Bei Datentrouble Troubleshooter holen!
Bei Datentrouble Troubleshooter holen!
- Datum:
- Ort:
- Israel
- Lesedauer:
- 3 MIN
Hauptfeldwebel Patrick Reichlers Arbeit ist spitze, genauer gesagt an der Spitze – und das in mehrfacher Hinsicht: Das Radar, um das der Hochfrequenztechniker sich kümmert, ist in der Spitze des Eurofighters verborgen und die Anlage für die Elektronische Kampfführung sitzt in der Spitze der Tragflächen.
„Die Hochfrequenzstrahlung ist eine faszinierende Technik: Man sieht sie nicht, hört sie nicht und riecht sie nicht – und dennoch ist sie da“, schwärmt der Avionik-Feldwebel über seinen speziellen Fachbereich. Dass die ominöse Strahlung da ist, ist auch gut so, denn sonst würde ein Kampfflugzeug auf Monitoren nicht sichtbar sein oder wegen mangelnder Eigenschaft, auf Bedrohungen zu reagieren abgeschossen werden. Für ersteres ist das Radar zuständig, für zweiteres die Eloka-Anlage (Elektronischer Kampf). Während das Radar eines Flugzeugs wenig spektakulär ist, wird um die Eloka-Anlage ein großes Geheimnis gemacht. „Die Anlage registriert, wenn der eigene Kampfjet vom Radar eines gegnerischen Flugzeuges erfasst wird“, erklärt Patrick Reichler. „Das System reagiert mit dem Auswurf von Täuschkörpern und schlägt dem Piloten ein passendes Flugmanöver vor“, so der 32-Jährige weiter. Gleichzeitig müsse die Eloka-Anlage sich selbst schützen, um nicht von gegnerischen Flugzeugen oder Bodengeräten gestört zu werden. Um das Flugzeug darauf einzustellen, auf welche Bedrohungen es zu reagieren hat, stimmt sich Reichler mit dem Planer der Mission ab.
Spannend ist es jedes Mal, wenn die Maschine von ihrem Flug zurückkommt. Mündlich und später auch digital berichtet der Pilot, ob es während des Fluges Störungen gegeben hat – und wenn ja welche. Zu Beispiel, ob die Anlage alle „feindlichen“ Flugabwehranlagen am Boden erkannt hat, die bei der Übung Blue Flag in der israelischen Negev-Wüste auch tatsächlich eingesetzt waren.
Störbehebung gehört zum Job
Falls es „Datentrouble“ gegeben hat und dieser die Hochfrequenztechniker der Luftfahrzeug-Avionik betrifft, sind die „Troubleshooter“, also Reichler oder einer seiner 25 Kameraden, die beim Taktischen Luftwaffengeschwader 31 Boelcke über diese Ausbildung verfügen, gefragt. Zur Störbehebung, die gerne auch mal bis spät in die Nacht dauern kann, gehört nicht nur die Fehlersuche am Luftfahrzeug, sondern auch die Dokumentation der durchgeführten Tätigkeit beziehungsweise ausgewechselten Teile. Ist ein Fehler nicht erklärbar, ziehen die Soldaten gerne auch mal den Field Support Representative zu Rate, also einen Spezialisten des Flugzeugherstellers Airbus, der bei jeder größeren Übung für die Problemlösung vor Ort dabei sein muss.
Zuständig sind er und seine Kameraden des Fachbereichs nicht nur für Radar und Eloka, sondern auch für die Kommunikationsanlage, also den Funk des Eurofighters. Gefunkt wird nicht nur mit den Bodenkontrollstationen und den anderen Piloten in der Luft, sondern auch gleich nach dem Anlassen der Triebwerke mit der Ground Crew. Dass der Pilot trotz der zirka 120 Dezibel Lärm, die um seine Maschine herrschen, trotzdem noch hört, was einer der drei Warte ihm sagen möchte, ist einem ausgeklügelten Körperschall-Mikrofon zu verdanken, das unter den Helmen sitzt und die Vibrationen der Schädeldecke überträgt und nicht etwa die akustischen Schallwellen, die aus dem Mund des jeweils Sprechenden kommen.
Herzliche Aufnahme durch die Israeli
Das erste Mal hier in Israel zu sein, unterscheidet sich erheblich von den anderen 14 Kommandos, auf denen der gebürtige Gummersbacher schon war. „Dass wir Deutsche angesichts unserer Vergangenheit hier so offen, herzlich und vorbehaltlos empfangen wurden, ist für mich das Überraschendste an dieser Übung“, erzählt er. In vielen Gesprächen hörte er neugierige Fragen und spürte das Interesse, „wie Deutschland denn so ist“. Dass Deutschland – oder je nach Sichtweise auch Israel – trotz des freundlichen Miteinanders der Soldaten in einigen Bereichen ganz anders ist, merkte Patrick Reichler bei einem Restaurantbesuch. Junge, wehrpflichtige Israelinnen (!) erschienen dort ebenfalls zum Essen – uniformiert und das teilgeladene Gewehr lässig über der Schulter. „Darüber darf man nicht zu viel nachdenken“, sagt er lakonisch.