Luftwaffe

Deutsch-britische Zusammenarbeit bei VAPB

Deutsch-britische Zusammenarbeit bei VAPB

Datum:
Ort:
Ämari
Lesedauer:
4 MIN

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Auf der Luftwaffenbasis Ämari in Estland, circa 50 Kilometer westlich von Tallinn: Vier Eurofighter starten in einer gemischten Formationen in den grauen Oktoberhimmel – Die gemeinsame Übung „Hanseatic Guardian“ hat begonnen. Zwei Kampfjets haben die blau-rote Kokarde der Royal Air Force (RAF) und zwei das Eiserne Kreuz der Luftwaffe am grauen Rumpf. 

Deutsche und britische Techniker arbeiten jeweils gegenseitig am Eurofighter der Partnernation

Multitasking im Baltikum

Eurofighter der No. 3 Squadron der RAF üben diese Woche zusammen mit deutschen Jets desselben Typs im baltischen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Luftraum. Bis zu sechs Eurofighter der Luftwaffe aus dem Taktischen Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ sind seit September im Rahmen der Mission „Verstärkung Air Policing Baltikum 2020/2021“ (VAPB 2020/21) auf dem estnischen Fliegerhorst stationiert. Nun nehmen sie für eine Woche an der Übung mit der RAF teil. Nebenbei erfüllen sie weiterhin ihren Auftrag zur Luftraumsicherung über Estland, Lettland und Litauen. Hintergrund der Übung ist die Vertiefung der binationalen Zusammenarbeit zwischen Luftwaffe und RAF. Das Ziel ist es, zukünftig ein gemeinsames Einsatzkontingent zur Luftraumsicherung aufzustellen.

Ein britischer Eurofighter startet vom Flugplatz in Ämari in Estland und fliegt knapp über dem Boden.

Ein Eurofighter der Royal Air Force startet bei der Übung „Hanseatic Guardian“ von der Ämari Air Base in Estland

Bundeswehr/Niels Juhlke
Ein britischer und zwei deutsche Techniker in einer Besprechung unter einem Eurofighter auf dem Flugplatz in Ämari.

Bodenpersonal aus Deutschland und Großbritannien nimmt gemeinsam einen Eurofighter nach der Landung auf der Ämari Air Base an

Bundeswehr/Niels Juhlke

Das Besondere an dieser Übung: Nicht nur die Flüge finden gemeinsam statt. Auch die Abfertigung der Kampfflugzeuge am Boden wird nach dem Prinzip „Plug & Fight“ gestaltet. Hierbei dockt ein kleines Kontingent der Royal Air Force, bestehend aus zwei Eurofightern und circa 35 Soldaten, an das Kontingent der Bundeswehr für VAPB 2020/21 an. In der Praxis bedeutet die Übung, dass deutsche Warte und Techniker die britischen Eurofighter am Boden aufbereiten.

Ein deutscher Hauptfeldwebel und ein britischer Offizier im Gespräch vor einem bemannten, britischen Eurofighter.

Hauptfeldwebel Horst S. und Corporal Jack G. im Gespräch vor einem britischen Eurofighter

Bundeswehr/Niels Juhlke

Enge Zusammenarbeit der Techniker aus beiden Nationen

„Im fliegerischen Bereich gibt es bei der NATONorth Atlantic Treaty Organization und im zivilen Luftverkehr gemeinsame Normen. Im technisch-logistischen Bereich ist das Regelungswerk zum Eurofighter von den jeweiligen Nutzernationen geprägt. Es gilt also, Schnittmengen zu finden und gemeinsame Prozesse zu entwickeln, um die Zusammenarbeit unserer Techniker zu ermöglichen“, erklärt Major Florian S. begeistert. Als leitender Technischer Offizier des deutschen Kontingents behält er am Boden in Ämari den Überblick über die Zusammenarbeit von Royal Air Force und Luftwaffe.

Ein Hauptfeldwebel und ein Offizier im Gespräch vor einem stehenden Eurofighter nach der Landung auf dem Flugplatz.

Hauptfeldwebel Horst S. tauscht sich nach der Landung eines Eurofighters mit einem Piloten der Royal Air Force aus

Bundeswehr/Niels Juhlke

„Wir arbeiten diese Woche intensiv daran, ein gemeinsames Handbuch mit gemeinsam festgelegten Verfahren und Standards weiterzuentwickeln“, so Major S. „Ziel ist es, dass Techniker der Luftwaffe, nach einer kurzen Einweisung, an einem Jet der Partnernation arbeiten können.“ Ebenfalls stehen die britischen Techniker, neben der Abfertigung im geplanten Flugbetrieb, für kleinere Reparaturarbeiten an deutschen Eurofightern zur Verfügung.

Ein deutscher Techniker steht auf dem linken Flügel des Eurofighter und inspiziert den Jet nach der Landung.

Ein deutscher Techniker bei der Inspektion eines britischen Eurofighters nach der Landung

Bundeswehr/Niels Juhlke

Britische Eurofighter in deutscher Hand

Direkt zu Beginn des gemeinsamen Flugbetriebs ist Hauptfeldwebel Horst S. mit seinen britischen und deutschen Kameraden bei der Abfertigung der Eurofighter der RAF dabei. „Zunächst haben wir durch Warte der RAF eine Einweisung an ihrem Eurofighter bekommen. Anschließend fertigen wir selbstständig die britischen Eurofighter vor und nach ihren Flügen ab“, erklärt der Hauptfeldwebel aus der Wartungs- und Waffenstaffel des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 „Richthofen“. Während der Übung „Hanseatic Guardian“ steht Horst S. zum Beispiel bereit, wenn ein britischer Eurofighter von einem Übungsflug zurückkehrt. Dem Piloten gibt er an der Parkposition das Signal zum Bremsen und führt nach dem Flug unter anderem außen am Jet Checks durch. Er sucht nach Schäden und Verschleißspuren. Zeitgleich arbeiten weitere deutsche Techniker mit ihren britischen Kameraden daran, die gemeinsame Abfertigung so reibungslos wie möglich zu gestalten. Sie tauschen gegenseitig Ideen aus, um die Abläufe zu perfektionieren und Standards zu setzen.

Hervorragende Zusammenarbeit

Corporal Jack G. von der Royal Air Force ist mit der Zusammenarbeit mit seinem deutschen Gegenüber zufrieden: „Bereits nach einer kurzen Einweisung konnten die Techniker der Luftwaffe unsere Jets vor dem Flug abfertigen und nach dem Flug wieder annehmen. Auch wenn es kleine Unterschiede in unseren Verfahren gibt, klappt die Zusammenarbeit hervorragend – insbesondere durch die sehr guten Englischkenntnisse der Deutschen hier vor Ort.“ So bietet die Übung den Soldaten der beiden beteiligten Nationen die Gelegenheit, voneinander zu lernen. „Persönlich freue ich mich schon darauf, in Zukunft wieder mit der Luftwaffe nach dem Prinzip ‚Plug & Fight‘ zusammenzuarbeiten“, fasst der britische Techniker seine Erfahrungen zusammen.

Ein britischer und ein deutscher Eurofighter rollen gemeinsam auf dem Flugplatz in Ämari. Ein Einwinker weist den Jets den Weg.

Gemeinsamer Flugbetrieb von britischen und deutschen Eurofightern auf der Ämari Air Base in Estland

Bundeswehr/Niels Juhlke
Ein britischer und ein deutscher Eurofighter bei Manövern in der Luft als gemischte Formation.

Anflug auf die Ämari Air Base: Eine gemischte Formation von Eurofightern der Luftwaffe und Royal Air Force

Bundeswehr/Niels Juhlke

Blick auf die nächsten Schritte der Zusammenarbeit

Die Annahme und Abfertigung britischer Eurofighter durch Bodencrews der Luftwaffe in Ämari ist in dieser technischen Tiefe eine Premiere. Gleichzeitig ist es ein weiterer Schritt in Richtung eines gemeinsamen Einsatzkontingents der beiden NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner. Dieses Ziel sieht vor, dass Eurofighter aus Großbritannien und Deutschland gemeinsam bewaffnete Alarmstarts in gemischten Formationen durchführen. Die binationale Zusammenarbeit soll weiter zur Sicherheit des Bündnisses beitragen.

„Häufiges und gemeinsames Üben der Verfahren am Eurofighter ist für uns sehr wichtig“, resümiert der leitende Technische Offizier Florian S. mit Blick auf die Übungswoche „Hanseatic Guardian“. „So können wir unser gemeinsames Handbuch mit Leben füllen und unsere Zusammenarbeit auch in der Praxis durch Routine und gestiegene Handlungssicherheit verbessern.“

Ein britischer und ein deutscher Techniker im Gespräch am Eurofighter.

Techniker der Luftwaffe und der Royal Air Force bei der gemeinsamen Inspektion eines Eurofighters nach der Landung in Ämari

Bundeswehr/Niels Juhlke
von Daniel Waite

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