Luftwaffe
Multinationalität

„Combined Force Protection“ – Objektschützer aus drei Nationen im Einsatz

„Combined Force Protection“ – Objektschützer aus drei Nationen im Einsatz

Datum:
Ort:
Ämari
Lesedauer:
2 MIN

Die Soldatinnen und Soldaten des Objektschutzregiments der Luftwaffe unterstützen seit März die Sicherung der Eurofighter, die momentan bei der Mission Verstärkung Air Policing Baltikum (VAPB) in Estland stationiert sind. Das gibt ihnen die Gelegenheit, im multinationalen Verbund für den Ernstfall zu trainieren. 

Drei estnische Luftwaffensoldaten lernen die Handhabung des G36, während ein deutscher Oberleutnant die Handhabung überwacht.

Oberleutnant Jonas S. ist Zugführer der Objektschutzkräfte der Luftwaffe in Estland. Vor Beginn der gemeinsamen Ausbildung weist er die estnischen Soldaten, die normalerweise im Brandschutz tätig sind, in die deutschen Handwaffen ein

Bundeswehr/Maurice Heck

Schüsse fallen. Ein Geländewagen Wolf der estnischen Streife bremst abrupt. Die estnisch-deutsche Besatzung sitzt vom Fahrzeug ab und weicht unter gegenseitigem Feuerschutz in den nahegelegenen Wald aus. Szenenwechsel: Am Haupttor will ein aggressiver Betrunkener dem britischen Wachsoldaten seine Waffe entreißen. Kurz darauf liegt der Angreifer am Boden. Der Wachsoldat fixiert ihn, ein estnischer Soldat sichert ihn dabei. Das alles sind Übungsszenarien, die von den Soldaten des Objektschutzregiments der Luftwaffe aus Schortens mit vorbereitet wurden.

„Combined“ in der Luft und am Boden

Die deutschen Objektschützer sind bereits seit einigen Wochen auf der Ämari Air Base, gut 50 Autominuten von der estnischen Hauptstadt Tallinn entfernt. Hier unterstützen sie das deutsche Luftwaffenkontingent der Verstärkung Air Policing Baltikum (VAPB). Ihr Hauptauftrag ist der Schutz der deutschen und britischen Kampfflugzeuge, die gemeinsam (engl. combined) von der estnischen Luftwaffenbasis aus den Luftraum über Baltikum und Ostsee sichern. Die Deutschen kooperieren dazu mit dem britischen Royal Air Force Regiment.

  • Ein britischer Soldat setzt einen Störenfried als Teil einer Übung fest.

    An der zweiten Station zeigen britische Soldaten dem estnischen Trupp das Verhalten bei einem unbekannten, aggressiven Störer am Tor. Nach einem exemplarischen Durchgang meistern die estnischen Soldaten die Situation.

    Bundeswehr/Maurice Heck
  • Estnische, ein britischer und deutscher Soldat sind hinter einem gelben Feuerwehrfahrzeug in Deckung gegangen

    Die estnischen Soldaten, welche mit deutschen und britischen Luftwaffeninfanteristen trainieren, wollen ihre soldatischen Fähigkeiten erweitern. Sie sind normalerweise als Brandschützer eingesetzt und üben mit ihren leuchtgelben Feuerwehrfahrzeugen.

    Bundeswehr/Maurice Heck
  • Ein britischer Soldat durchsucht einen Mann während ein estnischer Soldat mit Maschinenpistole sichert

    Auch dieses Szenario wird gemeinsam durchgeführt: Unter der Sicherung des estnischen Soldaten durchsucht der britische Infanterist den Störer. Zuvor wurde dieser bereits entwaffnet.

    Bundeswehr/Maurice Heck
  • Ein estnischer Soldat zielt in Richtung des Feindes, während zwei Soldaten hinter ihm vorbei rennen.

    Im ersten Übungsszenario wurde ein Fahrzeug in einem Hinterhalt fahrunfähig geschossen. Nach erwidern des Feuers weichen die Soldaten truppweise unter gegenseitigem Deckungsfeuer in ein nahegelegenes Waldstück aus.

    Bundeswehr/Maurice Heck
  • Ein estnischer Soldat sichert mit seiner Maschinenpistole einen deutschen Luftwaffensoldaten

    Das gemeinsame Training ist eine gute Möglichkeit voneinander zu lernen und die Zusammenarbeit zwischen den drei Nato-Nationen zu vertiefen. Im Ernstfall würden sie gemeinsam die Luftwaffenbasis verteidigen.

    Bundeswehr/Maurice Heck
  • Drei estnische und ein britischer Soldat besprechen sich nach einer Übung

    Nach jedem Übungsdurchgang besprechen die Soldaten der estnischen Luftwaffen, des Royal Air Force Regiment und der Objektschutzkräfte der Luftwaffe ihr taktisches Vorgehen

    Bundeswehr/Maurice Heck

Oberleutnant Jonas S. ist Zugführer der deutschen Luftwaffensicherer und war an der Organisation hierzu passender „combined trainings“ maßgeblich beteiligt: „Das deutsche und das britische Kontingent haben jeweils eigene Objektschutzkräfte vor Ort. Da macht es Sinn, gemeinsam zu üben, damit wir wissen, wie unser Gegenüber denkt und handeln wird“, sagt er. Die estnischen Kräfte werden ebenfalls berücksichtigt. „Die Esten haben eine kleine Luftwaffe und setzen bei der Bewachung ihrer Kaserne auf modernste Technik. Daher brauchen sie relativ wenig Sicherheitspersonal“, erklärt Oberleutnant S. Gerade mit wenig, aber spezialisiertem Personal sei es wichtig, die Zusammenarbeit mit anderen Nationen zu üben, denn das entlaste die eigenen Soldaten im Alarmierungsfall.

Gemeinsam üben und Vertrauen bilden

Maanus N., Oberstleutnant und estnischer Kasernenkommandant, sieht ebenfalls viele Vorteile der Übungen: „Es geht bei dem gegenseitigen Erfahrungsaustausch nicht nur um Ausbildung, sondern vor allem darum, das Situationsbewusstsein zu schärfen“, sagt er. Hierdurch könnten Schutzmaßnahmen für den Luftwaffenstützpunkt Ämari verbessert und Risiken minimiert werden. Die Interoperabiliät, also das gemeinsame, miteinander verzahnte Arbeiten der NATO-Staaten, müsse für Maanus N. wie selbstverständlich mitgedacht und trainiert werden. Auch Oberleutnant Jonas S. unterstreicht das, denn alle Beteiligten würden so ein besseres Verständnis für die Verfahren anderer Nationen entwickeln. „Im Ernstfall“, sagt er, „müssen wir uns aufeinander verlassen können. Egal, woher der Kamerad neben mir kommt.“

von Jan Reichmann