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Brandschutzübung – Kameradschaft über Landesgrenzen

Brandschutzübung – Kameradschaft über Landesgrenzen

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Zwei Soldaten und eine Leidenschaft – das Feuer. Manuel und Timon sind militärische Brandschützer. Der eine in Österreich, der andere in Deutschland. Sie erzählen von Gemeinsamkeiten, prägenden Erlebnissen und lustigen Momenten.

Zwei Soldaten stehen in einer feuerfesten Uniform vor einem Tornado-Kampfjet.

Österreich trifft Deutschland – am Ende der Übungswoche profitieren die beiden jungen Brandschützer vom jeweils anderen

Bundeswehr/Sandra Süßmuth

Lässig sitzen sie da, die beiden militärischen Brandschützer. Der Eine in der typisch deutschen dunkelblauen Uniform, der Andere im beigefarbenen österreichischen Gegenstück. Sie scherzen, lachen und erzählen von ihrem Beruf: Oberwachtmeister Manuel vom österreichischen Bundesheer und Hauptfeldwebel Timon aus der siebten Staffel des Objektschutzregimentes der Luftwaffe.

Seit einigen Tagen trainieren sie gemeinsam die Flugzeugbrandbekämpfung auf dem Fliegerhorst in Schortens. 2016 begann die Zusammenarbeit der beiden Nationen auf dem Gebiet des Brandschutzes. Seitdem besuchen sie sich gegenseitig im jährlichen Wechsel. Dieses Jahr sind die Österreicher wieder in Norddeutschland zu Gast.

Ein österreichischer Brandschützer prüft das Atemschutzgerät seines deutschen Kameraden.

Die Teams in Schortens sind gemischt – Seite an Seite trainieren die Österreicher und die Deutschen Luftnotlagen

Bundeswehr/Sandra Süßmuth

Der Feuerwehrmann: Kindheitstraum oder gab es einen Auslöser?

Manuel wäre ursprünglich gern zur Berufsfeuerwehr gegangen, aber ein schwerer Unfall verhinderte diesen Weg. „Mit dem Unfall ist mir noch bewusster geworden, wie wichtig dieser Job ist; wie wichtig die Feuerwehr einfach ist“, erzählt er.

Zwar kann er seine Verletzung auskurieren, doch ist er danach zu alt für die Berufsfeuerwehr. Er tritt der österreichischen Panzertruppe bei und erfährt dort 2013 vom militärischen Brandschutz. „Da hab ich mir gedacht: ‚Das ist ja perfekt!‘ und hab mich beworben. Ich wurde direkt angenommen.“

Ein Soldat in feuerfester Uniform steht auf einem Flugfeld.

Manuel wollte ursprünglich zur österreichischen Berufsfeuerwehr – heute ist er Oberwachtmeister des Bundesheeres

Bundeswehr/Sandra Süßmuth

Auch Timon erfährt erst von der Brandschutzstaffel, nachdem er bereits als Avioniker bei der Luftwaffe arbeitet. Kameraden aus seiner Grundausbildung erzählen ihm begeistert von der Ausbildung. Danach stellt auch er einen Antrag auf einen Wechsel. 2016 wird er ausgewählt. Bis dahin hatte er noch keine Erfahrungen mit der Feuerwehr. „Ich wollte schon in meiner Jugend Soldat werden. Das stand für mich ganz oben“, sagt er.

Beide bestehen die Atemschutztauglichkeit, die wichtigste Voraussetzung für den Job und beweisen ihre körperliche Leistungsfähigkeit ohne Probleme. Nach ihrer anschließenden, recht ähnlichen, dreijährigen Ausbildung darf sich Manuel ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Gruppenkommandant und Timon Brandschutzfeldwebel nennen.

Ein Brandschützer der Osterreicher steht mit einem Schlauch zwischen zwei Fahrzeugen.

Drei Jahre nach einer recht ähnlichen Ausbildung werden Manuel und Timon ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Gruppenkommandant oder Brandschutzfeldwebel

Bundeswehr/Sandra Süßmuth

Was ist für euch der größte Nutzen dieser Kooperation?

Auch wenn das Feld der Brandbekämpfung ähnlich ist, gibt es doch Details die anders sind. Dabei vom jeweils anderen zu lernen, steht für beide Soldaten im Vordergrund. „Wie gehen die Deutschen vor, wie üben sie an den großen Maschinen“ – Hauptaugenmerke für den Oberwachtmeister. Die neuen Sichtweisen und Blickpunkte die sich aus der gemeinsamen Arbeit ergeben sind unbezahlbar. Manuel ist besonders froh über die Möglichkeit, auf einem stillgelegten Flugfeld zu trainieren. Das geht in Österreich so nicht.  

Die Luftfahrzeugrettungszüge des Bundesheeres sind auf den fünf aktiven Flugplätzen in Langenlebarn und Aigen im Ennstal, sowie in Hörsching und Zeltweg in der Steiermark stationiert. In der Wiener Neustadt befindet sich der fünfte und kleinste Flugplatz. Dabei handelt es sich um einen Übungs- und Ausweichflugplatz österreichischer Fallschirmjäger.

Drei Löschfahrzeuge stehen vor einem rauchenden Hangar. Mehrere Feuerwehrleute laufen dazwischen umher.

Zur Aufgabe der militärischen Brandschützer beider Nationen gehört nicht nur das Flugzeug, sondern auch sein Hangar

Bundeswehr/Sandra Süßmuth

Auf den vier großen Flugplätzen herrscht ständiger Flugbetrieb und die Brandschützer sind im Schicht- und Wechseldienst für je 24 Stunden pro Schicht. Bis auf eine kleine Einheit im Libanon arbeiten die Österreicher ausschließlich im eigenen Land – ihre Heimat sind ihre Flughäfen.

Die siebte Staffel der Objektschützer hingegen ist eine reine Einsatzkompanie. Sie üben ununterbrochen, um sich auf ihren Einsatz in Mali vorzubereiten. Timon war selbst bereits in Afghanistan. Als nahezu letzter Soldat verließ er vor etwa vier Wochen afghanischen Boden, nachdem das Ende des Mandats beschlossen wurde. Manuel war 2017 als Rettungssanitäter im Auslandseinsatz. Er begleitete dabei einen Pionierzug, der in Ungarn Straßen baute.

Beide Nationen profitieren von den Erfahrungen der anderen, aber: „Es ist auch einfach schön, hier Kontakte zu knüpfen und Kameraden wieder zu treffen“, sagen beide. Die enge Verbindung der befreundeten Nationen spielt eben auf vielen Ebenen eine große Rolle.

Ein deutscher Brandschützer kniet vor einem Tornado. Im Vordergrund stehen zwei Brandschützer aus Österreich.

Die kleinen Unterschiede der beiden Nationen sind die Lerngrundlage der Übung in Schortens

Bundeswehr/Sandra Süßmuth

Von prägenden Erfahrungen und besonderen Erlebnissen

Der österreichische Brandschützer überlegt kurz, als er nach der Situation gefragt wurde, die ihm besonders im Gedächtnis blieb: „Die Heißausbildung im Brandcontainer“, ist seine Antwort. Während der Ausbildung zum Gruppenkommandanten erleben die Soldaten dort einen echten Brand – etwas ganz Anderes gegenüber den Bränden, die sonst durch Gas simuliert werden. „Da hab ich den Satz ‚je näher dem Feuer, desto näher dem Boden‘ erst richtig verstanden. Wenn es wirklich brennt, merkst du erst, womit du es im Einsatz wirklich zu tun hast.“

je näher dem Feuer, desto näher dem Boden

Den Kopf tief zu halten, ist in den mehrere hundert Grad heißen Containern überlebenswichtig. Oben, wo die Hitze sich auf bis zu 800 Grad staut, beginnen sogar die Helme zu schmelzen.

Ein Soldat mit Atemschutzgerät steht vor einem Eingang zu einem Flugzeughangar.

Auch in den verrauchten Hangar geht es nur unter Atemschutz

Bundeswehr/Sandra Süßmuth

Auch für Timon war die Ausbildung an sich am prägendsten. Stolz erzählt er aber auch von der Schichtübungswoche der Brandschützer im vergangenen Jahr. Die Österreicher waren damals schon mit dabei. „Da haben wir was auf die Beine gestellt – das war Wahnsinn“, schwärmt er von fliegenden Hubschraubern auf dem Weg zum Personnel Recovery, schwerem Gerät und großen Übungslagen. Eine wirklich einzigartige Erfahrung für ihn war aber sein Afghanistaneinsatz. Timon war einer der letzten Soldaten, die das Camp Marmal verlassen haben; er saß in einer der letzten vier Maschinen.

Was findet ihr am anderen am witzigsten?

Beide lachen. „Ihr sagt’s ‚Moin‘“, findet Team Österreich, „ich hab einfach nicht verstanden, warum ihr den ganzen Tag über ‚Morgen‘ sagt. Mittlerweile weiß ich es – das kommt ja gar nicht von ‚Morgen‘.“ Tatsächlich hat das Wort eine plattdeutsche Herkunft. Es kommt von „moi“, was so viel wie „angenehm, gut, schön“ bedeutet. Team Deutschland amüsiert sich im Gegenzug aber auch sehr gern über den Dialekt der Österreicher. Ein Glück hoben die beiden Kommandeure, Oberst des Generalstabs Reinhard Kraft und Oberst Marc Vogt, die fehlende sprachliche Barriere besonders hervor, als es um die Kooperation der Nachbarländer ging.

Ein deutscher Feuerwehrmann und ein österreichischer Notfallsanitäter knien über einem Übungsverletzten.

Nach einer kurzen Zeit der Eingewöhnung arbeiten die Teams miteinander, als hätten sie es schon immer getan – auch die Sanität des Bundesheeres ist dabei

Bundeswehr/Sandra Süßmuth

Nach vielen Tagen der gemeinsamen Übung und der allgemeinen Anfälligkeit für die Übernahme fremder Dialekte, nimmt jeder der Soldaten ein Stück des anderen mit. Österreich übt sich in der richtigen Aussprache des tageszeit- und themenunabhängigen „Moin“, wohingegen die Masse der Deutschen mit dem „Oachkatzlschwoaf“ beschäftigt ist.

von Severin Rothmann & Sandra Süßmuth

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