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Eine amerikanische Pilotin fliegt Spezialkräfte-Hubschrauber in Deutschland

Eine amerikanische Pilotin fliegt Spezialkräfte-Hubschrauber in Deutschland

Datum:
Ort:
Laupheim
Lesedauer:
5 MIN

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Beim Austauschprogramm für Hubschrauberpiloten zwischen den USA und Deutschland geht es nicht nur um multinationale Zusammenarbeit und Wissenstransfer, sondern auch darum, das Verständnis beider Nationen füreinander auszubauen. Major Jennie lernt in Laupheim die Unterschiede zwischen der Luftwaffe und der U.S. Air Force kennen.

Pilotin vor einem Hubschrauber des Typs H145M LUH SOF.

Major Jennie kurz vor einem Übungsflug: Hier in Deutschland wird die Austausch-Pilotin zur Fluglehrerin auf dem Spezialkräfte-Hubschrauber H145M LUH SOFLight Utility Helicopter – Special Operation Forces ausgebildet

Bundeswehr/Johannes Locherer

Jennie ist Pilotin der U.S. Air Force. Seit einem Jahr lebt sie in Deutschland und erlebt beim Hubschraubergeschwader 64 in Laupheim die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit hautnah. Die Luftwaffe führt den Austausch zusammen mit der U.S. Air Force bereits seit vielen Jahren durch. Für insgesamt drei Jahre ist Major Jennie in der 4. Fliegenden Staffel eingesetzt. Die 33-Jährige kommt aus St. Louis, Missouri und ist Fluglehrerin auf dem Transporthubschrauber Bell UH-1N Huey.

Während ihres Austausches absolviert die Amerikanerin in Laupheim das deutsche Pendant der amerikanischen Lehrgänge, um hier Fluglehrerin für den Hubschrauber der deutschen Spezialkräfte, die H145M LUH SOFLight Utility Helicopter – Special Operation Forces, zu werden und so die 4. Fliegende Staffel zu unterstützen.

Der Weg ins Austauschprogramm

„Um aufgenommen zu werden, braucht es ein gutes Durchhaltevermögen“, erklärt die Pilotin. Nur wer neben genügend Fremdsprachenkenntnissen auch die Fähigkeit besitze, sich gut neuen Lebensumständen anzupassen, sei die richtige Person für den Austausch. Bevor Jennie nach Deutschland kam, musste sie mehrere Bewerbungsgespräche und eine Deutsch-Prüfung hinter sich bringen. Im Idealfall sollten die Bewerber außerdem schon einmal eine längere Zeit im Ausland gewesen sein. Für die Amerikanerin war schon vor ihrer Pilotenausbildung klar: „Ich möchte eine neue Sprache lernen, einige Zeit im Ausland leben und auf jeden Fall fliegen.“

Ausbildung in den Reihen der Spezialkräfte

In ihrem ersten Jahr in Deutschland hat sie bereits einige Ausbildungsabschnitte absolviert. Dazu gehören unter anderem ein Theorie-Grundkurs und einige Flugstunden. Jetzt lernt Jennie mit ihrem Fluglehrer im Cockpit den Hubschrauber in der Praxis kennen und wird danach selbst die Piloten der 4. Fliegenden Staffel als Fluglehrerin unterstützen, bis sie im Januar 2027 zurück in die Staaten geht. Sie selbst ist zwar kein Teil der Spezialkräfte, deren Taktik-Grundkurs mit entsprechenden Flugmanövern und Strategien ist jedoch Teil ihrer Ausbildung.

Die Unterschiede zwischen dem Spezialkräftehubschrauber und der Bell UH-1N sieht Major Jennie vor allem in der Technik. „Die H145M hat hochtechnisierte Instrumente, die das Fliegen erleichtern“, sagt sie. „So etwas fehlt der UH-1N und das macht das Fliegen mit beiden Maschinen sehr unterschiedlich in der Handhabung.“

Piloten steuern einen H145M LUH SOF.

Auf Kurs: Helm, Schutzweste und Co. gehören fest zur Ausstattung der Pilotinnen und Piloten

Bundeswehr/Michelle Kutz

Die gleiche Sprache sprechen 

Die enge Zusammenarbeit und der Austausch mit der deutschen Luftwaffe helfen, all das kontinuierlich zu stärken und weiter auszubauen, erklärt Jennie. Wichtig sei vor allem der Umgang mit den unterschiedlichen Systemen und verschiedenen taktischen Verfahren beider Nationen. Das ermögliche die multinationale Abstimmung bei Übungen und Einsätzen, um „eine einheitliche Sprache“ zu sprechen. Die Zusammenarbeit mit den deutschen Piloten der Staffel gelingt laut der Amerikanerin gut. „Die Kameraden hier in der Staffel sind offen, geduldig und helfen mir bei allen Fragen.“ Dabei sei es von Vorteil, meint Jennie, dass die meisten Piloten ihre eigene Ausbildung in den USA absolvieren. „Das macht die Zusammenarbeit noch einfacher für beide Seiten.“

Von der Transportmaschine zum Hubschrauber

Mit 18 startete Jennie ihre Karriere in der United States Air Force. Nicht ungewöhnlich in ihrer Familie, denn schon ihr Großvater war bei der Air Force und ihr Bruder hat sieben Jahre bei der Army gedient. Nach ihrer fliegerischen Grundausbildung in Texas flog die junge Pilotin zunächst Transportmaschinen. „In den USA ist das Verfahren heute anders, man wird direkt auf seinem zugewiesenen Fluggerät ausgebildet“, erklärt Jennie. Nach einer Umschulung war die Amerikanerin zwei Jahre in Japan stationiert. Dort flog sie mit der Bell UH-1N (Huey) unter anderem Evakuierungsoperationen und VIPvery important person-Transporte. Zurück in Washington D.C.District of Columbia absolvierte sie einen neunmonatigen Deutschkurs und kam daraufhin 2024 für den Austausch ins Hubschraubergeschwader 64.

Ausbildung direkt im Cockpit

Beim Fliegen selbst gibt es laut Jennie kaum Unterschiede zwischen den beiden Nationen. In einem Punkt aber läuft es in Deutschland anders als in den Vereinigten Staaten: „In den USA dürfen wir erst nach dem Training an den Simulatoren ins echte Cockpit,“ berichtet Jennie. Deshalb sei es eine „schöne Überraschung“ gewesen, dass sie hier direkt im Cockpit der H145M LUH SOFLight Utility Helicopter – Special Operation Forces mit der Weiterbildung beginnen konnte. Ansonsten gelte das Gleiche wie bei jeder Flugausbildung: „Viel fliegen, üben, Flugstunden sammeln, lernen und sich verbessern.“ Eine weitere positive Überraschung für die U.S.-Air-Force-Pilotin: „Wir können fast überall in Deutschland landen. Das war weder in Japan noch in den USA erlaubt, aber es ist sehr gut für unsere Ausbildung.“

Von Deutschland zurück in die Staaten 

Eins ihrer Ziele, neben dem Abschluss ihrer Fluglehrerausbildung, ist es, ihre Deutschkenntnisse bis zum Ende des Aufenthalts weiter auszubauen. Deutsch lernt sie jetzt weiter mit digitalen Karteikarten, doch besonders die schwäbischen und bayerischen Sprachbesonderheiten machen es ihr manchmal schwer, alles zu verstehen, was ihre Kameraden sagen.

Möglichkeiten für ihre Verwendung nach ihrer Zeit in Deutschland sieht sie viele: Sie könnte zurück nach Washington D.C.District of Columbia gehen, eine beratende Stelle übernehmen oder in einer Botschaft arbeiten. Vor allem aber möchte die Soldatin durch ihren Austausch ihr Verständnis für Multinationalität und die Zusammenarbeit der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner erweitern. Hierfür ist sie während ihrer Zeit im Geschwader viel in Deutschland, Österreich der Schweiz und anderen europäischen Staaten unterwegs – dienstlich wie privat.

  • Pilotin überprüft die Maschine

    Jennie beim Vorabcheck der Maschine: Diesen machen die Piloten vor jedem Flug, um sicherzugehen, das alles funktioniert.

    Bundeswehr/Johannes Locherer
  • Pilotin sitzt mit Ausrüstung im Cockpit

    Übung macht die Meisterin: Regelmäßig trainiert die Pilotin im Hubschraubergeschwader 64 den Real-Flug mit der H145M LUH SOFLight Utility Helicopter – Special Operation Forces.

    Bundeswehr/Johannes Locherer
  • Eine Soldatin beim Helmempfang

    Empfang der Ausrüstung für den Flug über Laupheim: Die Pilotin nimmt ihren Helm entgegen, damit es gleich losgehen kann

    Bundeswehr/Johannes Locherer
  • Mehrzweckhubschrauber H145M LUH SOF fliegt über Waldgebiet

    Er ist das Transportmittel der Spezialkräfte der Bundeswehr: Der leichte Mehrzweckhubschrauber H145M LUH SOFLight Utility Helicopter – Special Operation Forces von Airbus über einem Wald bei Laupheim

    Bundeswehr/Michelle Kutz
von Lilly-Marie Bersa

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