Luftwaffe
Zusammen üben

Baltic Tiger 2022 – Zwei Teilstreitkräfte, ein Ziel, eine Sprache

Baltic Tiger 2022 – Zwei Teilstreitkräfte, ein Ziel, eine Sprache

Datum:
Ort:
Ämari
Lesedauer:
4 MIN

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Für Major Dirk P. wird es nun ernst: mit seiner Staffel ist er Teil der Task Force in der teilstreitkräfteübergreifenden multinationalen Übung Baltic Tiger 22.  Der Objektschützer weiß, nach zwei Wochen intensiver Ausbildung sind seine Männer gut vorbereitet. Jetzt kann es losgehen.

Zwei Soldaten stehen im Kampfanzug nebeneinander vor einem Fahrzeug und vergleichen anhand ihrer Uhren die Uhrzeit.

Der Staffelchef Major Dirk P. weist seine Kräfte in den Auftrag ein. Wichtig ist, dass alle Aufträge zeitgerecht abgeschlossen werden. Auch Marinesoldaten gehören zu seinem Team.

Bundeswehr/Nico Theska

„Alle denkbaren Szenarien, die uns heute erwarten können, haben wir trainiert. Nun kommt es darauf an, dass wir mit unseren Marinekameraden das Erlernte gemeinsam umsetzen. In dieser Zusammensetzung ist das Neuland für uns alle – und als Führer für mich eine Herausforderung.“ Der Auftrag für den Tag ist klar umrissen: temporäre Einrichtung eines sicheren Hafens für Verstärkungskräfte, die über den Seeweg in das fiktive Einsatzgebiet verlegen sollen. Von der Airbase Ämari aus verlegt er morgens nach Muuga, dem größten Handelshafen Estlands. Dort werden auch die Marineeinheiten aus dem Marinehafen in Tallinn zu ihm stoßen. Für die Übung steht ihnen ein Teil des Hafens zur Verfügung – bei laufendem Betrieb. In der Befehlsausgabe am Vorabend hatte Major Dirk P. erstmals alle Führer der Einheiten versammelt, die an der Operation teilnehmen: Marineinfanteristen des Seebataillons, Minentaucher, der Abc-Abwehrzug „Nordsee“ und seine Infanteristen und spezialisierten Kräfte des Objektschutzregimentes der Luftwaffe. Nur im Zusammenspiel aller Kräfte können sie den Seehafen sichern, ein sogenanntes „harbour opening“ durchführen.

Spezialisten nach vorn

Die Zeit ist gesetzt, ab 7.45 Uhr treffen die Marschbänder zeitversetzt am Hafen in Muuga ein. Der Major plant eine gestaffelte Aufnahme der Kräfte, um die jeweils benötigten Fähigkeiten für die verschiedenen Phasen der Operation „just in time“ einsetzen zu können. Den Anfang machen seine Sicherungskräfte, unterstützt durch Nahaufklärer und den ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr-Spezialisten der Marine.  In der ersten Phase werden diese Fähigkeiten benötigt, um zunächst den zugewiesenen Bereich des Hafens zu erkunden und land- sowie seeseitig nach Gefährdungen für die Truppe zu suchen. Deswegen gliedert er die Minentaucher, die als Experten für die Kampfmittelerkundung wie auch deren Beseitigung unerlässlich sind, ganz vorn mit ein. Ihre Aufgabe ist es, beispielsweise versteckte Sprengladungen an der Pier zu entdecken und unschädlich zu machen. 

Ein Soldat öffnet an der Kaimauer eine Luke und schaut hinein.

Bevor ein Schiff im Hafen anlegen kann, muss die Kaimauer überprüft werden. Die Soldatinnen und Soldaten suchen dabei in jeden Winkel nach Gefährdungen ab.

Bundeswehr/Nico Theska

Wetter setzt Grenzen

Ebenfalls ist es wichtig, das zu sichernde Gelände aus taktischen Gesichtspunkten zu bewerten, um die konkreten Sicherungsmaßnahmen festzulegen. Das heißt unter anderem: Wo sind die Zugänge, wie und wo könnten feindlich gesinnte Personen auf das Hafengelände kommen und was kann dagegen unternommen werden, ohne den Hafenumschlag einzuschränken. Auch eine Nahaufklärung aus der Luft mittels der Aufklärungsdrohne MIKADOMikro-Aufklärungsdrohne im Ortsbereich ist denkbar. Doch an diesem Tag macht das Wetter den Sicherungskräften einen Strich durch die Rechnung: Die Ankündigungen des Meteorologen in der Befehlsausgabe zum Wetter haben sich bewahrheitet. Starker Wind macht das Fliegen unmöglich. Auch für die Minentaucher wäre der Sprung ins kalte Wasser lebensgefährlich, wie die Kameraden vor Ort einschätzen. „Etwaige Veränderungen, wie improvisierte Sprengladungen am Pier, wären wahrscheinlich durch die starke Brandung und die Strömungsverhältnisse weggespült. Da aber keine seeseitige Absuche der Pier und des Meeresbodens stattfinden konnte, besteht weiterhin das Risiko eines unentdeckten Kampfmittels. Der Führer vor Ort muss nun anhand der Gesamtlage entscheiden, ob das ankommende Schiff trotzdem anlegen kann„, sagt Kapitänleutnant Fabian S., der Führer der Minentaucher in der Übung.

Ein Soldat kniet auf der Kaimauer. Hinter ihm sieht man die Gischt des Wassers über die Kaimauer spritzen.

Auch bei widrigen Wetterverhältnissen gilt es, konzentriert den Auftrag zu erfüllen

Bundeswehr/Nico Theska

Hafen als Dreh- und Angelpunkt

Neben der Pier gilt auch dem umliegenden Lager und den Brachflächen besondere Aufmerksamkeit. Infanteristen der Luftwaffe und der Marine sichern die Erkundungsaktionen der Kameraden ab. Nach Abschluss der Maßnahmen gibt sich der Staffelchef zufrieden: „Auf dem Gelände konnten keine Auffälligkeiten festgestellt werden und wir können mit unserer Operation wie geplant fortfahren. Ich kann nun weitere Kräfte wie die Sanitäter und die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzkräfte sicher auf das Gelände nachziehen.“ Auf die Minute genau, um 13 Uhr, kann er dem Kontingentführer der Task Force Baltic Tiger, Oberstleutnant André Knappe, melden: „Hafenbereich gesichert. Anlandung ist möglich.“ In der Realität könnten nun Verstärkungskräfte sicher über den Hafen Muuga an Land setzen und die Vorauskräfte verstärken. Ebenfalls möglich wäre über einen solchen sicheren Hafen die Versorgung und Rückführung eigener Kräfte.

Nur Übung macht den Meister

Ein Stück Erleichterung ist Major Dirk P. anschließend anzumerken: „Das war erfolgreich, bisher haben wir das in dieser Art nicht zusammen mit der Marine üben können. Dank der Unterstützung unserer estnischen Gastgeber haben wir hier ein realistisches Szenario vorgefunden. Das Training hat sich bezahlt gemacht und wir haben bereits ein paar „lessons learned“ identifizieren können, die uns weiterhelfen. Zusammen mit der Marine sprechen wir eine Sprache.“

Mehrere Einsatzfahrzeuge vom Typ Eagle fahren auf dem Pier entlang der Kaimauer.

Eagle auf dem Hafenpier: Nach dem der Konvoi den Hafen erreicht hat, verschaffen sich die Kräfte einen Überblick

Bundeswehr/Nico Theska
von Uwe Weber

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