Luftwaffe

Gemeinsam für die Sicherheit unserer Freunde

Gemeinsam für die Sicherheit unserer Freunde

Datum:
Ort:
Nörvenich
Lesedauer:
5 MIN

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Außerhalb des Kasernenzaunes warten dutzende Menschen mit Kameras in den Händen auf den Start der Kampfjets. Einige stehen sogar auf Leitern, um einen freien Blick auf die startenden Luftfahrzeuge zu haben. Für das Taktische Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ in Nörvenich ist ein Aufgebot an flugbegeisterten Zuschauern keine Besonderheit. Doch da während Blue Wings und den MAGDAYs zum ersten Mal in der Geschichte israelische Militärflugzeuge im deutschen Luftraum üben, sammelt sich vor den Kasernentoren ein Übermaß an Menschen.
 

Soldaten stehen an den zwei Fahrzeugen. Der Gruppenführer funkt.

Die Soldaten sitzen ab und nehmen ihre Positionen für den Beobachtungshalt ein

Bundeswehr/Jane Schmidt


Das führt zu einem erhöhtem Sicherheitsrisiko. Damit der Flugbetrieb nicht gestört wird, stehen auf der anderen Seite des Zaunes Soldaten der Wachverstärkung bereit. Sie behalten die flugbegeisterten Fotografen im Blick und sorgen dafür, dass die militärische Sicherheit gewährleistet wird.


Frühzeitig Bedrohungen erkennen ist der Schwerpunkt

Einer dieser Soldaten ist Oberfeldwebel Kevin Riedel. Er ist Gruppenführer und gerade am östlichen Teil des Flugbereichs als Beobachtungsposten eingesetzt. Seine Gruppe sorgt dafür, dass sich die neugierigen Zuschauer an die militärischen Sicherheitsregeln halten.
Falls es nötig ist, können seine Leute jederzeit einschreiten. Das sei glücklicherweise während Blue Wings nicht vorgekommen. Die sogenannten „Spotter“, Personen die sich auf die Beobachtung von Flugzeugen spezialisiert haben, „sind sehr kooperativ und einsichtig“, so der 25-jährige Oberfeldwebel „die wollen alle nur ihr perfektes Foto und deswegen verhalten sie sich auch angemessen“.
Eine mögliche Bedrohung für den Flugbetrieb wäre beispielsweise eine Drohne, welche in den Luftraum einfliegt und von einem Flugzeug erfasst wird. Riedels Gruppe beobachtet den Luftraum, um solch einen Multicopter frühzeitig zu melden. Zum Abfangen würde über das Lagezentrum ein Drohnenabwehrtrupp der Polizei alarmiert werden.

Eine Boeing 707 im Landeanflug auf Nörvenich. Am Zaun mehrere Menschen auf Leitern.

Am Zaun stehen Menschen teilweise auf Leitern, um einen besseren Blick auf die landende Boeing 707 zu haben.

Bundeswehr/Jane Schmidt
Ein Soldat beobachtet durch das Doppelfernrohr, einer beobachtet den Zaun

Die „Spotter“ und den Luftraum immer im Blick – Soldaten am Beobachtungsposten

Bundeswehr/Jane Schmidt

Unberechenbarkeit bedeutet Sicherheit

Morgens treffen sich die Sicherheitsverantwortlichen im Lagezentrum. Dort weist der Kasernenkommandant in die täglichen Abläufe ein. Neben den Gruppenführern sind dort ein ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrfeldwebel, ein Luftwaffenpionier, der Sicherheitsoffizier des Verbandes sowie ein Ansprechpartner von jeweils der Standortfeuerwehr, der Polizei und der zivilen Wache.
Um die Wachverstärkung unkalkulierbar zu machen, werden die Streifenwege stetig geändert und in unregelmäßigen Abständen abgegangen. Die Besonderheit bei Blue Wings ist, dass die Polizei den israelischen Kräften mehrere Anfahrtswege zugeteilt hat. Die Wachverstärkung hält verschiedene Zufahrten der Kaserne bereit. Jeden Morgen informiert der Vertreter der Polizei das Lagezentrum, durch welches Tor die Busse in den militärischen Sicherheitsbereich fahren werden. Dann hat die Wachverstärkung eine halbe Stunde Zeit sich mit zwei Fahrzeugen auf den Weg zu machen und die israelischen Freunde zu empfangen. Vom Tor aus werden sie mit den zwei Fahrzeugen als Begleitschutz zu den Sheltern, wo ihre Arbeitsbereiche sind, gebracht.

Im Vordergrund Oberfeldwebel Riedel mit seinem Funkgerät. Im Hintergrund ein Fahrzeug und ein Soldat seiner Gruppe.

Mit prüfendem Blick wartet Oberfeldwebel Kevin Riedel auf die Meldung seiner Soldaten.

Bundeswehr/Jane Schmidt

Die Streife fährt mit Fahrzeugen festgelegte Wege ab. Dabei kontrollieren sie, ob sich unbefugtes Personal auf dem Fliegerhorst aufhält, verdächtige Fahrzeuge oder Gegenstände in unmittelbarer Nähe des militärischen Bereiches befinden, der Kasernenzaun beschädigt ist oder gar Spuren von Einbruchsversuchen zu sehen sind. Dazu befiehlt der Gruppenführer stichprobenartig Beobachtungshalte. Die Kolonne hält also an, die Soldaten steigen aus und sichern das Gelände rund um die Fahrzeuge. Riedel weist dazu an, wer die Beobachtung und wer die Sicherung übernimmt. Alles Relevante wird durch ihn an die Führung gemeldet.

Eine angenehme Abwechslung zum Dienstalltag

Normalerweise ist Kevin Riedel ein Fluggerätemechaniker für Rettungssysteme und Flugausrüstung, also beispielsweise für Arbeiten am Schleudersitz und der Bekleidung der Piloten. Er gehört zum sogenannten Kategoriepersonal. Das sind Soldaten, die im notwendigen Fall für die Wachverstärkung herangezogen werden. Für Blue Wings hat sich Riedel freiwillig gemeldet, die Wache zu verstärken.

Dafür tauscht er seinen Schraubenschlüssels gegen ein Gewehr vom Typ  G36 ein. Vor jedem Auftrag gibt Riedel die Informationen aus dem Lagezentrum an sein Personal weiter und erklärt seinen Plan. Dazu gehört die Reihung der Fahrzeuge, die Beobachtungshalte und die Abläufe bei bestimmten Situationen. Der Gruppenführer muss immer den Überblick über die Situation behalten, das bedeutet er muss mit seinen anvertrauten Soldaten kommunizieren. „Alle arbeiten sehr gut miteinander“, lobt der Oberfeldwebel seine Gruppe. Riedel mache es Spaß, mit der Gruppe zu arbeiten, da der Wachdienst eine angenehme Abwechslung zur Fluggerätemechanik biete. 

Im Wald zeigt Kevin Riedel dem Fahrzeug, wo es problemlos fahren kann.

Kevin Riedel weist eines seiner Fahrzeuge in uneinsichtiges Gelände ein.

Bundeswehr/Jane Schmidt

Schulter an Schulter -  Zusammen arbeiten auf Augenhöhe

Wichtiger Partner in Sachen Sicherheit für die Soldaten in Nörvenich ist die Polizei, die den Bereich rund um die Kaserne absichert. Sie ist flexibel im Außenbereich der Kaserne einsatzbereit. Durch den Vertreter im Lagezentrum stehen die Soldaten stets in Verbindung mit den Kollegen der Polizei. Die Kooperation während Blue Wings sei „ein Musterbeispiel für zivil-militärische Zusammenarbeit“ so der Kasernenfeldwebel Stabsfeldwebel Michael Forster.

Auch die Militärpolizei, die Feldjäger, haben das Personal im Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ unterstützt. Vor allem am Tag der Ankunft der israelischen Soldatinnen und Soldaten und am Medientag waren sie eine große Hilfe. Durch Spürhunde und Personal konnten sie die Zugangskontrollen der knapp 40 Journalisten wesentlich beschleunigen.

Im Vordergrund ein Polizist und eine Polizistin, die sich durch den Zaun hindurch mit Oberfeldwebel Riedel austauschen.

Zwei Seiten, ein gemeinsames Ziel- Die Polizei kontrolliert außen, die Wachverstärkung innen.

Bundeswehr/Jane Schmidt

Gute Übung für den Ernstfall

Alle Soldatinnen und Soldaten des Verbandes durchlaufen vier Mal im Jahr eine Auffrischungs- und Weiterbildung in Sachen Wachdienst. Dort wird das Gesetz über den unmittelbaren Zwang (UZwG), Personenkontrollen, KfzKraftfahrzeug-Kontrollen und die Waffenausbildung wiederholt. Die Auffrischung zog sich über eine Woche. Da die Gefährdungsstufe des Kasernenbereiches jederzeit erhöht werden könnte, muss das Kategoriepersonal fortwährend gut im Wachdienst ausgebildet sein. Für Blue Wings wurde die Wachverstärkung über die Übung und die besonderen Gäste aufgeklärt. Zusätzlich wurden spezielle Situationen durchgespielt, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Jede Gruppe kann die Aufgaben der Wachverstärkung wahrnehmen. Im täglichen Wechsel wird zugeteilt, welche Gruppe den Beobachtungsposten,  die Streife und den Eingreiftrupp übernimmt.

Ein Lagezentrum würde im Auslandeinsatz als Joint Operation Center (JOCJoint Operation Center) etabliert werden, um die verbundenen Kräfte koordinieren zu können. Deshalb „sehen wir das als gute Übung für den Ernstfall“, meint Stabsfeldwebel Michael Forster. Bei Blue Wings hatte man genügend Planungszeit, um die militärischen und zivilen Kräfte zu organisieren und auf einander abzustimmen. In einem Notfall wäre das nicht möglich. Ohne die hervorragende Zusammenarbeit zwischen der Polizei und der Bundeswehr wäre eine Übung wie Blue Wings nicht möglich gewesen.

Im Vordergrund unscharf ein Soldat. Im Hintergrund eine Boeing 707, die gerade gelandet ist.

Ein Soldat der Wachverstärkung behält die Abläufe auf dem Flugfeld im Blick.

Bundeswehr/Jane Schmidt


von Philip Beller

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