Luftwaffe übt in Estland den Schutz der Infrastruktur
Luftwaffe übt in Estland den Schutz der Infrastruktur
- Datum:
- Ort:
- Ämari
- Lesedauer:
- 2 MIN
Ein Eurofighter kostet rund 100 Millionen Euro. Die Bewaffnung sowie Ausrüstung haben auch ihren Preis. Und ein ausgebildeter Pilot ist unbezahlbar. Aber auch die Infrastruktur eines Flugplatzes ist hoch differenziert und damit störanfällig. Deren Schutz üben aktuell die Infanteristen des Objektschutzregimentes der Luftwaffe in Estland bei Baltic Tiger.
Da liegt es auf der Hand, dass Fluggerät und Flugplätze als Hochwertobjekte ein Ziel für Terroristen, feindliche Kräfte oder andersartig böswillig gesinnte Gruppen darstellen. Jene können mit geringem Aufwand den Flugbetrieb stören oder gar verhindern. Mit der Konsequenz, dass Flugzeug und Pilot ihren Auftrag nicht durchführen können und im schlimmsten Fall sogar verloren gehen. Insbesondere startende und landende Flugzeuge gelten in dieser Flugphase als besonders gefährdet. Unter anderem ist eine bestimmte Landegeschwindigkeit als auch Richtung einzuhalten: Ihr Schutz ist in diesem Zeitabschnitt vom Boden zwingend zu gewährleisten.
Schutz des Raumes
Hier sind, in der für Luftfahrzeuge hochstressigen Phase, die Infanteristen des Objektschutzregimentes der Luftwaffe als auch Fachpersonal gefragt. Sie übernehmen nicht nur die Absicherung des Flugplatzes einschließlich dessen Infrastruktur, dem sogenannten Perimeter, sondern kümmern sich ebenfalls um den weiträumigen Schutz der Airbase.
Das Verfahren heißt gemäß den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Standards Counter-Surface-to-Air-Fire. Es beschreibt die Maßnahmen gegen Bedrohungen vom Boden aus gegen Luftfahrzeuge und umfasst den Schutz einer Flughafeninfrastruktur über ihre kartografischen Grenzen hinaus. Es beschreibt auch die Absicherung von Räumen, in denen die Objekte – wie Hangars, Tower oder Wartungshallen – liegen. Je nachdem wo Punkte identifiziert werden, von denen aus der Flugbetrieb gestört werden könnte, kann sich der Raum bis zu 20 Kilometer um die Airbase erstrecken. Ein Szenario dieser Art, ganz nah an der Realität, üben die Objektschützer derzeit in der Übung Baltic Tiger 22 und stützen sich dazu auf die Kräfte des Air Policing Baltikum auf der Base in Ämari.
Rechtliche Voraussetzungen sind zu schaffen
Counter-Surface-to-Air-Fire umschreibt die Vorgehensweise, einen Raum rund um eine Airbase abzusichern. So können feste Checkpoints eingerichtet, aber auch Patrouillen gefahren oder technische Mittel zur Überwachung eingesetzt werden. Ein Vorteil für Estland als Übungsort: Von Seiten der übenden Truppe heißt es, dass ein solches Szenario im urbanen Gelände Deutschlands nur schwer umsetzbar wäre.
Weiter heißt es, dass viele Aspekte des Verfahrens neu oder wieder neu bedacht werden müssen, wie etwa die rechtlichen Voraussetzungen. Um Personen, die in einem besonders zu schützendem Raum außerhalb eines militärischen Sicherheitsbereiches, so wie es unter anderem bei Baltic Tiger geübt wird, kontrollieren und gegebenenfalls festhalten zu dürfen, fehlen aktuell in dem Übungsgebiet die Exekutivrechte. Dies ist eine Sonderstellung. Normalerweise werden diese Aspekte in den Rules of Engagement, den rechtlichen Vorgaben für den Einsatz, vorgegeben.
In Deutschland und wie jetzt in der Übung Baltic Tiger 22 in Estland könnten aktuell solche Maßnahmen wie Festnahmen, Durchsuchungen und die erkennungsdienstliche Behandlung von Verdächtigen nur in Zusammenarbeit mit der Polizei ergriffen werden. In einem Spannungs- und weiterführend Verteidigungsfall gehen dann abgestuft hoheitliche Aufgaben an die Truppe über.