Luftwaffe

Aus Leidenschaft und Loyalität

Aus Leidenschaft und Loyalität

Datum:
Ort:
Germersheim
Lesedauer:
4 MIN

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In der Südpfalz-Kaserne in Germersheim ist das Luftwaffenausbildungsbataillon der Bundeswehr beheimatet. Als letzter Luftwaffenverband seiner Art führt er neben der Grundausbildung für Mannschaften und Offiziersanwärter auch die einsatzvorbereitende Ausbildung zentral für die Luftwaffe durch. Zusätzlich werden aufgrund eines Kooperationsvertrags armenische Streitkräfte der Peacekeeping Brigade auf ihren Sicherungsauftrag in Afghanistan vorbereitet. Für die Angehörigen des Bataillons ist das nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung.

Zwei Soldaten liegen in einer gebuddelten Stellung und üben den Stellungskampf.

Mit geschultem Blick analysiert der stellvertretende Zugführer den Ausbildungsstand der Rekruten

Bundeswehr/Volker Muth

„Feuer!“, schreit ein Soldat. Sofort ertönt das laute Knallen aus den Gewehren. In der Luft riecht es nach Schmauch, dem gewohnten Geruch für Soldaten. Ausbilder geben weitere Anweisungen, beispielsweise vorzurücken. Es sind um die 40 Rekruten, dementsprechend laut werden die Befehle erteilt. Hauptfeldwebel Maurice Kleinböck steht etwas abseits, analysiert das ihm Gebotene aufmerksam.

Überall wurden Stellungen gegraben, in denen die Rekruten liegen. Sie tragen grüne Flecktarnuniformen. Im Gesicht sind sie schwarz und grün geschminkt, zur Tarnung. In den grünen und braunen Farben des Waldes erkennt man sie kaum. Sie alle haben ein G36 bei sich, das Sturmgewehr der Bundeswehr. Die Magazine sind mit Manövermunition gefüllt. Ein Gewehr mit Manövermunition ist relativ ungefährlich und schießt nicht scharf. Die Dienstgradschlaufen auf den Schultern der Rekruten sind mit der Schwinge der Luftwaffe geziert, ansonsten leer. Sie sind Rekruten und werden zu Soldaten ausgebildet. Kleinböck ist ihr stellvertretender Zugführer. Seit sechs Jahren bildet er Rekruten zu Soldaten aus. Eine Aufgabe mit viel Verantwortung, wie ihm bewusst ist.

Zwei Rekruten stehen mit dem Hauptfeldwebel zusammen und besprechen die vorherige Übung.

Beim Geländetag mit den Rekruten werden nach jeder Übungseinheit die positiven und negativen Punkte nachbesprochen

Bundeswehr/Volker Muth

„Ich habe schon das Gefühl, dass wir die Rekruten in den drei Monaten der Grundausbildung für den Rest ihres Lebens prägen“, sagt der 29-Jährige. Viele Rekruten seien noch jung und verlassen das erste Mal ihr Elternhaus. Dann kämen sie zur Bundeswehr, teilen sich mit fünf anderen angehenden Soldaten eine Stube, „müssen ein Stück weit lernen, sich selbst zu führen“, erklärt Kleinböck. Militär habe auch immer mit Disziplin, Ehrlichkeit und Pflichtbewusstsein zu tun. „Das alles finde ich schon ziemlich prägend“, sagt er.

Kleinböck ist für die Ausbildungsplanung verantwortlich. Es gibt einen grundsätzlichen Dienstplan, den er verfeinert, präzisiert und den Umständen entsprechend anpasst. Bei der Ausbildung mit den Rekruten ist ihm wichtig, ihnen klassische Werte zu vermitteln. „Etwa Kameradschaft, Loyalität und dass sie den Eigenanspruch entwickeln, sich stetig weiterentwickeln zu wollen“, sagt Kleinböck.

Von der Faszination Militärgeschichte hin zur Bundeswehr

Kleinböck selbst wirkt eher ruhig. Während der Ausbildung mit den Rekruten im Wald beobachtet der Hauptfeldwebel, schreien lässt er andere. Im Anschluss geht er auf die Rekruten zu und erklärt ihnen geduldig und präzise, was gut lief und wo es Dinge zu verbessern gibt. Weder sucht Kleinböck das Rampenlicht, noch die große Aufmerksamkeit. Dennoch hat er klare Vorstellungen von sich selbst, seinen Rekruten und der Ausbildung.

Auf dem Foto ist der Rucksack des Hauptfeldwebel zu sehen, auf dem sein Namensschild auf dem Klett angebracht ist.

Die Soldaten des Luftwaffenausbildungsbatallions auf dem Rückweg in die Südpfalz-Kaserne vom Geländetag

Bundeswehr/Volker Muth

„Ich lege viel Wert darauf, dass sich die Rekruten anstrengen“, sagt der Familienvater. Dabei sei es in Ordnung, wenn man körperliche Schwächen oder keine gute Grundfitness habe, „aber wenn derjenige an sich arbeitet und motiviert ist, ist so jemand für die Truppe viel mehr wert als jemand, der fit ist und sich darauf ausruht“. Eine Faszination für das Militär und die Bundeswehr habe er schon immer gehabt.

Schon in der Schule habe sich bei ihm eine Faszination für Militärgeschichte herausgebildet. „Gerade die großen Heerführer sind prägende Figuren in der Geschichte. Man entwickelt ein Interesse: Wieso hat dieser Anführer das jetzt so oder so gemacht? Wie hätte ich vielleicht anders entschieden? Ich bin sehr an dem taktischen Führen von Menschen interessiert“, sagt Kleinböck. „Ich war schon immer am Austüfteln verschiedenster gewinnbringender Taktiken und Vorgehensweisen interessiert.“ So gesehen war der Wehrdienst 2010 für den jetzigen Hauptfeldwebel ein logischer Schritt.

Der Ehrenzug marschiert in Reih und Glied mit ungeladenen Waffen.

Der Ehrenzug vor dem Gelöbnis in Neustadt-Hambach. Auch bei ausbleibendem Kaiserwetter zieht der Ehrenzug ein.

Bundeswehr/Volker Muth

Seine Rekruten begleitet Kleinböck auch während der Vereidigung – für alle ein großer Moment. Die Rekruten schwören, beziehungsweise geloben auf das Grundgesetz. Sie verpflichten sich, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes zu schützen. Mit diesem Eid sind sie vollumfänglich in der Streitkraft angekommen. Während des Gelöbnisses ist Kleinböck im Ehrenzug. Bei Schnee und Wind steht er an der Seite seiner Soldaten und unterstützt sie so mental.

Wie der Vater, so auch der Sohn?

Nach dem Wehrdienst studierte Kleinböck Soziologie – bemerkte aber bald, dass dies nicht das Richtige für ihn war. Er folgte seiner Leidenschaft und ging wieder zur Bundeswehr. Auch einer weiteren Leidenschaft, dem Sport, kann er hier nachgehen. Ob Fußball, Fitness oder Joggen – der Sport war schon immer Teil seines Lebens. Und entsprechend athletisch wirkt der 1,91 Meter große Hauptfeldwebel.

Auch im Privaten ist ihm Treue das Wichtigste. Nach dem Dienst warten seine Frau und der eineinhalb Jahre alte Sohn auf ihn. Er sei kein Lokalpatriot und müsse nicht auf ewig in Germersheim leben, sagt Kleinböck. Einen Standortwechsel und auch einen Einsatz kann der 29-Jährige sich vorstellen. Sein Fokus liegt auf der Familie, es passt zu seiner ruhigen Art – auch wenn ihm seine Frau im Spaß manchmal sagt, sein Sticheln wirke arrogant. „Treue ist mir unglaublich wichtig, sowohl familiär, als auch im Dienst“, sagt Kleinböck. Und auch seine Frau wisse, dass sie sich immer auf ihn verlassen kann.

Hauptfeldwebel Kleinböck in der hinteren Reihe der Formation mit konzentriertem Blick.

Der Hauptfeldwebel angetreten mit dem Ehrenzug. Auch still zu stehen verlangt Konzentration.

Bundeswehr/Volker Muth

Für seinen Sohn hat Kleinböck einen naheliegenden Wunsch: „Dass mein Sohn auch zur Bundeswehr geht“, verrät er. „Es ist ein Traumberuf, und egal was für Interessen man hat, hier gibt es für jeden was. Ich glaube, es würde sehr vielen Menschen gut tun.“ Bis dahin sei allerdings noch viel Zeit.

von Steve Reutter

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