Luftwaffe
Geschichte

Bodengebundene Luftverteidigung vom „Kalten Krieg“ bis in die Gegenwart

Bodengebundene Luftverteidigung vom „Kalten Krieg“ bis in die Gegenwart

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
2 MIN

Die Geschichte der bodengebundenen Luftverteidigung ist so alt wie die Geschichte der Luftfahrt selbst. In der Bundeswehr hat das Thema vor allem im Kontext des Kalten Krieges an Relevanz gewonnen. Aber auch nach dem Ende des Ost-West-Konflikts bildet die Luftverteidigung einen wichtigen Baustein in der NATO-Bündnisverteidigung.

Drei Soldaten laufen auf einen Flugabwehrraketenwerfer zu, der auf einer Betonfläche inmitten von Rasen steht.

Das in den USA entwickelte und produzierte Flugabwehrraketensystem „HAWK“ wurde 1963/64 in der Luftwaffe eingeführt und im Jahr 2005 außer Dienst gestellt. Das Waffensystem war für die Abwehr von Flugzielen in mittleren bis tiefen Höhen gedacht.

Bundeswehr/Hans H. Siwik

Ein Luftverteidigungsgürtel quer durch Deutschland

Aufgrund der Bedrohung durch Strahlflugzeuge, ballistische Raketen und nukleare Sprengsätze des Warschauer Paktes wurde damals ein Luftverteidigungsgürtel von Nord nach Süd durch Europa errichtet. Das Zentrum des lückenlosen Gürtels stellte Deutschland dar, wo es im Konfliktfall zu einem Aufeinanderprallen der Blöcke gekommen wäre. Unter Führung des Vereinten Oberkommandos der NATO in Europa wurde ein multinationaler Verteidigungswall errichtet. Dieser bestand aus dem Nike-System im zurückliegenden Bereich, dem mobilen Waffensystem Hawk im vorderen Bereich und der 20-mm-Flugabwehrkanone für den Schutz von ortsfesten Anlagen. Abgelöst wurden diese Waffen durch das in den 80ern eingeführte Waffensystem PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target als Nachfolge für Nike sowie das Flugabwehrsystem Roland für den Nahbereich.

In Grafik von Norddeutschland sind Verteidigungswälle eingezeichnet, die sich von Nord nach Süd ziehen.

Das multinationale Luftverteidigungssystem der NATO über der Bundesrepublik bestand zum Ende des „Kalten Krieges“ unter anderem aus Hawk- und Nike-Systemen, sowie aus Jagdflugzeugen, wie der Phantom, und dem Flugabwehrraketensystem PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target

Bundeswehr/ZMSBw 09272-03

Strukturreform aufgrund von Entspannung

Mit dem Ende des Kalten Krieges veränderte sich die sicherheitspolitische Lage in Europa und die bodengebundene Luftverteidigung büßte zunehmend an Bedeutung ein. Auch wenn die Gefahr durch ballistische Raketen, wie zum Beispiel im zweiten Golfkrieg, nie verschwand, wurde bei den Flugabwehrraketenverbänden stark Personal und Material abgebaut. Vor allem durch die Reform von 2012 veränderte sich die Struktur der Bundeswehr. Von den 18.600 Soldaten des Flugabwehrraketendienstes zu Zeiten der Blockkonfrontation blieben lediglich 2.300 Dienstposten übrig. Die 36 PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target Systeme von 1990 wurden auf zwölf reduziert und gleichzeitig übernahm die Luftwaffe alle Luftverteidigungskräfte vom Heer. Auch die Rolle der Luftverteidigung änderte sich.

Auf einer Sandpiste knien mehrere Soldaten vor der aufgebockten Abschusseinrichtung des Patriot-Systems.

Zusammen mit weiteren NATO-Partnern schützte die Luftwaffe mit dem Flugabwehrraketensystem PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target von 2012 bis 2016 die Türkei vor möglichem Raketenbeschuss aus dem Bürgerkriegsland Syrien.

Bundeswehr/Bernd Berns

Neue Herausforderungen

War sie zunächst für die Verteidigung des deutschen Territoriums vorgesehen, gewann nun die Unterstützung verbündeter Nationen an Bedeutung. So wurden während des Krieges in Syrien die Stationierung deutscher PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-Systeme in der Türkei veranlasst. Durch die russische Annektierung der Krim und dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind mittlerweile die Landes- und Bündnisverteidigung stärker in den Fokus getreten. Ähnlich dem Luftverteidigungsgürtel aus den Anfängen der Bundeswehr wird überlegt, mit welchen Mitteln ein übergreifender Schutzschirm über Europa errichtet werden kann.

von Cedric  Kortenbruck