Luftwaffe
Baltic Tiger 2022

Ein Rabe hat alles im Blick

Ein Rabe hat alles im Blick

Datum:
Ort:
Estland
Lesedauer:
2 MIN

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Grasbüschel biegen sich zur Seite, einige Birkenzweige nahe am Boden biegen sich, vorsichtig das Gelände taxierend bewegt sich ein paketgroßes Raupenfahrzeug in Richtung eines zweistöckigen Gebäudes. Die Tür steht offen und hinter den blinden Fensterhöhlen lässt sich nichts Gutes erahnen…

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Mit vier Kameras, die alle Richtungen abdecken, ist er für den Einsatz in bebautem Gelände wie geschaffen. Hier hilft der Rabe, den Gegner zu identifizieren und das Lagebild zu vervollständigen

Bundeswehr/Thomas Skiba

Auf der Klooga-Range, einem Truppenübungsplatz der estnischen Streitkräfte, rund 50 Fahrminuten entfernt von der Hauptstadt Tallin, steuern Objektschützer der deutschen Luftwaffe dieses Gefährt. Es ist nach einem Vogel benannt, dem Raben. Der gilt als einer der intelligentesten Vögel im Tierreich und lebt in großen Wäldern, bevorzugt in Waldrandlage sowie halboffenen als auch städtischen Landschaften, also Gelände, in der auch die Infanteristen zu Hause sind. Darum schein es nicht weit hergeholt, dass der Vogel als Namenspate für ein modernes Aufklärungssystem herhalten musste, das aktuell in der multinationalen, Teilstreitkräfte-übergreifenden Übung Baltic Tiger 22 zum Einsatz kommt. Doch der Inhalt der Bezeichnung „RABE“ weist nicht, wie traditionell bei den Landstreitkräften üblich, in erster Linie auf die Eigenschaften des Tieres hin.Es stellt die Fähigkeiten des teilautonomen Systems heraus und bringt sie auf den Punkt: Roboter Aufklärung Beobachtung Erkundung.

Immer wissen, was los ist

Für die Soldaten der Nahaufklärungstrupps des Objektschutzregimentes der Luftwaffe eine perfekte Ergänzung ihres Einsatzspektrums. „Wir nutzen den Raben in erster Linie zur Erkundung im urbanen Gelände“, sagt einer der Truppführer, Oberfeldwebel Stefan. Besonders im Orts- und Häuserkampf hilft der Rabe bei der Lagebeurteilung und unterstützt damit die taktische Vorgehensweise der Infanteristen. Auch beim Waldkampf und in mit Gräben, Mulden und Anhöhen durchschnittenem Gelände leistet er unschätzbare Dienste, wie die Aufklärungsspezialisten sagen. Damit die Männer immer im Bilde sind, und zwar in Echtzeit, besitzt der Rabe vier Kameras, die eine 360-Grad-Sichtfeldabdekung garantieren und ihn zudem nachtsichtfähig machen. Über Funk wird der flinke, wendige Roboter gesteuert, darüber gelangen auch die Bilder in die Steuerungseinheit, die dann über einen Bildschirm zu sehen sind.

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Der Aufklärungsroboter Rabe und die Drohne Mikado können im Verbund eingesetzt werden und bieten so ein genaues Lagebild

Bundeswehr/Thomas Skiba

Treppenstufen sind kein Problem

Drei Eigenschaften stechen bei den Miniaufklärer hervor. Zum einem ist er leicht wie zuverlässig zu bedienen, auch in Deckungen und zudem lautlos, dazu kommt, dass er mit seinem Beleuchtungsaufsatz Feindkräfte in Räumen durch ein Blitzgerät, ein Stroboskop, blenden kann. Und schließlich kann er „Treppen steigen“. Standardtreppenstufenhöhen in Privathäusern bewegen sich zwischen 16 und 20 Zentimetern, die Konstrukteure nahmen die Mitte und so klettert der Rabe 18 Zentimeter in die Höhe. Zudem ist das Aufklärungssystem, dass seit circa einem halben Jahr durch die Objektschützer in Schortens genutzt wird, so gut wie unkaputtbar. Selbst Stürze aus fünf Metern Höhe machen ihm nichts aus, zwei fernbedienbare Stelzen erlauben ihm, sich in jeder Lage wieder auf- und auszurichten. Jetzt soll der Rabe unter den Vegetationsbedingungen Estland seine Fähigkeiten ausspielen und im Verbund mit anderen Aufklärungsmitteln wie der Drohne Mikado oder dem klassischen Doppelfernglas den effektiven Einsatz der Infanteriezüge sichern. Übrigens: Raben galten schon in der nordischen Mythologie als die Augen des Göttervaters Odin. Jeden Morgen sandte er Hugin und Munin in die Welt hinaus, um ihn mit den neuesten Nachrichten zu versorgen.   

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Mit der Steuerungseinheit wird der Rabe bedient. Integriert ist auch ein Farbbildschirm.

Bundeswehr/Thomas Skiba
von Thomas Skiba

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