Die Flugbereitschaft ist auch in Schönefeld startklar
Die Flugbereitschaft ist auch in Schönefeld startklar
- Datum:
- Ort:
- Berlin
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Die Geschichte des neuen Flughafens Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ ist lang und pannenreich. Oberst Johannes Stamm kennt sie aus nächster Nähe. Der stellvertretende Kommandeur der Flugbereitschaft ist seit acht Jahren in Schönefeld, weil der BER schon zu diesem Zeitpunkt eröffnet und die Flugbereitschaft von Tegel und Köln-Wahn hierher verlegt werden sollte. Seit dem 15. Juni ist das Interimsgebäude des Regierungsflughafens bedingt einsatzbereit. Geflogen wird nun aber doch erst ab Oktober, weil Tegel nach dem „Wir-schließen-wir-schließen-nicht-Ping-Pong“ vom Frühjahr bis 8. November offen bleibt.
Wer die Straße vor dem alten Flughafen Schönefeld südlich von Berlin Richtung Luftfracht abbiegt und der Ausschilderung folgt, kommt nach einer Weile zu einem umzäunten und bewachten Bereich. Darin steht ein schlichtes zweistöckiges Gebäude: das Interimsterminal des Regierungsflughafens. Dieses werden sich die Flugbereitschaft und der Protokollbereich des Auswärtigen Amtes für die nächsten Jahre teilen, um Politiker in alle Welt zu fliegen und Staatsgäste aus aller Welt zu empfangen.
Dreieinhalb Monate früher als geplant
Alles ist so gut wie fertig, dreieinhalb Monate vor dem 1. Oktober, an dem das Terminal den Betrieb aufnehmen wird. Das liegt daran, dass der Flughafen Berlin Tegel aufgrund der Corona-Krise vorzeitig bereits am 15. Juni schließen sollte, um Kosten zu sparen. Über die Schließung von Tegel wurde seit März diskutiert. Daraufhin setzte die Flugbereitschaft alles daran, um den politisch-parlamentarischen Betrieb „bruchfrei“ nach Schönefeld verlegen zu können. „Wir haben in den vergangenen Wochen zum Teil zehn bis zwölf Stunden täglich gearbeitet, um rechtzeitig fertig zu sein“, sagt Johannes Stamm, der stellvertretende Kommandeur der Flugbereitschaft und jetzt auch Kasernenkommandant in Schönefeld. Er ist stolz auf die Leistung seines Teams. „Mit Hilfe aller haben wir es geschafft und könnten hier ab sofort politisch-parlamentarische Flüge mit operativen Einschränkungen abfertigen.“
„Wir sind bereit“
Das es nun doch noch Oktober wird, bis die ersten Maschinen der Flugbereitschaft in Schönefeld abheben, weil die Flughafenbetreiber von Tegel kurzfristig ihren Schließungsantrag zurückgezogen haben, stört den erfahrenen Piloten nicht. Er hat in seinem Leben ganz andere Turbulenzen erlebt, von Einsätzen bis zu Rettungsflügen, um verletzte Touristen von Madeira heimzubringen und den Evakuierungsflügen aus Wuhan. „Wichtig ist, dass wir für unsere Aufgabe in jedem Fall bereit sind“, sagt er. „Und das sind wir.“
Seit acht Jahren ist Oberst Stamm bereits in Schönefeld, bis vor Kurzem noch in einem anderen Gebäude, um die Flugbereitschaft zum BER zu verlegen. „Zwei Drittel der 60 Kolleginnen und Kollegen, die im Oktober in das Interimsgebäude umziehen, kommen aus Tegel, das andere Drittel aus Köln, wo wir als Flugbereitschaft immer noch unseren Hauptsitz haben“, erläutert der Oberst. Diese Mitarbeiter aus Köln sind sehr froh, dass es jetzt in Berlin losgeht, denn sie stammen aus Berlin, haben ihre Familien hier und mussten acht Jahre lang pendeln.
Bundespolizei unterstützt Flugbereitschaft
Das 104 Meter lange Gebäude, das zu zwei Dritteln von der Protokoll-Abteilung des Auswärtigen Amtes und zu einem Drittel von der Flugbereitschaft genutzt wird, steht bereits seit 2018 auf dem Gelände des Flughafens Schönefeld. Als sich die Eröffnung des BER immer weiter verzögerte, wurde auch die Ausstattung verschoben. Bis Anfang März stand es fast leer.
Inzwischen sind alle Büros mit Schreibtischen, Stühlen, Aktenschränken und Regalen bestückt. An den Gates wurden Stuhlreihen für die Reisenden montiert. Da die für den Probebetrieb bestellten Körper- und Gepäckscanner erst im August kommen, wurden in der ersten Juniwoche zunächst von der Bundespolizei geliehene Scanner montiert und getestet. Auch die komplette ITInformationstechnik steht.
Bei Staatsempfängen wird es eng
Draußen auf der Ramp 1, dem Vorfeld, ist Platz für zwei Flugzeuge von Staatsgästen und für drei der Flugbereitschaft. Hier werden bald ausländische Regierungschefs und Politiker ankommen, und hier ist auch der Start- und Zielpunkt aller Dienstreisen des Bundespräsidenten, der Bundeskanzlerin, der Ministerinnen und Minister mit ihren Delegationen.
Wenn allerdings Protokollempfänge an der Ramp 1 stattfinden, können an den anderen Positionen nicht zeitgleich Motoren starten. Das würde zu laut. Deshalb, und weil Stellflächen für weitere Flugzeuge gebraucht werden, hat die Flugbereitschaft außerdem ein Drittel der Halle der Firma LBAS (Lufthansa Bombardier Aviation Services) gemietet. Dort werden zehn bis 15 Techniker einziehen und hier werden die Flugzeuge vom Typ Global 5000 und 6000 gewartet. Der Bereich ist auch als Einstieg für Regierungsflüge geeignet, weil es hier eine eigene Zugangskontrolle und Durchfahrt für freigestellte Personen gibt.
Probebetrieb startet im Juli
Jetzt im Juli beginnen Stamm und sein Team nun, wie ursprünglich geplant, mit dem Probebetrieb am Interims-Regierungsterminal und ab dem 21. Oktober werden alle politisch-parlamentarischen Flüge vom BER aus starten. Bis dahin soll auch die eigene Zufahrtsstraße eine direkte Anbindung an die B 96a erhalten, die speziell für die Protokollabfertigung der Bundesregierung gedacht ist.
Die Hubschrauber bleiben in Tegel
Die drei Hubschrauber vom Typ AS532 Cougar, die ebenfalls zur Flugbereitschaft gehören, bleiben voraussichtlich bis Ende 2029 in Tegel stationiert, zusammen mit den Wartungs- und Instandhaltungscrews. „Das ist im Moment praktischer so“, erklärt Johannes Stamm, denn für die etwa 116 Personen wäre im Interimsterminal kein Platz.
Die Flugbereitschaft aus Köln mit allen knapp 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie derzeit 18 Flugzeuge wird wohl erst 2034 in die Hauptstadt umziehen, wenn der Regierungsflughafen auf dem dafür schon lange vorgesehenen Gelände an der Ramp 2 fertig ist. Dieser kann nach dem Willen der Flughafen Berlin Brandenburg GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung (FBB) vermutlich erst ab 2030 gebaut werden.