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Übung

Baltic Tiger – Hafensicherung in Estland

Baltic Tiger – Hafensicherung in Estland

Datum:
Ort:
Estland
Lesedauer:
3 MIN

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Sie sind eine exklusive Truppe: die Soldaten der Küsteneinsatzkompanie (KEK). Als infanteristische Komponente des Seebataillons steht im Lastenheft der Einheit unter anderem das Öffnen und Sichern von Häfen außerhalb Deutschlands, in der NATONorth Atlantic Treaty Organization „Harbor Opening“ genannt.

Ein Hafen mit drei großen und einem kleinen Boot.

Um einen Hafen zur eigenen Nutzung zu gewinnen, greifen viele Räder ineinander. Marineinfanteristen, Minentaucher und ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr-Soldaten arbeiten hierbei zusammen.

Bundeswehr/Thomas Skiba

„Damit ist nicht das Freikämpfen eines Hafens vorgesehen, sondern das Besetzen einer von gegnerischen Kräften verlassenen oder von einer Hostnation, also dem Gastgeberland, bereitgestellten See-Basis“, betont Phillip G.. Er ist Oberleutnant zur See und Führer der eingesetzten Teile der KEK in der teilstreitkräfteübergreifenden, multinationalen Übung Baltic Tiger 22 in Estland. In diesem Korsett trainiert er mit seinen Marineinfanteristen das Aufklären, Sichern und Halten eines maritimen Stützpunktes.

Ein gepanzertes Kfz und drei Soldaten laufen im Hafen.

Behutsam klären Marineinfanteristen und Objektschützer Meter für Meter des Hafengeländes auf. Besonders auf Sprengfallen wird geachtet.

Bundeswehr/Thomas Skiba

Marine und Luftwaffe agieren gemeinsam

Im Szenario der Übung muss ein Hafen gesichert werden, in dem nachfolgende Kräfte per Seetransport anlanden können. Der Leiter der Task Force „Baltic Tiger“, Oberstleutnant Andrè Knappe, verstärkte dazu die Marineinfanteristen mit den Nahaufklärern aus dem Objektschutzregiment der Luftwaffe, dem ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrzug „Nordsee“, den Minentauchern als Experten für die Kampfmittelerkundung und -beseitigung sowie mit estnischen Marinekräften. Das Harbor Opening gilt als eines der zeitaufwendigsten Verfahren in dem vielseitigen Aufgabenfeld des Seebataillons. Jeder Quadratzentimeter des Geländes einschließlich des Hafenbeckens wird penibel auf versteckte Ladungen, Sperren und bisher unbekannte Zugänge abgesucht, einschließlich der technischen Infrastruktur wie Kränen, Rampen und Energieverteilern. 

Zwei Soldaten stehen an einem blauen Container.

ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrtrupps untersuchen das Hafengelände mit Kampfstoffspürgeräten auf eine eventuelle Verseuchung mit chemischen Kampfstoffen

Bundeswehr/Thomas Skiba

ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr gehört dazu

Die Soldaten der Küsteneinsatzkompanie gehen in kleinen Trupps vor. ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr-Soldaten begleiten sie dabei. Mit Geigerzählern und Kampfstoffspür-Sensoren untersuchen die Spezialisten Container und Gebäude auf radioaktive sowie chemische Verseuchung. Übrigens ein Novum in der Übungshistorie der Marine. Wie es von Seiten der Kampfstoffabwehr-Fachleute heißt, kommen die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrfähigkeiten in Verbindung mit dem Öffnen und Beziehen eines Hafens hier in der Übung Baltic Tiger 22 das erste Mal zum Tragen. Mit Blick auf die jüngsten politischen Realitäten, eine Konsequenz, die aktuell in das Trainingsszenario einfließt und im Zusammenhang mit der Landes- und Bündnisverteidigung wieder an Bedeutung gewinnt.

Vier Soldaten auf einem Boot blicken auf einen Bildschirm.

Estnische und deutsche Minentaucher werten Sonarbilder aus. Damit wird eine Lagekarte des Hafenbeckens erstellt.

Bundeswehr/Thomas Skiba

Eine Geländeskizze des Meeresbodens

Die Minentaucher sind im Harbor-Opening-Verfahren doppelt gefordert. Melden die Marineinfanteristen, deren Erkennungssymbol ein Schwertfisch ist, einen Fund, der auf eine Sprengfalle schließen lässt, wird diese von den Sprengstoffexperten erkundet und entschärft. Weitere „Froschmänner“-Teams erkunden zu Wasser die Molen, Hafenzugänge und das Hafenbecken selbst. Dazu stützen sie sich auf vier Säulen ab: den Schlepp-Sonar „Yellowfish“, zum zweiten den Ein-Mann-Navigator, einem Stabsonar, und schließlich auf die Augen der Taucher selbst.

Zwei Soldaten sitzen in einem Paddelboot und blicken auf das Wasser.

Minentaucher in einem Kajak sichern im Hafenbecken ihre Kameraden unter Wasser. Mit dem Gefährt können sie schnell und geräuschlos zur Stelle sein.

Bundeswehr/Thomas Skiba

Mit dem Kraftboot und dem Sonar im Schlepptau streift ein Minentauchertrupp den Meeresgrund ab. Blinde Flecken, wie sie beim Wenden des Bootes oder an schwer zugänglichen Stellen vorkommen, werden anschließend mit dem Handsonar per Tauchgang aufgeklärt. Zeitgleich nehmen Taucher, gesichert durch Kameraden in einem Kajak, die Molen Hafen- wie Seeseitig in den Blick und schwimmen nach und nach am Kai liegende Schiffe ab. Ziel ist es, ein Bild von den Verhältnissen unter Wasser zu bekommen. Hierbei wird besonders auf versteckte Ladungen und Seekampfmittel wie Minen geachtet. „Mit diesen Mitteln erstellen wir ein Unterwasserlagebild“, sagt Kompaniechef, Kapitänleutnant Fabian S. und vergleicht, „es ist sozusagen unsere Geländeskizze“. Laut ihm sei die Aufklärung der Minentaucher entlang der Hafengrenzen eine Daueraufgabe. Strömung und Wellen verändern permanent das Lagebild. Zudem könnten feindliche Kräfte über den unübersichtlichen Seestreifen eindringen. Deswegen gilt das Habor Opening nie als komplett abgeschlossen. Letztlich muss die Sicherung der See-Basis an Land wie zu Wasser ständig erfolgen. Eine Aufgabe, die den Marineinfanteristen und ihren Unterstützungskräften alles abfordert.

von Thomas Skiba

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