Luftwaffe

Corona-Hilfe in Uniform

Corona-Hilfe in Uniform

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Die Bundeswehr hilft aktiv in der Corona-Krise – und Husumer Soldaten sitzen an Schlüsselpositionen: Oberst Andreas Noeske, Kommodore des in der Storm-Stadt beheimateten Flugabwehrraketengeschwaders 1, ist stellvertretender Leiter des Regionalen Führungsstabes 3 Ost mit Sitz in der Berliner General-Steinhoff-Kaserne. Und der Stab wird geleitet von Brigadegeneral Bernd Stöckmann – Noeskes Vorvorgänger als Kommodore in Husum.

Die vier Regionalen Führungsstäbe Nord, West, Ost und Süd koordinieren alle möglichen Unterstützungsleistungen in ihren jeweiligen Regionen. „Wir stehen rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche bereit, um auf Amtshilfe-Ersuchen aus dem zivilen Bereich zu reagieren“, sagt Noeske. 600 Soldaten sind dafür in Zwölf- bis 72-Stunden-Bereitschaft. „Aus allen Organisationsbereichen, vom Hubschraubergeschwader 64 über Feldjäger-, Logistik- und ITInformationstechnik-Verbände bis hin zum Wachbataillon, das ansonsten in der Hauptstadt für protokollarische Auftritte bei Staatsbesuchen zuständig ist.“

Die aktuelle Coronalage wird in einem Briefing besprochen

Viel Raum für wenig Leute – Auf den Sicherheitsabstand wird genau geachtet

Bundeswehr/Jane Schmidt

All diese Truppen kommen aus dem Bereich Ost. Und das ist auch der Grund, warum Noeske außer den Angehörigen seines Stabes keine eigenen Soldaten aus Husum zur Verfügung hat: „Die Kräfte aus meinem Geschwader und dem ebenfalls in Husum stationierten Spezialpionierregiment 164 sind dem Führungsstab Nord zugeteilt“, erläutert der Oberst. „Als wir am 25. März mit der Unterstützung der zivilen Seite betraut wurden, haben wir noch gedacht, wir machen das mit unseren eigenen Leuten. Aber dann kam die regionale Aufteilung und die Luftwaffe erhielt den Bereich Ost.“ Nord liegt in der Zuständigkeit der Marine, für West und Süd ist das Heer zuständig.

Einen Tag später startete ein Erkundungskommando aus Husum Richtung Hauptstadt, Noeske selbst und sein Team verlegten am 30. März und am 3. April war der heute 22 Soldatinnen und Soldaten starke Stab arbeitsfähig. Gearbeitet wird im Schichtbetrieb und im wöchentlichen Wechsel mit der Ablösung aus Husum: „Wir spiegeln alle Daten, die wir hier haben, ins Geschwader, damit auch die Truppe, die derzeit nicht in Berlin ist, immer über alle Informationen verfügt.“

Das Patch signalisiert den Eingang des Stabs

Im Bezirk Spandau der Stadt Berlin wurde innerhalb kürzester Zeit der Regionale Führungsstab 3 Ost eingerichtet

Bundeswehr/Jane Schmidt

22 Amtshilfe-Ersuchen seien bisher eingegangen, drei wurden wieder zurückgezogen, sechs abgelehnt, der Rest abgearbeitet. „Am Anfang war es noch sehr ruhig, jetzt gibt es aber immer mehr zu tun. Derzeit sind fünf Hilfsmaßnahmen in Durchführung“, sagt der Oberst.

Die 95 aktuell eingesetzten Soldatinnen und Soldaten würden zum Beispiel in zehn lokalen Gesundheitsämtern helfen, Corona-Kontaktketten zu verfolgen und die telefonische Quarantäne-Kontrolle durchzuführen. „Aber wir haben auch schon Zelte in einer Flüchtlingsunterkunft aufgebaut und Transport- und Lagerkapazitäten für Sanitätsmaterial und Gefahrgut wie medizinische Gase und Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt.“

Währenddessen wird auch der Dienst im Geschwader am Heimatstandort aufrechterhalten – unter durch den Coronavirus erschwerten Bedingungen. „Bei der Wiederaufnahme des Trainings an den Feuerleit-Konsolen zum Beispiel werden Masken getragen, aber Abstand halten ist da nicht möglich – das ist eben ein sehr enger Arbeitsplatz“, so Noeske.

Ein Zettel mit der Aufschrift „Sitzplatz freilassen“ macht auf die Sicherheitsvorschriften aufmerksam

„Sitzplatz freilassen“ – Das Arrangement zwischen kurzem Meldeweg und dem Einhalten des Sicherheitskonzeptes wird die Stabssoldaten auch weiterhin vor Herausforderungen stellen

Bundeswehr/Jane Schmidt

Dennoch müsse die Schulung weitergehen, immerhin sei ein Teil seines Geschwaders der schnellen Eingreiftruppe der Nato assigniert und muss entsprechend verfügbar sein. „Diese Kräfte stehen für Hilfsmaßnahmen im zivilen Bereich natürlich nicht zur Verfügung.“ Und wichtige Ausbildungsvorhaben wie etwa das für Ende Mai geplante scharfe Schießen mit den PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-Flugabwehrraketen auf der Insel Kreta seien zunächst auf den Herbst verschoben worden.

Eine gute Nachricht zum Schluss: Vom Virus selbst sind die Angehörigen des Flugabwehrraketengeschwaders 1 bislang weitestgehend verschont geblieben. „Wir hatten nur einen Corona-Fall, einen Stammsoldaten unserer Ausbildungsstätte in Texas, der sich auf dem Weg zurück aus Deutschland in die USA befand. Der ist in Quarantäne gekommen und hat zum Glück nur leichte Symptome entwickelt“, sagt der Kommodore. „Inzwischen ist er wieder gesund.“



von Stefan Petersen

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.