Luftwaffe

Das „Schweizer Taschenmesser“ der Luftwaffe

Das „Schweizer Taschenmesser“ der Luftwaffe

Datum:
Ort:
Schortens
Lesedauer:
3 MIN

Rauschende Wellen und grüne Wiesen wohin das Auge blickt – die Idylle der ostfriesischen Halbinsel. Skurril wird das Bild in Schortens, denn neben kauenden Schafen tauchen plötzlich gepanzerte Fahrzeuge auf. Das Objektschutzregiment der Luftwaffe ist mindestens so besonders wie das Erholungsgebiet, in das es eingebettet ist – nur ist es deutlich spannender, lauter und schneller.

Brandschützer vom Objektschutzregiment in Schortens bekämpfen während einer Übung einen Brand.

Der Brandschutz: Eine der vielen Fähigkeiten des Objektschutzregiments.

Bundeswehr / Francis Hildemann

Das Objektschutzregiment der Luftwaffe ist einzigartig – seine Fähigkeiten sind nahezu exklusiv, aber dabei sehr breit gefächert. Die drei Bataillone bestehen unter anderem aus Scharfschützen, Luftwaffenpionieren und Brandschützern. Zum Besuch des stellvertretenden Inspekteurs der Luftwaffe zieht das Regiment Bilanz: Auch, wenn es viele Probleme gibt – gemeinsam können sie fast alles schaffen.

Soldaten mit Feldstecher und Granatmaschinenwaffe bei einer Übung.

Die Objektschützer bereiten sich bei einer Übung mit der Granatmaschinenwaffe (GraMaWa) auf ihren nächsten Einsatz in Mali vor.

Bundeswehr / Jane Schmidt

Ein Muskelspiel im Norden

Generalleutnant Ansgar Rieks (links) mit dem Kommandeur des Objektschutzregiments, Oberst Marc Vogt, beim Besuch in Schortens.

Generalleutnant Ansgar Rieks (links) mit dem Kommandeur des Objektschutzregiments, Oberst Marc Vogt, beim Besuch in Schortens.

Bundeswehr / Mario Gerhardt

„Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Kräfte hier zusammenspielen.“ Diese Worte fand der stellvertretende Inspekteur der Luftwaffe, nachdem eine simulierte Transall auf einer Landebahn, die kurz zuvor mit Mörsern beschossen worden war, gelandet war. Generalleutnant Ansgar Rieks besuchte die Objektschützer, um sich von deren Fähigkeiten und der Einsatzbereitschaft ein Bild zu machen. Dafür hatten die Schützer einiges auf dem Plan. Eingebettet in die Übung, bekam Rieks den Querschnitt durch die unterschiedlichen Fähigkeiten des Regiments zu sehen. Danach war er sich sicher: „Ich bin davon überzeugt, dass die Luftwaffe diese Fähigkeit braucht. Objektschutz ist mehr als essenziell.“  

Die Auftragslage ist dicht. Das Regiment hat neben den Bataillonen mit ihrem Tagesgeschäft dauerhafte Einsatzverpflichtungen. Insgesamt 70 Soldaten und ein Teil des Materials befinden sich derzeit im deutschen Einsatzkontingent MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali in Afrika, bei Counter DAESH in Jordanien und im deutschen Einsatzkontingent Resolute Support in Afghanistan. Parallel dazu stehen etwa 400 Objektschutzkräfte und die Einsatzlogistiker für das gesamte Jahr 2020 erneut in der Bereitschaft der NATO Response Force (NRFNATO Response Force).

Hundeführer vom Objektschutzregiment der Luftwaffe mit seinem Hund.

Die unterschiedlichen Fähigkeiten des Regiments decken ein breites Aufgabenfeld im Auslandseinsatz ab. Auch die Hundeführer sind dabei.

Bundeswehr / Johannes Heyn

Das Regiment – ein Unikat

Oberst Marc Vogt ist der Kommandeur dieses Regimentes voller Facetten und er weiß es zu beschreiben: „Wir verstehen uns als ‚Schweizer Taschenmesser‘. Alle Fähigkeiten sind in einem Tool und wir klappen jeweils den Teil aus, der gebraucht wird.“

Mit dem Bagger räumt ein Pionier des Objektschutzregments Schutt weg. Im Hintegrund steht ein geländefähiger Lkw.

Ein Teil des "Schweizer Taschenmessers": Die Pioniere des Objektschutzregiments mit ihren Fahrzeugen.

Bundeswehr / Hendrik Niermann
Soldaten des Objektschutzregments der Luftwaffe üben im Gefechtsübungszntrum mit Fahrzeugen unterschiedlicher Klassen.

Mit Fahrzeugen unterschiedlicher Klassen erfüllen die Soldatinnen und Soldaten ihren Auftrag.

Bundeswehr / Jane Schmidt

Die Logistikstaffel unterstreicht die Einzigartigkeit noch einmal deutlich. Diese Staffel stemmt die Logistik der gesamten Luftwaffe im Einsatz und kann auch eine DOB, eine Deployable Operating Base, betreiben. Dieses verlegefähige Feldlager hat sehr viele unterschiedliche Funktionen und kann fast überall auf der Welt aufgebaut werden. Es kann unter anderem Tankstelle, Unterkunft oder Küche sein.

Die Einsatzlogistik betrifft aber auch alles, was auf vier Rädern fährt. Das Objektschutzregiment ist damit sehr umfangreich ausgestattet. Seine Flotte besteht zum Großteil aus geschützten, also gepanzerten Fahrzeugen unterschiedlicher Klassen. Damit werden die mandatierten Einsätze ausgestattet und der nationale Betrieb aufrechterhalten.

Scharfschützen gesucht

Neben den drei Bataillonen verfügt das Regiment über eine Ausbildungsstaffel. Hier laufen Teile der militärfachlichen Ausbildung der Objektschützer. Unterm Strich ist der Verband gut aufgestellt. Interessante Verwendungsmöglichkeiten sorgen für viele Bewerber. Die, die bereits Soldat sind, bleiben sehr gern dabei und lassen sich weiterverpflichten. Aber besonders im Bereich der Scharfschützen und der Brandschützer kämpft das Regiment mit Nachwuchsproblemen.

Hinter dem Wasserstrahl zur Brandbekämpfund ist der Brandschützer nur schemenhaft zu erkennen.

Nicht nur bei den Scharfschützen kämpft das Regiment mit leeren Stellen. Auch der Brandschutz braucht Nachwuchs.

Bundeswehr / Francis Hildemann

Das ist der Alltag für die Soldatinnen und Soldaten in Schortens. Deshalb zählt das Motto des Regimentes umso mehr: „Semper Communis“ – immer gemeinsam! Die Regimentsführung arbeitet permanent an Verbesserungen und hat genaue Vorstellungen davon, wie sich ihr Verband in den nächsten Jahren verändern soll. Geplant sind unter anderem mehr Material und Fahrzeuge, mehr Soldaten und eine zusätzliche Staffel. Eine Besonderheit wird eine DOB – diese Übungsanlage soll auf dem ehemaligen Flugplatz in Jever entstehen.


General Rieks war am Tag seines Besuchs Teil des Regiments. Gulaschsuppe aus der Feldküche schloss den Kreis der Fähigkeiten komplett, denn das Regiment kann sich auch selbst versorgen. Nach fünf Stunden trat der stellvertretende Inspekteur der Luftwaffe seinen Heimweg an. Die vielen Gespräche, die er mit den Soldatinnen und Soldaten des Regimentes führte, werden noch lange in Erinnerung bleiben.

von Sandra Süßmuth