Luftwaffe
Landes und Bündnisverteidiung

Combat-Tracking im Objektschutz

Combat-Tracking im Objektschutz

Datum:
Ort:
Schortens
Lesedauer:
3 MIN

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Tarndruck, Tarnschminke, Geräuschdisziplin – im militärischen Einsatz gilt es unentdeckt zu bleiben. Doch Spuren hinterlässt jeder. In Schortens werden Soldatinnen und Soldaten zu „Combat Trackern“ ausgebildet. Ihr Auftrag: als menschliche Sensoren Rückschlüsse über Bewegung und Präsenz feindlicher Kräfte im Einsatzraum zu erlangen.

Zwei Soldaten in Grün hocken im Gras und lesen eine Spur, dabei steht ein Dritter bewaffnet daneben

Spuren zeigen mehr als nur die Bewegungsrichtung einer Person an. Art und Fabrikat einer Schuhsohle oder bestimmte Bewegungsmuster geben bspw. Aufschluss über Ausrüstung, (taktisches-) Verhalten und Konstitution einer Zielperson.

Bundeswehr/Elian Hadj Hamdi

Oft sind es nur kleinste Spurenfragmente, für das ungeschulte Auge kaum erkennbar, welche Aufschluss über den Feind geben können. Combat Tracking (militärisches Spurenlesen) verfolgt das Ziel, durch Erkennen, Identifizieren und fachliches Interpretieren möglichst viele Informationen über feindliche Bewegungen im eingesetzten Raum zu erlangen. Wichtig ist dies, um feindliche Kräfte ggf. auch zu verfolgen und im Rahmen der Operationsführung zu stellen und zu schlagen. Der Vorteil: Je nach Terrain und Witterung sind Spuren noch für längere Zeit sichtbar, auch nachdem der Feind bereits nicht mehr vor Ort ist.

Den Blick für das Unscheinbare schulen

Außer dem unmittelbaren Sehen und Hören verfügen ausgebildete Combat Tracker mit ihrer Fähigkeit über ein weiteres Mittel, um feindliche Präsenz in einem Einsatzraum festzustellen und infolgedessen die Fährte aufnehmen zu können. Im Gegensatz zu vielen anderen optischen und akustischen Aufklärungsmitteln, ergibt sich somit ein deutlicheres Zeitfenster, aus dem Informationen gezogen werden können. Neben der Frage, ob jemand in einem Bereich ist oder war, lassen sich anhand von Spuren auch Rückschlüsse über Zeitraum, Anzahl, Konstitution und militärisches Vorgehen der Zielperson(en) ziehen. Mithilfe der gewonnenen Informationen lassen sich so auch im Nachhinein noch mögliche Absichten des Feindes schlussfolgern und entsprechende Folgeeinsätze planen und durchführen. Das Combat Tracking benötigt außer Hintergrundwissen und Erfahrung kaum zusätzliche technische Hilfsmittel. Das Spurenlesen kann in nahezu jedem Bereich des Gefechtsdienstes eingesetzt werden.

Zusehen ist der Abdruck einer Schuhsohle in der Erde

Spuren zeigen mehr als nur die Bewegungsrichtung einer Person an. Art und Fabrikat einer Schuhsohle oder bestimmte Bewegungsmuster geben bspw. Aufschluss über Ausrüstung, (taktisches-) Verhalten und Konstitution einer Zielperson.

Bundeswehr/Elian Hadj Hamdi

Altbewährtes neu entdeckt

Die Anwendung des Spurenlesens im militärischen Kontext ist nicht neu. Im Zuge der Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung findet die Fähigkeit heute jedoch wieder neue Beachtung. Im Objektschutzregiment ist die noch junge Fähigkeit, Zeugnis der engen Zusammenarbeit mit dem Royal Air Force Regiment, dem Partnerverband der Objektschützer aus Honington. Seit 2019 konnte sich in Schortens nach britischem Vorbild eine eigenständige, und innerhalb der Bundeswehr nahezu einmalige, Combat Tracking Ausbildung etablieren.

Spuren-Forensik unter Eigensicherung: Systematik ist Pflicht

Im Rahmen der Ausbildung schulen die Soldatinnen und Soldaten ihre Fähigkeiten im Erkennen, Identifizieren, Interpretieren und Verfolgen von Spuren. Der Grundsatz: Systematik ist Pflicht! Eine Spur allein sagt nicht viel aus und solange nicht genau nachvollziehbar ist, wer oder was eine Spur hinterlassen hat, gilt diese als „unschlüssig“. Erst durch systematisches Vorgehen und das Stellen richtiger Fragen kann die Spur in einen brauchbaren Kontext gebracht werden.

Wo könnte der Feind hinwollen? Natürliche Hindernisse wie Wassergraben und Hänge, aber auch Infrastruktur wie Zäune, Straßen oder Brücken, lenken die Bewegung. Zum Teil ganz offensichtlich, mitunter aber auch unbewusst und subtil. Dieses „Know-how“ in Kombination mit gefundenen Spuren, Hintergrundwissen über die Einsatzgrundsätze des Feindes und einem Überblick über das Gelände, ermöglicht es, eine vermutete Bewegungsrichtung der verfolgten Spur festzulegen.

Combat Tracking ist Teamarbeit

Für einen effizienten Ablauf wird stets im taktischen Verbund als Combat Tracking Team, bestehend aus Fährtenlesern, Sicherern und Truppführern, gearbeitet. Der „Tracking Commander“ koordiniert mehrere dieser Teams und setzt diese der Lage entsprechend ein. Während eines der Tracking-Teams eine Spur Schritt für Schritt verfolgt, kann er ein zweites Team weiter überschlagen lassen, um entlang des vermuteten Bewegungsstreifens zügig vorzuarbeiten und dort nach weiteren Spuren zu suchen. Je nach Auftrag ist dies essenziell, denn es gilt den Vorsprung der Zielperson schnellstmöglich aufzuholen.

Zwei Soldaten in Grün hocken bewaffnet in der Natur

Spurenleser, Nahsicherer und Truppführer arbeiten als Combat Tracking Team zusammen. Während ein Soldat eine Spur dokumentiert, übernehmen andere die Sicherung, indes kann der Truppführer anhand der gefundenen Indizien das weitere Vorgehen planen.

Bundeswehr/Elian Hadj Hamdi

Combat Tracking erfordert ein hohes Maß an Geduld und Konzentration. Damit der Kopf für das Spurenlesen frei ist, ist es unerlässlich, dass das infanteristische Handwerk beherrscht wird und durch Erfahrung und Handlungssicherheit zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist. Im Gefechtsdienst ist mit Feindkräften zu rechnen, die Sicherung muss jederzeit stehen!

Nach Abschluss der dreiwöchigen Ausbildung stellen die „fertigen“ Combat Tracker ein wertvolles und vielseitiges Hilfsmittel der militärischen Führung dar. Im Einsatz helfen ihre Fähigkeiten dabei, Geländeabschnitte richtig zu beurteilen und feindliche Kräfte, deren Präsenz oder Bewegungen, aufzuklären. Richtig ausgewertet können die gewonnenen Informationen auch dazu beitragen, die Gefahren zu minimieren und dem Feind schließlich nicht nur auf der Spur, sondern bereits einen Schritt voraus zu sein.

von Elian Hadj Hamdi

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