Luftwaffe
Landes- und Bündnisverteidigung

Baltic Tiger 22 – Marketender to go

Baltic Tiger 22 – Marketender to go

Datum:
Ort:
Ämari
Lesedauer:
3 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

„Ohne Mampf kein Kampf“ – eine alte Soldatenweisheit, die jeder Truppenführer beachten muss, wenn er von seinen Frauen und Männern verlangt, an ihre Leistungsgrenzen zu gehen. Ein Aspekt der Fürsorge, dem auch in der teilstreitkräfteübergreifenden Übung Baltic Tiger 22 in Estland Rechnung getragen wird.

Zwei Soldaten stehen an einem hinten offenen Kfz. Zu sehen sind zwei Kisten mit Süßigkeiten und Getränken.

Der Achtsitzer wurde zu einem fahrbaren Kiosk umgewandelt

Bundeswehr/Nico Theska

Orts- und Häuserkampf auf der Trainnigsrange Klooga, unweit der Airbase Ämari in Estland. Die Trupps gehen überschlagend vor, decken sich, schneiden Raum für Raum auf. So wird der Vorgang bezeichnet, bei dem die Infanteristen Zimmer und Stockwerke auf feindliche Kräfte überprüfen. Plötzlich das Kommando: „Alles einstellen – Übungsunterbrechung!“ Für die Marineinfanteristen der Küsteneinsatzkompanie des Seebataillons der Marine und den Objektschützern der Luftwaffe heißt es, „für eine fuffzehn“ die Gefechtshelme abzusetzen und zu verschnaufen.

Eine Tasche voller Überraschungen

Eine Viertelstunde Pause gewährt der Führer vor Ort, ein Hauptbootsmann. Eine Zeit, die die übende Truppe zu nutzen weiß. Mit auf dem Übungsplatz sind drei Männer der Marine-Unterstützungskompanie. Sie sind die „dienstbaren Geister“ der Truppe. Ihre Spezialität: Marketender to go. Und das kommt bei den Infanteristen zwischen Regen, Schlamm und Pulverrauch dankbar an. Einen VW-Bulli gestalteten Logistiker kurzerhand zu einem fahrbaren Kiosk um. Daraus bieten sie zum Selbstkostenpreis alles an, was einer Soldatin oder einem Soldaten die Pause im wörtlichen Sinn versüßt: Snickers, Cola, Energy-Getränke, etc. Können Ausbildungsstätten nicht per Achse erreicht werden, bestücken die drei Soldaten auch mal eine Fleckentarn-Gefechts-Tasche mit diversen Naschereien und bringen diese zu Fuß zur übenden Truppe.

Luftwaffe und Marine sprechen sich ab

„Wir wissen, dass ist wichtig für die Moral“, sagt Obermaat Tim S. und erklärt, „das machen wir auch in der Heimat so und es gehört bei Übungen und Ausbildungsvorhaben einfach mit dazu“. Schließlich soll sich der Kämpfer auf seine Aufgaben konzentrieren und nicht überlegen müssen, „wo er mal einen Kaffee oder einen Schokoriegel ziehen kann“. Eine neue Erfahrung für die Soldaten der Objektschutztruppe. Hier übernimmt sonst der Spieß, der Staffelfeldwebel, persönlich die Versorgung der Truppe mit Marketender-Waren oder es wird auf Verkaufsmöglichkeiten vor Ort zurückgegriffen. In der Übung Baltic Tiger 22 einigten sich beide Teilstreitkräfte darauf, dass die Marine die mobile Versorgung mit Marketender-Waren übernimmt. Der Spieß der Luftwaffe kümmert sich wiederum um die Verpflegung im Feld, die aus EPA oder Lunchpaketen besteht.

Exkurs Marketender-Wesen

Heute kaum noch nachzuvollziehen, war das mittelalterliche Militärwesen durch zahlreiche italienische Bezeichnungen geprägt. Aus dieser Zeit heraus hat sich in Deutschland der Begriff Marketender etabliert, der sich als die Versorgung der Truppe mit Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs definiert. Handwerker und Händler begleiteten die Truppe in Kriegen und Feldzügen. Hier boten sie ihre Dienste an, organisierten Transporte und kümmerten sich um die Verpflegung als auch um die Verwundetenversorgung. Sehr zum Gefallen der Führung, glitt doch die Truppe aus ihren Händen, wenn sie sich durch Plünderungen um ihr tägliches Brot kümmern musste.

Ein Schlauchboot fährt auf dem Meer und hat Cola-Dosen geladen.

Ein Höhepunkt in der Marketenderversorgung war die Übernahme von Waren von der Fregatte „Sachsen“, die vor Tallinn ankert

Bundeswehr/Timo Stark

So manche Schlacht ging verloren, weil die Soldaten von der Verfolgung des Gegners absahen und lieber das feindliche Lager plünderten. Als der Krieg im 18. Jahrhundert in rechtliche Bahnen gezwungen wurde, gingen immer mehr Dienstleistungen in die Truppe über und es entwickelte sich eine spezielle militärische Logistik, die auch Anteile des Marktender-Wesens beinhaltete. Heutzutage wird der Begriff Marketender hauptsächlich für das Angebot an Waren verwendet, die auch in einem zivilen Kiosk erhältlich sind.

von Thomas Skiba

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.