Chemische Kampfstoffe und verlorene Orte
Chemische Kampfstoffe und verlorene Orte
- Datum:
- Ort:
- Sachsen-Anhalt
- Lesedauer:
- 2 MIN
Zehn Tage absolvierten 72 Soldatinnen und Soldaten im Juni in Brandenburg und Sachsen-Anhalt diverse Lagen, um Abwehrkräfte auszubilden. Zuerst klärten sie Substanzen in ausrangierten Flugzeugen und Güterzügen auf, dann ging es auf einem Boot über die Elbe zu einem verlassenen Kraftwerk und in ein altes Offizierheim mit ausgedientem Kinosaal.
Unterstützt wurden die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Soldatinnen und -soldaten bei dieser Übung aus Schortens von Nahaufklärern aus dem eigenen Regiment sowie dem ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrbataillon 7 der Streitkräftebasis in Höxter. Und auch das Technische Hilfswerk Dessau und die Feuerwehr Wünsdorf standen zur Seite und wurden selbst mit in die Übungen eingebunden. So galt es in einer Lage beispielsweise Fässer mit Gefahrenstoffen mittels Gabelstapler abzutransportieren. Und auch die Bootsfahrt über die Elbe übernahm federführend das THWTechnisches Hilfswerk. Damit war die Übung „Dirty Owl“ auch eine sehr gute Gelegenheit, um Verfahren der zivil-militärischen Zusammenarbeit im Katastrophenfall zu üben und damit die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Ernstfall zu schaffen.
Erschwerte Bedingungen
Aus dem Funkgerät schallt der Befehl, auf den die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkräfte aus Schortens und Höxter gespannt gewartet hatten: “ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Warnung! BASBundesarbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e.V. 3 anlegen!” Die Wachposten ziehen sich innerhalb der vorgegebenen neun Sekunden die Atemschutzmaske über den Kopf und rennen zurück zur Basis. Alle dort anwesenden Soldatinnen und Soldaten legen unmittelbar das schützende Overgarment ergänzend zur Schutzmaske an, ein Einteiler bestehend aus Baumwolle mit Aktivkohleeinlagen in Fünffarb- oder Dreifarb-Flecktarn. Dazu werden zwei Paar Handschuhe, Überschuhe aus Gummi und eine Kapuze aufgezogen. Denn genau dieses Outfit bedeutet Gefahrenstufe BASBundesarbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e.V. 3. Dass die Außentemperatur in Brandenburg an diesem Tag bei 30°C lag, musste für die Übenden in dieser Situation zur Nebensache werden. Denn auch im Einsatz müssen die Soldatinnen und Soldaten im Ernstfall unter jeglichen Bedingungen ihren Auftrag erfüllen.
Für die Leitenden waren diese Konditionen ebenfalls eine Herausforderung. Sie mussten darauf achten, dass die Kameradinnen und Kameraden nicht dehydrieren und dass sie die Übung schnellstmöglich zum Erfolg bringen, um die vorgegebenen Zeiten für das Tragen der Schutzausrüstung einzuhalten.
Der Tüftler hinter den Kulissen
Zerschlagene Scheiben, rostige Maschinen und ausgeschlachtete Flugzeuge - die Lagen wirkten fast schon wie ein Escape Room der Extraklasse. Eine solch umfangreiche und kreative Übung braucht eine entsprechende Planung und viel Leidenschaft. Oberstabsfeldwebel Oliver L., Spieß der 2. Staffel des Objektschutzregiments der Luftwaffe und Organisator, hat keine Mühen gescheut, als er ein Jahr im Voraus mit der Suche nach sogenannten “Lost Places” als mögliche Locations begann.
Dabei lag der Fokus von vornherein auf verlassenen Industriegeländen. Die Erfahrung für die Akquise hat er bereits bei der Vorgängerübung 2021 gesammelt. Nach mehrmonatigen Vorbereitungen mit seinem Team ist Oberstabsfeldwebel Oliver L. schließlich zum wiederholten Male ein filmreifes Übungsszenario für die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkräfte der Luftwaffe gelungen.