Botschafter in Uniform
Botschafter in Uniform
- Datum:
- Ort:
- Rovaniemi
- Lesedauer:
- 3 MIN
Wie ein deutscher Luftwaffensoldat zum Botschafter seiner Heimatstadt Neustrelitz in der finnischen Partnerstadt Rovaniemi am Polarkreis wird.
Als Michael Westphal Anfang Juni nach Rovaniemi reist, hat der gebürtige Neustrelitzer vor allem die Arbeit im Sinn. Er ist Hauptfeldwebel bei der Bundeswehr und berichtet für die Redaktion der Bundeswehr von der multinationalen Übung Arctic Challenge, die seit 7. Juni noch bis zum 18. Juni über den Gastgeberländern Norwegen, Schweden und Finnland stattfindet.
Neun Nationen beteiligen sich mit insgesamt etwa 3.000 Soldaten und 66 Flugzeugen an dieser Übung. Die deutsche Luftwaffe ist mit zehn Eurofightern und etwa 200 Soldatinnen und Soldaten dabei.
Was Westphal zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnt: Er wird gleichzeitig zum Botschafter für die Städtepartnerschaft zwischen seiner Heimatstadt Neustrelitz und Rovaniemi werden. „Ich wusste vorher nicht, dass Rovaniemi unsere Partnerstadt ist“, sagt der Berufssoldat. „Das habe ich durch Zufall am Telefon von der Mutter meiner Freundin und von meinen Großeltern erfahren.“
Michael Westphal ist in der Stadt am Zierker See geboren, aufgewachsen, hat sein Abitur 2004 am Gymnasium Carolinum gemacht und lebt auch heute gerne mit seiner Partnerin und den zwei Söhnen hier. Der begeisterte Kanute war früher im Drachenbootsport bei den Strelitz Dragons aktiv. „Und mit den Carolinum Dragons, unserer Schulmannschaft, sind wir von 2002 bis 2004 ziemlich erfolgreich bei den Schulmeisterschaften mitgefahren“, so Michael Westphal. An seiner Schule hat er auch die Drachenbootmannschaft eine Zeitlang mittrainiert. Im Rückblick erinnert sich der 36-Jährige, dass ab und zu finnische Austauschschüler in Neustrelitz waren und dass ein Konferenzsaal im Rathaus „Rovaniemi“ heißt, doch dass es eine Städtepartnerschaft gibt, war ihm nicht bewusst.
Städtepartner seit 1963
Dabei hat diese finnisch-deutsche Freundschaft eine lange Tradition. Sie besteht seit 1963 und ist, wie der Neustrelitzer Bürgermeister Andreas Grund erzählt, auf die Initiative zweier Herren zurückzuführen, die beide in ihrer Militärzeit in Finnland waren und sich zufällig bei der Ostseewoche in Rostock 1961 begegneten. Eine solche Ost-West-Partnerschaft zu DDR-Zeiten war schon etwas Besonderes, auch wenn diese im Lauf der Zeit ein bisschen eingeschlafen ist.
Das soll sich nun ändern, denn beide Seiten sind daran interessiert, diese Freundschaft wieder zu intensivieren. Und Hauptfeldwebel Michael Westphal wurde quasi zum Botschafter der Städtepartnerschaft vor Ort. Bürgermeister Grund freute sich über die Kontaktaufnahme und darüber, dass „die Bundeswehr eine solche aktive Rolle bei den aktuellen Städtekontakten“ übernimmt.
Blumen für die Bürgermeisterin von Rovaniemi
Die Bürgermeisterin von Rovaniemi, Ulla-Kirsikka Vainio, empfing Michael Westphal im „Alaruokasen Talo“. Das in den 1860er-Jahren gebaute Holzhaus ist eins der ältesten Gebäude Rovaniemis und wird für Veranstaltungen und Feiern genutzt. Bürgermeisterin Vainio freute sich sehr über den Besuch aus Neustrelitz, über den Blumenstrauß und über die Grüße von Bürgermeister Andreas Grund. Demnächst soll es eine Skype-Konferenz zwischen den beiden Stadtoberhäuptern geben und vielleicht auch ein persönliches Treffen in Rovaniemi noch in diesem Jahr.
Michael Westphal ist glücklich, dass die unverhoffte Begegnung mit der Partnerstadt seiner Heimatstadt von allen Seiten so positiv aufgenommen wird und hofft, dass sich die Beziehungen zwischen der finnischen und der deutschen Seite wieder vertiefen. „Es war mir eine Ehre, dass mich die Bürgermeisterin von Rovaniemi empfangen hat“, sagte er nach dem Treffen. „Und wenn ich einen Beitrag dazu leisten kann, damit diese Partnerschaft wieder in Schwung kommt, tue ich das gern.“ Denn er ist überzeugt. „Eine Verständigung zwischen Völkern und Ländern funktioniert am besten über persönliche Beziehungen.“
Nun wird er bis zum Ende der Übung Arctic Challenge 2021 weiter über die Übung der neun Nationen über den nordischen Ländern berichten und über die Menschen, die daran teilnehmen. Doch vielleicht kommt der begeisterte Kanute auch privat zurück, für eine Tour über die Seen und Flüsse Lapplands.