Betreuungsbier im Bunker
Betreuungsbier im Bunker
- Datum:
- Ort:
- Israel
- Lesedauer:
- 3 MIN
Der eine will zum Tauchen im Roten Meer, der andere beklagt eine kaputte Klimaanlage und der dritte kann unmöglich auf den traditionellen „Knoblauch-Wartungstoast“ verzichten. Oberstabsfeldwebel Volker Enders und Hauptfeldwebel Robert Merdon kümmern sich um alles. Bei der Übung Blue Flag in Israel ist zum ersten Mal auch Oberstabsfeldwebel Jörg Schmitz dabei, der einen kurzen Draht zum Hotelmanagement hat.
Das Rundumsorglos-Paket wird schon Monate vor der Übung geschnürt und ist natürlich vom Verpflegungsamt der Bundeswehr definiert und vor allem limitiert. „Aus einer Marketenderwarenliste kann ich in Abhängigkeit des Ziel-Landes aus einem Sortiment auswählen, eine zivile Firma stellt das dann zu einem Warenkorb zusammen und liefert es zu uns nach Nörvenich“, berichtet Volker Enders. „Ein echtes Kölsch ist leider nicht dabei“, ergänzt der Spieß in ebensolchem Dialekt. Stattdessen muss das Standart-Bier genommen werden. Die Menge ist, gerade bei alkoholischen Getränken, pro Soldat und Tag beschränkt. Wenn etwas ausgeht, was vor allem bei Cola schnell passiert, muss vor Ort nachgekauft werden.
Heiß auf Eis in der Wüste
„Die Kunst ist andererseits auch, nicht zu viel oder das Falsche zu bestellen“, ergänzt sein Kamerad Robert Merdon, der schon mindestens neun Kommandos hinter sich hat und sich auf die Erfahrung und das Wissen eines Marketender-Feldwebels mit entsprechendem, allgemeinen Tätigkeitsnachweis (ATN) stützen kann. Das Problem sei nämlich die Rückführung der Ware, die bei der Überführung von Europa hierher nach Asien bereits zollamtlich abgefertigt wurde. „Zum ersten Mal bieten wir diesmal auch Zigaretten an, wobei der Einkauf voraussetzt, dass der Soldat eine ID-Nummer bei der Bundesdruckerei beantragt – für eine kurze Übung wie Blue Flag nicht sehr praktikabel“, so Robert Merdon weiter. Zu den hier in der heißen Negev-Wüste mit Tagestemperaturen über 34 Grad am schnellsten vergriffenen Artikeln gehört aber eindeutig das Eis. Für den einstündigen Transport aus der nächstgrößeren Stadt Eilat am Roten Meer ist schon wieder Kreativität gefragt: Mehrere Gebinde Wasserflaschen friert das Hotel abends ein, sodass die am nächsten Tag gekauften Eiskartons damit eingepackt werden können.
Sparen für das Kommando-Fest
Rund 12 000 Euro beträgt der Wert der Waren, die die beiden Betreuungsfeldwebel für die einschließlich Vorkommando rund vier Wochen dauernde Übung dabeihaben. Dazu kommen rund 3 000 Euro für frische Lebensmittel. Dass beim Verkauf, zu dem natürlich auch die traditionellen Übungs-Patches gehören, ein kleiner Gewinn übrigbleibt, ist kein Geheimnis. Der wird dann beim Kommandofest durch Sonderpreise wieder ausgeschüttet.
Ausflüge und Adventures
Soll der Soldat oder die Soldatin optimale Leistung im jeweiligen Arbeitsbereich bringen, muss er nicht nur satt, sondern auch zufrieden sein. Deswegen bietet der Spieß auch nach Dienst ein Animationsprogramm – denn „auf Kommando“ fährt man ja um 16.30 Uhr nicht einfach nach Hause. Ein Ausflug zum 350 Meter unter dem Meeresspiegel gelegenen Toten Meer oder nach Masada, der historischen Palastfestung von König Herodes, gehören zu den Betreuungsfahrt-Angeboten des kommenden Wochenendes, das sich in Israel von Donnerstagnachmittag bis Samstagabend (Sabbat) erstreckt. Am zweiten Wochenende geht’s dann auf eine Boots-Tour oder zum Kamelreiten. „Wir sagen unseren Leuten immer, sie sollen nicht nur am Hotel-Pool abhängen, sondern sich auch mal Land und Leute anschauen“, so Oberstabsfeldwebel Volker Enders.
Der „Hotelfeldwebel“
Als Verbindungsmann zwischen Mannschaft und Hotel fungiert Oberstabsfeldwebel Jörg Schmitz. Denn bei den 155 Hotelzimmern, die das Dienstleistungszentrum aus der Ferne in zwei verschiedenen Hotels in der Stadt am Golf von Akaba gebucht hat, gibt es vom Willkommensdrink über die Wäschesäcke bis zu der kaputten Dusche immer mal was zum Nachsteuern.
Pastor, Psychotherapeut und Eheberater
Kulminationspunkt ist und bleibt aber der Betreuungspunkt auf der Base. Diesen haben Enders und sein Team diesmal in einem Waffenbunker eingerichtet. „Ziel ist es, dass bei uns jeder zu jeder Zeit etwas bekommt: Snacks, Getränke, Ansprache und möglichst auch gute Laune“, fasst der Spieß zusammen. „Dafür sind wir Pastoren, Psychotherapeuten, Eheberater und vor allem Kameraden“.