Luftwaffe

Cold Response: im Tiefflug über Norwegen

Cold Response: im Tiefflug über Norwegen

Datum:
Ort:
Norwegen
Lesedauer:
3 MIN

Der A400M – Die Transportmaschine des Teams Luftwaffe. Mit derzeit 32 Flugzeugen dieser Art wächst die Flotte des Lufttransportgeschwaders 62 in Wunstorf immer weiter. Zwei von ihnen fliegen momentan über Norwegen. Die Fjorde fest im Blick, rauscht der 100-Tonnen-Koloss mit 240 Knoten, also 450 Kilometern pro Stunde, über die schneebedeckten Berge Norwegens. 

Im Tiefflug fliegt der Pilot mit dem A400M über die verschneiten Berge Norwegens

150 Meter über dem norwegischen Boden – die Piloten des Lufttransportgeschwaders 62 trainieren den Tiefflug. Eine der Fähigkeiten des Transportflugzeugs A400M.

Bundeswehr/Jane Schmidt

Bevor aufgrund der Coronakrise aus einer Übung ein realer Einsatz wurde, übten die Soldatinnen und Soldaten des Lufttransportgeschwaders unentwegt. Zwischen Sichtflug, unbeständigem Wetter und dem Autopiloten fanden sich die Piloten, Techniker und Flugplaner in Bodö meist in schwindelerregender Höhe wieder.

Der Unterschied zur zivilen Luftfahrt? – die Taktik

Twelvehundred Zulu – die Uhrzeit in NATO-Sprache. Für die Flugzeugcrew in Bodö heißt das: Der A400M startet um 13.00 Uhr lokaler Zeit in Richtung Süden. Die Mission des heutigen Tages: Landeanflug auf den kleinen norwegischen Zielflughafen Röros, danach der Weiterflug nach Notodden. Es müssen deutsche Spezialkräfte aufgenommen werden. 

Der A400M-Pilot prüft während des Fluges die Route auf seiner Karte von Norwegen

Die Piloten überprüfen während des Fluges permanent Wetter, Route und örtliche Gegebenheiten. Während der Sichtflugregeln, per VFR – Visual Flight Rules – sind die Flugzeugführer auf sich gestellt.

Bundeswehr/Jane Schmidt
Ein Haupttrainingspunkt während der Übung Cold Response ist das Üben von Tiefflügen

Die beiden A400M fliegen über norwegischen Wolken oft im Doppelpack. Auf dem Übungsplan: Taktische Flugmanöver, Tiefflüge und Flüge auf Sicht.

Bundeswehr/Jane Schmidt


Flugfläche 100 – der erste Wegpunkt

Im Flight Level 100 ertönt im lauten Innenraum des Transportfliegers das erste akustische Signal. In einer Höhe von 10.000 Fuß würde im zivilen Airliner nun die Vorbereitung für den Bordservice beginnen. Doch da es im militärischen A400M keine Servierwagen gibt, ist das nur das Zeichen zum Abschnallen.

Fliegerisch befindet sich das Luftfahrzeug ab diesem Zeitpunkt in einer weniger kritischen Höhe, als direkt nach dem Start. Der Luftdruck ändert sich während des Steigflugs, das Wetter wechselt, die Turbulenzen werden weniger. 3.300 Meter über dem Boden wird es ruhiger im Innenraum. Die Piloten lassen den Autopiloten fliegen. In der Fachsprache: IFR – Instrument Flight Rules.

Die Sicht des A400M-Piloten auf die Landebahn des Flughafens Röros

Steep Approach – der steile Sinkflug auf den Flugplatz in Röros. Während Passagiermaschinen in einem Winkel von drei Grad sinken, stürzt der A400M bei diesem speziellen Landeanflug mit einem Neigungswinkel von bis zu 12 Grad zu Boden.

Bundeswehr/Jane Schmidt

Steep Approach – der steile Sinkflug 

Destination: Röros. Anschnallen. Die erste Übung: Steep Approach – der steile Anflug auf Norwegens Boden. Der 45 Meter lange Riese neigt die Nase nach unten. Während ein Passagierflugzeug mit einer Neigung von drei Grad landet, stürzt der A400M mit 12 Grad dem Boden entgegen. Die automatischen Alarmsysteme im Cockpit schlagen an. So wird eben nur militärisch gelandet. Schnell aus der Höhe, steil aus den Wolken und möglichst kurze Zeit am Himmel zu sehen. 

Teil der Übung: Der Flugplatz ist nicht sicher. Gefahr droht. Der A400M muss durchstarten. Gerade einmal 30 Meter über dem Asphalt rauscht der graue Riese über den Flugplatz Röros hinweg und steigt steil und schnell den Wolken entgegen. In dem Luftfahrzeug entwickeln sich ungewöhnliche Kräfte. Sekunden vergehen in denen auf die Körper der Besatzung 2G wirken. Der eigene Körper fühlt sich plötzlich doppelt so schwer an, das Atmen wird anstrengender.

Im Tiefflug 150 Meter über dem Boden

Nächstes Ziel: Notodden. Der A400M fliegt ab sofort ohne Autopiloten, im Sichtflug. Visual Flight Rules – der Flug nach Sichtin niedrigen Höhen. Es ist turbulent, die Luftlöcher sind spürbar. Nur 150 Meter über dem Boden ist das Wetter schlechter als über den Wolken. Das lässt auch 100 Tonnen schnell erzittern und wanken.

Soldaten des AMPT warten auf der Laderampe um umgehend eine 360-Grad-Sicherung einzunehmen

Die Übungslage gibt eine fiktive Bedrohung her: Das Air Mobile Protection Team ist deshalb auch mit an Bord. Während die Triebwerke laufen, sichern sie binnen Sekunden das Flugzeug.

Bundeswehr/Jane Schmidt

In Notodden übt das Air Mobile Protection Team (AMPT) des Objektschutzregimentes der Luftwaffe erneut ihr Verfahren ERO – Engine Running Operation. Das Flugzeug wird bei laufenden Triebwerken gegen eine Bedrohung von außen gesichert – und zwar rundherum, 360 Grad. 

Der Tag geht zu Ende. Der A400M fliegt mit dem Autopiloten zurück in Richtung Air Force Base Bodö. Das Wetter war zu schlecht, um im Tiefflug zu bleiben. Zum Glück gibt es einen Ort an dem immer die Sonne scheint: über den Wolken.   

A400M-Pilot fliegt bei Sonnenuntergang über Norwegen

Auch nach dem Sonnenuntergang trainiert das Team Luftwaffe in Norwegen weiter. Der Tiefflug und die dazugehörige Taktik muss auch bei eingeschränkter Sicht geübt werden.

Bundeswehr/Jane Schmidt
von Sandra Süßmuth