Luftwaffe
Ausbildung zum Piloten

Drei Wege führen ins Kampfpiloten-Cockpit

Fünf bis zehn Jahre dauert es, bis ein Kampfpilot fertig ausgebildet ist. Wir haben einen von ihnen während seiner Ausbildung begleitet.

Ein Kampfjet startet mit eingeschaltetem Nachbrenner.

Junge Frauen und Männer, die bei der Luftwaffe Eurofighter, Tornado oder demnächst F-35A fliegen wollen, brauchen Talent, den unbedingten Willen, es zu schaffen, die notwendigen körperlichen und mentalen Voraussetzungen – und Durchhaltevermögen. Denn je nach Ausbildungsweg dauert es fünf bis zehn Jahre, bis ein Kampfpilot fertig ausgebildet ist.

Wir haben einen unserer jungen Jetpiloten bei seinem Weg ins Eurofighter-Cockpit über mehrere Jahre begleitet. Am 1. Juli 2018 trat Gabriel* in die Bundeswehr ein, seinen ersten Soloflug im Eurofighter hatte er am 14. Juli 2023 – fünf Jahre später. Gabriel hat die Mittlere Reife und nicht studiert. Aber viele der Stationen auf seinem Weg durchlaufen alle künftigen Jetpilotinnen und -piloten der Luftwaffe.

Die wichtigste Frage zuerst: Bin ich geeignet?

Der Traum vom Fliegen bei der Bundeswehr beginnt für jeden und jede – egal, ob sie später im Jet, im Transportflugzeug oder im Hubschrauber sitzen wollen – mit der Bewerbung, dem Assessment Center und den Eignungsprüfungen.

Das Abitur ist keine zwingende Voraussetzung, um bei der Luftwaffe Pilot zu werden. Die Mittlere Reife reicht. Worauf es hingegen ankommt, das sind die Fähigkeiten, die künftige Pilotinnen und Piloten unbedingt mitbringen müssen. Dafür untersuchen und testen die Fliegerärzte und -psychologinnen die Bewerberinnen und Bewerber im wahrsten Sinne des Wortes auf Herz und Nieren. Erst, wenn ein Kandidat alle drei Phasen der Eignungsfeststellung erfolgreich abgeschlossen hat, wird er eingestellt.

Gut beschrieben werden die drei Phasen hier:

Am Anfang steht für alle Soldatinnen und Soldaten, egal, was sie bei der Bundeswehr machen wollen, die allgemeine Grundausbildung. Diese dauert drei Monate.

Wer sich für die Pilotenausbildung qualifiziert hat, besucht danach in jedem Fall die Offizierschule der Luftwaffe. Dieser Lehrgang, der den Neulingen alles über das Offizier-Sein beibringt – vom Sport über das Führen bis zum Zusammenhalt – dauert rund acht Monate. Bis dahin ist der Ablauf für alle künftigen Piloten gleich, danach trennen sich die Ausbildungswege.

Wie lange verpflichte ich mich als Pilotin oder Pilot bei der Luftwaffe?

Da die Ausbildung lange dauert, verpflichten sich künftige Jetpilotinnen und Jetpiloten bei der Luftwaffe für eine Dienstzeit von mindestens 16 Jahren und werden als Offizieranwärter eingestellt. Wer länger bleiben möchte, kann als Zeitsoldat auf bis zu 25 Jahre verlängern. Auch die Übernahme in den Status eines Berufssoldaten ist nach einem Auswahlverfahren eine Option.

Es ist aber auch möglich, direkt als Berufsoffizieranwärter bei der Luftwaffe zu beginnen. Dann werden die Pilotinnen und Piloten nach ihrer normalen fliegerischen Ausbildung darauf vorbereitet, später Führungs- und/oder Stabsaufgaben innerhalb und außerhalb der fliegenden Einsatzverbände zu übernehmen. Berufssoldaten bleiben bis zum Ruhestand bei der Bundeswehr.

Mit oder ohne Studium: Die Wege ins Jet-Cockpit

Um Kampfjetpilot zu werden, gibt es bei der Luftwaffe drei Möglichkeiten:

  1. direkt mit der fliegerischen Ausbildung beginnen,
  2. die fliegerische Ausbildung innerhalb eines dualen Studiengangs absolvieren,
  3. erst studieren und danach die fliegerische Ausbildung machen.

Selbst in der kürzesten Variante dauert der Weg vom Eintritt in die Bundeswehr bis zum Eurofighter-Piloten in einem Geschwader mindestens fünf Jahre. Das duale Studium „Aeronautical Engineering (AER)“ bietet innerhalb von etwa sieben Jahren die effizienteste Möglichkeit, das Fliegerische mit dem akademischen Abschluss des Bachelor of Engineering zu verknüpfen. Denn in dieses luftfahrtspezifische Intensivstudium speziell für Pilotinnen und Piloten ist die fliegerische Ausbildung integriert. Im längsten Fall also bei einem zusätzlichen Masterstudium – können es bis zu zehn Jahre sein.

Das Logo "Funkkreis – Podcast der Bundeswehr" in weiß auf einem tarnfarbenen Polygonmuster
Pilot werden und dabei einen Bachelor erwerben, das geht mit dem neuen Studiengang Aeronautical Engineering. Viereinhalb Jahre dauert das duale Studium. In diesem Jahr ist der erste Jahrgang fertig geworden. Oberleutnant Simon K. berichtet Barbara …

Wer also studieren will, kann und darf das, aber es ist keine Voraussetzung, um Kampfjetpilotin oder Kampfjetpilot zu werden.

Wie läuft die fliegerische Ausbildung ab?

Bevor das Fliegen wirklich beginnt, müssen die Pilotenschülerinnern und -schüler zunächst noch einen speziellen Englischkurs absolvieren, sich einem flugphysiologischen Training in der Humanzentrifuge und der Höhenklima-Simulationsanlage unterziehen und den Grundlehrgang „Überleben auf See“ bestehen. Kommt es später zwischen den einzelnen Schritten der fliegerischen Ausbildung zu Wartezeiten, gehen die künftigen Jetpilotinnen und -piloten in sogenannte Zwischenverwendungen.

Die fliegerische „Grundschule“ der Luftwaffe findet bei der 3. Deutschen Luftwaffenausbildungsstaffel in Goodyear statt. Das ist ein Vorort von Phoenix, der Hauptstadt Arizonas, im Südwesten der USA. Die Bundeswehr nutzt auf dem großen Flugplatz vier Turboprop-Maschinen der Firma Grob als Schulflugzeuge. Die Flugschülerinnen und Flugschüler lernen auf der einmotorigen und kunstflugtauglichen Grob G-120TP.

Zum Initial Flight Training gehört nicht nur das Fliegen selbst. Erst nach der theoretischen Ausbildung und Stunden im Flugsimulator dürfen die Pilotenschülerinnen und -schüler ins echte Cockpit. Das ist auch bei allen weiteren Trainings so. Die Ausbildung in Goodyear dauert drei bis vier Monate.

Grundschule für Jetpiloten: Gabriel in Goodyear

Wer in Goodyear erfolgreich war, hat sich für den nächsten Schritt qualifiziert. Der übliche Weg der Pilotenschülerinnen und -schüler der Luftwaffe, die später einmal Kampfjets fliegen sollen, führt für rund 15 Monate erneut in die USA, diesmal nach Texas. Beim Euro NATONorth Atlantic Treaty Organization Joint Jet Pilot Training (ENJJPTEuro NATO Joint Jet Pilot Training) bilden 14 NATONorth Atlantic Treaty Organization-Länder gemeinsam aus. Pro Jahr kommen etwa 250 angehende Pilotinnen und Piloten nach Wichita Falls auf die Sheppard Air Force Base, darunter 24 aus Deutschland.

Geflogen wird hier zunächst mit der Raytheon Aircraft T-6A und danach mit der Northrop T-38C Talon. Die T-38C ist ein Schulflugzeug für den Flug im Überschallbereich. Sie schafft bis zu 1.380 Kilometer pro Stunde. Erst in der sogenannten „Drop Night“ erfahren die Pilotenschülerinnen und -schüler, für welches Flugzeug sie vorgesehen sind. Ihre Schwingen – die deutschen und die USUnited States-amerikanischen – erhalten sie bei der Graduierung. Die ersten Grundlagen der taktischen Militärfliegerei, zum Beispiel Luftkampfmanöver, lernen sie anschließend im Kurs „Introduction to Fighter Fundamentals (IFFIntroduction to Fighter Fundamentals)“.

„Dollar Ride“ in Texas: Gabriels Jetpilotenausbildung geht weiter

Halbzeit auf dem Weg zum Kampfpiloten: Bald steigt Gabriel auf den Jet um

Gabriel erfliegt sich seine „Schwingen“

Der erste Flug in einem Kampfflugzeug erfolgt im Basic Course. Für den Tornado ist das Taktische Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ in Jagel zuständig, für den Eurofighter das Taktische Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ in Laage. Die Ausbildung auf der F-35A wird demnächst wiederum in den USA stattfinden, und zwar in Ebbing im Bundesstaat Arkansas. In all diesen Kursen lernen die jungen Pilotinnen und Piloten „ihr“ Flugzeug kennen und fliegen. Das ist die sogenannte Musterberechtigung. Um Wartezeiten zu vermeiden, erhalten einige ihre Eurofighter-Ausbildung im Ausland. Gabriel beispielsweise war in Spanien.

Auch wenn mit dem Erwerb der Musterberechtigung der lange Weg in eines der wenigen Kampfflugzeug-Cockpits abgeschlossen ist, die Ausbildung hört nie auf. In der taktischen Erstausbildung in den Einsatzgeschwadern der Luftwaffe werden die taktischen Fertigkeiten geschult, bevor die Pilotinnen und Piloten später als Rotten- oder Schwarmführer die Verantwortung für bis zu vier Jets übernehmen. Wer das erforderliche Talent hat, kann – nach weiterer Ausbildung – als Flug- oder Waffenlehrer selbst die nächste Generation von Pilotinnen und Piloten ausbilden.

Ausbildung

Endlich Eurofighterpilot

Gabriel fliegt seinen Traumjet

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