als Reserve. Die Kartuschen, mit denen die Geschütze beladen werden, haben eine Treibladung aus Schwarzpulver und sind mit einem Korkdeckel verschlossen, „damit es schön knallt“, wie Oberfeldwebel Matthias Ehrke, der Gruppenführer im Salutzug, erklärt.
Ganz präzise dank Wasserwaage
Und wie läuft ein Salutschießen ab? Wenn der Salutzug einen Auftrag bekommt, bauen die Soldaten vor Ort zunächst die Geschütze und ein Podest auf. Der Sicherheitsabstand vor den Rohren beträgt 50 Meter, links und rechts sind es 30 Meter. Die Geschütze selbst werden in einer Reihe ausgerichtet, jeweils zehn Meter voneinander entfernt. Damit alles ganz exakt ist, hat jede Haubitze eine eingebaute Wasserwaage und eine Zeigerzieleinrichtung.

Bereit für das Feuerkommando: Die sechs Geschütze des Unterstützungszuges Protokoll stehen exakt ausgerichtet in jeweils zehn Meter Abstand voneinander für die Generalprobe auf dem neuen Regierungsterminal am BER
Bundeswehr/Francis Hildemann
Früher am Morgen sah es auf dem Vorfeld noch so aus: Die Soldaten des Salutzugs in ihren Feldanzügen bauen die Geschütze auf und richten sie aus.
Bundeswehr/Jane SchmidtIst die Maschine mit dem Staatsgast gelandet und rollt in ihre Position, laden die Geschützbesatzungen die Haubitzen und warten auf den Abschussbefehl. Da der Salutzug viel zu weit entfernt ist, um den Gast sehen zu können, steht der sogenannte Ablaufoffizier an der Maschine und gibt das Feuerkommando per Funk an den Zugführer.
Zeiger, Zähler, Zeitnehmer
Der leitet es an die Geschützführer weiter. Nach diesem ersten Feuerkommando, das gleichzeitig durch den Zeiger, der links neben dem Zugführer auf dem Podest steht, optisch an den jeweiligen Geschützführer vermittelt wird, übernimmt der Zeitnehmer und gibt die Feuerkommandos alle fünf Sekunden.
Der Zähler steht mit dem Rücken zu den Geschützen und zählt die Schüsse laut mit. Nach dem 21. Schuss zeigt der Zähler an, dass das Schießen beendet ist und der Zugführer lässt die Soldatinnen und Soldaten in Richtung des Staatsgastes blicken und salutiert. Sobald die Kolonne mit dem Gast losfährt, lässt der Zugführer die Geschütze entladen und beendet das Salutschießen.
Salut auf der Kieler Woche
Da das Wachbataillon der einzige Verband in der Bundeswehr ist, der diesen Salutauftrag hat, kommen regelmäßig Anfragen. „2019 haben wir beispielsweise auf der Kieler Woche für die ‚Juan Sebastián de Elcano‘, das Segelschulschiff der spanischen Marine, Salut geschossen“, sagt Gey.
Auch beim Tag der offenen Tür in der Julius-Leber-Kaserne und beim Tag der Bundeswehr ist der Salutzug dabei. Dann werden aber meist nur drei oder sechs Schuss aus drei Haubitzen abgefeuert.
Martin Gey ist stolz darauf, wie genau und synchron die Soldatinnen und Soldaten des Salutzugs arbeiten. „Wir geben dafür immer unser Bestes, denn mit diesem Salutauftrag repräsentieren wir die Bundesrepublik Deutschland.“