Luftwaffe

Der letzte Tag als Soldat nach 45 Jahren in zwei Armeen

Der letzte Tag als Soldat nach 45 Jahren in zwei Armeen

Datum:
Ort:
Wunstorf
Lesedauer:
3 MIN

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Harald Schade war Soldat in der NVANationale Volksarmee, der Bundeswehr und zwölf Jahre Reservist. Mit seinem 65. Geburtstag enden 45 bewegte Jahre als Soldat.

Stabsfeldwebel Schade steht neben einem Warnschild im Flugbetriebsbereich in Wunstorf.

Die 400 Hektar Flugbetriebsbereich waren sein Arbeitsplatz – Stabsfeldwebel Harald Schade war 27 Jahre der Flugplatzmeister in Wunstorf

Bundeswehr/Simon Otte

Stabsfeldwebel Harald Schade hat in seiner langen Zeit als Soldat viel erlebt. Was für viele jüngere ein Teil des Geschichtsunterrichtes ist, oder als Soldat zur politischen Bildung gehört, hat er live mitgemacht. Er war 33 Jahre aktiver Soldat – 15 davon in der NVANationale Volksarmee. Von 1994 bis 2009 war er Flugplatzmeister auf dem Fliegerhorst Wunstorf. Eine Tätigkeit, die er anschließend für zwölf Jahre als Reservist weiter ausgeübt hat. Mit seinem 65. Geburtstag verlassen vier Jahrzehnte Erfahrung als Flugplatzmeister die Bundeswehr.

Zwei Systeme – eine Tätigkeit

Als Harald Schade 1976 den Dienst als Berufsunteroffizier bei der NVANationale Volksarmee antrat, hatte das einen pragmatischen Grund. „Ich wollte eine Ausbildung zum KFZKraftfahrzeug-Schlosser machen. Das war aber auf dem zivilen Weg nicht so einfach. Es gab jedoch die Chance bei einer Verpflichtung von zehn Jahren die Ausbildung beim Militär zu machen. Das habe ich dann gemacht.“ Nach seiner Ausbildung zum Unteroffizier in Prora folgte dann die vom ihm angestrebte Fachausbildung. Danach wurde er als Zugführer bei einer Flugplatzwartungsstaffel eingesetzt. Damals wusste er noch nicht, dass diese Aufgabe ihn für die nächsten Jahrzehnte begleiten würde und ihn später nach Wunstorf führen sollte.

Vom „Weiterverwendeten“ zum Berufssoldaten in der Bundeswehr 

Als die Wiedervereinigung aus zwei Systemen eins machte, war Harald Schade als Stabsfähnrich am Standort Drewitz-Süd eingesetzt. Dort waren ein MIG-21- und ein MIG-23-Geschwader stationiert. Für den gebürtigen Riesaer eine ungewisse Zeit. „Da man ja nicht von jetzt auf gleich alle Standorte abwickeln konnte, haben ich zunächst den Status eines „Weiterverwendeten“ im Dienstgrad des Hauptfeldwebels erhalten und bin erstmal meiner alten Aufgabe nachgegangen.“ Jedoch war die Zukunft für den mittlerweile zweifachen Vater komplett offen. „Ich habe mich bei der Bundeswehr erneut bewerben müssen. Zeitgleich habe ich mich beim Arbeitsamt um eine Ausbildungsstelle als Heizungsbauer bemüht.“ Als dann im Juni 1991 die Zusage der Bundeswehr kam, war die Zeit der wirtschaftlichen Ungewissheit für die Familie vorbei. 

Stabsfeldwebel Schade steht neben einer modernen Schneefräse.

Das Schneeräumen ist nur eine der vielen Aufgaben des Flugplatzmeisters

Bundeswehr/Simon Otte

Wunstorf als neue Heimat – beruflich und privat

Wie viele andere hat Harald Schade hierfür eine weitere Dienstgradanpassung in Kauf genommen. Als Oberfeldwebel ging es für ihn 1991 zunächst als Flugplatzmeister zum Erprobungsgeschwader MIG 29 nach Preschen/Forst. Als dieses nach Laage verlegt wurde, stand 1994 der letzte berufliche Wechsel für ihn an. „In Wunstorf war ein Dienstposten als Flugplatzmeister in der Fliegerhorstgruppe frei. Der Standort hat mir bei einer kurzen Besichtigung sehr gefallen, da habe ich die Möglichkeit ergriffen.“ So kam er schließlich nach Wunstorf. Die Stadt, die auch für seine Familie eine neue Heimat wurden und es noch immer ist.

Reserve aus Überzeugung 

Als Harald Schade 2009, nach 15 Jahren als Flugplatzmeister in Wunstorf aus dem aktiven Dienst ausschied, stand für ihn gleich fest, dass er vor Ort als Reservist weiter unterstützen möchte. In den letzten zwölf Jahren hat er immer für drei Monate im Winterdienst geholfen.  Für ihn eine Tätigkeit, die nie langweilig wird. „Auch nach 45 Jahren erlebt man immer etwas Neues, vor allem auf diesem Fliegerhorst. Aufgrund der Topografie kann es sein, dass auf der einen Seite der Startbahn alles trocken ist und auf der anderen Seite Eis und Schnee liegt. So etwas habe ich an keinem meiner anderen Standorte vorher erlebt“, so Schade.

Harald Schade und der aktuelle Flugplatzmeister stehen vor einem Teil ihrer Fahrzeuge. Dahinter ist die A400M-Flotte zu sehen.

Hauptfeldwebel Christoph Theermann konnte als aktueller Flugplatzmeister immer auf die Erfahrung von Harald Schade zählen

Bundeswehr/Simon Otte

„Ich würde jedem empfehlen nach Wunstorf zu gehen.“

Mit seinem 65. Geburtstag endet nun die Zeit bei der Bundeswehr. Er selbst wird still und bescheiden gehen, so wie ihn seine Weggefährten in über vier Jahrzehnten kennengelernt haben. Zurückblickend würde der mittlerweile fünffache Großvater auch jungen Menschen die Bundeswehr uneingeschränkt empfehlen „Es werden viele Chancen geboten, die man nur nutzen muss, auch wenn es vielleicht zunächst mal unbequemer ist. Das habe ich selbst erleben dürfen.“ Eins steht für ihn dabei fest: „Ich würde jedem empfehlen nach Wunstorf zu gehen, weil der Standort und das LTGLufttransportgeschwader 62 einfach schön sind.“

von Martin Buschhorn

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