Hauptmann, Flugabwehrraketengruppe 24, Kampfführungsoffizier, 33 Jahre
Was unterscheidet dich von deinen männlichen Kollegen speziell in deinem Job?
Zum einen die reine Anzahl. Ich bin derzeit der einzige weibliche Kampfführungsoffizier im Waffensystem PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target. Alleine dadurch hat man eine Sonderrolle und steht unter genauerer Beobachtung, wo sicherlich ein Mann anonymer bleiben kann.
Generell wurde ich, gerade am Anfang kritisch beäugt, vermutlich kritischer als männliche Kameraden.
Wir haben bei Übungen eigentlich immer Bewerter in unserer Kabine, man steht also zu quasi jedem Zeitpunkt unter einer Prüfungssituation. Hier kam es mir so vor, als wollten diese auch erstmal gucken, was die Frau da so macht.
Aber nach nunmehr fast zwei Jahren auf diesem Dienstposten glaube ich nicht mehr, dass ich anders behandelt werde, weil ich eine Frau bin. Zumindest kommt es mir nicht so vor.
Ich bestehe aber auch auf keinen Fall auf die Sonderrolle „Frau“, sondern will und werde genauso behandelt wie meine Kameraden.
Was wolltest du als Mädchen einmal werden?
Schwer zu sagen, denn einen großen Berufswunsch hatte ich als Kind nie. Aber aufgewachsen mit drei Brüdern und auf einem Bauernhof waren typische Mädchensachen sowieso nie mein Ding.
Gerade diese Einstellung und Erfahrung macht es mir aber vermutlich leicht, mich in der männerdominierten Bundeswehr zurechtzufinden und mich problemlos zu integrieren.
Hat sich im Laufe deiner Dienstzeit etwas im Hinblick auf die Akzeptanz von den Frauen bei der Bundeswehr geändert?
Ja, ich denke auf jeden Fall, dass es Unterschiede bzw. eine Veränderung gibt. Angefangen habe ich meine Offizierslaufbahn beim Heer. Dort waren wir alleine von der Anzahl her immer sehr wenige, aber voll integriert.
Im Truppenpraktikum ist mir erstmals wirklich bewusstgeworden, wie skeptisch Frauen tatsächlich innerhalb der Truppe beäugt werden.
Was ich dabei jedoch gelernt habe und sich bisher auch immer wieder bestätigt hat ist, dass man sich anfangs vielleicht mehr beweisen muss als männliche Kameraden. Hat man diesen Punkt jedoch erreicht, wird man genauso behandelt und wahrgenommen wie jeder männliche Soldat.
Mittlerweile ist aber auch, zumindest in meiner Wahrnehmung, diese erste Schwelle bereits niedriger und die generelle Skepsis Soldatinnen gegenüber gesunken.
Wie unterscheidet sich dein jetziges Berufsleben vom dem ohne Uniform?
In Teilen gar nicht extrem. Ich habe vor meinem Diensteintritt eine Ausbildung gemacht. In einem männerdominierten Umfeld und auch dort teilweise dieselben Erfahrungen gemacht wie bei der Bundeswehr. Wie z.B. Skepsis gegenüber Frauen und deren Kompetenz. Da hatte ich manches Mal die Situation, dass zu mir gesagt wurde: es möchte sich bitte ein Mann zurückmelden. (Ich war in der Autoteilebranche).
Davon darf man sich nicht abbringen lassen und einfach durch Leistung vom Gegenteil überzeugen.
Bei der Bundeswehr war es im Anschluss teilweise sogar leichter, da alleine durch die Dienstgradstruktur viele Sachen klar geregelt sind. Dann zählt nicht nur Alter oder Betriebszugehörigkeit, sondern diese klare Struktur erleichtert es in manchen Fällen akzeptiert und wahrgenommen zu werden. Kompetenz und Eingliederungswille natürlich vorausgesetzt.
Macht das Gendern von Dienstgraden oder spezielle Uniformteile die Bundeswehr für Frauen noch attraktiver?
Nein.
Ich bin absolut gegen das Gendern von Dienstgraden. Ich empfinde auch das Gendern von Befehlen schon unnötig. Für mich sind wir alle Soldaten und da spielt es erstmal keine Rolle, ob männlich oder weiblich.
Das Thema Dienstgrade Gendern fand ich auch teilweise sehr irritierend. Ist mein Befehl jetzt mehr wert oder weniger als der eines männlichen Kameraden? Ich hoffe doch gleich viel.
Warum sollte also in einem Befehl, einer Mail etc. ersichtlich sein ob dies von einem Mann oder einer Frau kommt? Wir haben diesen Dienstgrad und die damit verbundenen Rechte und Pflichten. Sowohl als Mann als auch als Frau. Ich finde es unnötig und ein absolut falsches Signal an den vorhanden Dienstgraden irgendetwas zu ändern.
Das kann auch kein Zeichen von Attraktivität für die Bundeswehr sein. Es handelt sich immer noch um Militär und einen sehr speziellen Beruf. Das bedeutet auch, dass dieser Beruf nicht für jeden Menschen erfüllend sein wird und soll.
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