Luftwaffe
ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung 2022

Das A321 NEONew Engine Option-Flugzeug im Check: Mehr Leistung und ein geringerer Verbrauch

Das A321 NEONew Engine Option-Flugzeug im Check: Mehr Leistung und ein geringerer Verbrauch

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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Der NEONew Engine Option, New Engine Option, ist ein Schritt in Richtung Klimaneutralität, Reduktion von Schadstoffausstoß und Lärm. Das für den militärischen Einsatz vorgesehene Flugzeug tankt auch den „grünen Sprit“, Sustainable Aviation Fuel (SAFSustainable Aviation Fuel). Ein beeindruckendes Fähigkeitspaket, das Deutschland im multinationalen Lufttransportverbund beisteuern kann, erklärt Oberst Daniel Draken, Kommandeur Flugbereitschaft BMVgBundesministerium der Verteidigung.

Ein Oberst der Luftwaffe steht mit einem Modell in der Hand vor einem Triebwerk

Der Kommandeur der Flugbereitschaft BMVgBundesministerium der Verteidigung, Oberst Daniel Draken, vor einem Triebwerk mit Modell nach der Übergabe des neuen Luftfahrzeugs A321 NEONew Engine Option an die Luftwaffe auf der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung 2022

Bundeswehr/Jane Schmidt

Sie sind Kommandeur der Flugbereitschaft BMVgBundesministerium der Verteidigung, aber auch selbst Pilot. Wenn Sie ihr damaliges Ausbildungsflugzeug, nämlich die Transall, mit dem A321 NEONew Engine Option vergleichen: Was sind die größten Unterschiede?

Zur Ehrenrettung der Transall muss ich sagen, dass es sich dabei um kein Ausbildungsflugzeug handelte, sondern um ein Einsatzmuster, das als Kampfzonentransporter konzipiert wurde. Es wurden damals moderne Technologien verwendet, die aber mit den Ansprüchen der heutigen Zeit nicht mehr vergleichbar sind. Der A321 NEONew Engine Option hat neue Werkstoffe verbaut. Diese sind bedeutend leichter, die Triebwerke sind leistungsfähiger und verbrauchen weniger Treibstoff und sind deutlich leiser. Navigations- und Kommunikationsausstattungen sind verlässlicher und präziser.

Wofür steht die Abkürzung NEONew Engine Option?

NEONew Engine Option, also „New Engine Option“, steht für effizientere und leistungsstärkere Triebwerke: Mehr Leistung und ein geringerer Verbrauch. Mit dem Zusatz LR für Long Range also Langstrecke – wurde die Reichweite dieses Flugzeugs nochmals deutlich erhöht, indem ein zusätzlicher Tank eingebaut wurde. Somit können wir beispielsweise mit einem Flugzeug, das originär für die Kurz- und Mittelstrecke konzipiert war, nun non-stop von Berlin nach Washington fliegen. Mit dem A321 LR erhält die Luftwaffe ein neues Transportflugzeug, das über große Distanzen für den Personal- und in Teilen auch Materialtransport eingesetzt werden kann. Außerdem werden wir den A321 LR ab dem nächsten Jahr auch wieder in der MedEvacMedical Evacuation-Rolle einsetzen können.

Ist der Airbus ausschließlich für den Regierungs- und Parlamentsflugbetrieb vorgesehen?

Der A321 LR soll primär eben nicht im politisch/parlamentarischen Flugbetrieb eingesetzt werden. Aufgrund seiner Flexibilität in der Kabinenausrüstung und Konzeption ist er primär für den militärischen Einsatz vorgesehen. Dies umfasst weltweite Personal- und Materialtransporte ebenso wie ab dem kommenden Jahr MedEvacMedical Evacuation-Einsätze und nicht zuletzt auch Ausbildungsflüge für unsere Besatzungen. Allerdings will ich nicht ausschließen, dass wir in Abhängigkeit der Verfügbarkeit unserer Weissen Flotte nicht auch mal den ein oder anderen politisch/parlamentarischen Einsatz mit diesem Flugzeug fliegen werden.

Ein A321 NEO der Luftwaffe auf dem Rollfeld

Der A321NEO (New Engine Option) oder LR (Long Range) ist das neue Transportflugzeug der Luftwaffe. Es kann über große Distanzen für den Personal- und Materialtransport sowie in der MedEvacMedical Evacuation-Rolle eingesetzt werden.

Lufthansa Technik AG / Jan Brandes

Sie sprachen ja bereits die enorme technische Weiterentwicklung in der Luftfahrt an. Was hat sich ganz konkret im Herzstück des Flugzeugs, dem Cockpit, verändert?

Das Cockpit ist im Vergleich zu unserer vorhandenen Airbus A320–Flotte im Wesentlichen gleich geblieben. So bedarf es eines minimalen Schulungsaufwands. „Unter der Haube“ sind die Systeme auf den neusten Stand der Technik gebracht worden.

Für die Technik-Nerds unter uns: Inwiefern wurden die Triebwerke optimiert?

Im Vergleich zur klassischen A320 Familie fallen die deutlich größeren Triebwerke auf, die einem FAN – Durchmesser von zwei Metern im Vergleich zu 1,6 Metern vorher geschuldet sind. Für die absoluten Technik-Nerds: Daraus resultiert dann ein sehr hohes Nebenstromverhältnis von 11:1 versus 4,5:1. Oder mit einfachen Worten zu sprechen, die Triebwerke sind leistungsfähiger und sparsamer. Während der FAN nunmehr aus Kohlefaser mit einer Titanvorderkante besteht, wurden die Turbinen aus Keramikfasern mit Verbundwerkstoffen hergestellt. Gleichzeitig wurde die Anzahl der Turbinenstufen erhöht und in den Triebwerken kann dank der neuen Werkstoffe mit höherem Druck gearbeitet werden.

Und allgemein: Ist der Besatzungsaufbau und der Ablauf an Bord mit einem herkömmlichen Urlaubsflieger vergleichbar?

Die Besatzung besteht aus zwei Piloten und vier Lufttransportbegleitern und Lufttransportbegleiterinnen. Nachdem es wegen der größeren Reichweite auch längere Flüge geben wird, kann die Besatzung auch verstärkt werden. Mit drei Piloten und fünf Begleiterinnen und Begleitern können längere Einsätze unter Beachtung der vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten sichergestellt werden. Dieser Ablauf ist absolut vergleichbar mit den von Ihnen erwähnten Urlaubsfliegern.

Ist der NEONew Engine Option ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität, da er niedrigere Werte im Verbrauch, Schadstoffausstoß und Lärm produziert?

Durch einen erheblich niedrigeren Kraftstoffverbrauch (ca. 2.200kg/h versus 3.000 kg/h) und die bessere Verbrennung, entstehen weniger Schadstoffe. Ferner wird durch den größeren FAN die Lärmemission erheblich vermindert. Insofern erlaube ich mir zu konstatieren, dass wir zumindest einen wichtigen Schritt im Sinne unseres Klimas mit diesem Flugzeug gehen. Ferner können sämtliche Luftfahrzeuge der Flugbereitschaft bereits heute bis zu 50 Prozent mit Sustainable Aviation Fuel (SAFSustainable Aviation Fuel) betankt werden. Auch hier werden unsererseits große Anstrengungen getätigt, diesen Kraftstoff wo immer möglich zu tanken. Hier ist allerdings noch insbesondere bei der Verfügbarkeit dieses Kraftstoffs an den unterschiedlichsten Flugplätzen ein weiter Weg zu gehen. Aber selbst der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Und diesen haben wir vollzogen.

von Lara Weyland

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