„Wir haben TIC! IEDImprovised Explosive Device-Anschlag und Feuer aus Westen!“
„Wir haben TIC! IEDImprovised Explosive Device-Anschlag und Feuer aus Westen!“
- Datum:
- Ort:
- Freyung
- Lesedauer:
- 3 MIN
Hutch ist Objektschützer aus Schortens. Er ist mittendrin: in der Ausbildung, in der Übung, in der Einsatzvorbereitung. In seinen Kolumnen nimmt er uns mit auf die Reise – bis nach Mali.
„TIC, TIC, TIC! Hier Vegas, befinde mich bei Charlie-03. Wir haben TIC! IEDImprovised Explosive Device-Anschlag und Small Arms Fire aus West. Melde mich in fünf!“
Ein lauter Knall hallt durch das durchschnittene Gelände des herbstlichen bayerischen Waldes. Ein improvisiertes Sprengmittel hat umgesetzt, ausgelöst durch eine Druckplatte. Die Aufklärer des Heeres wurden angesprengt, ein Fennek ist nicht mehr rollfähig. Verwundet wurde glücklicherweise niemand, dennoch stehen die angesprengten Kräfte unter Beschuss und können sich nicht eigenständig vom Feind lösen.
Mit Absetzen der TIC-Meldung (Troops in Contact) wird die Quick Reaction Force (QRF) aktiviert. Jetzt wird es ernst für uns - für die Objektschützer der Luftwaffe. Hastig legen wir die Westen an, setzen die Helme auf, machen die Waffen „Klar zum Gefecht“; aufsitzen und los. Unser Auftrag: die angesprengten Kräfte verstärken.
550 Soldaten, sechs Landkreise und eine Übung
Das Szenario ist Teil der Übung ALLIED RECON in Freyung und die Übung ist Teil unserer Einsatzvorbereitung. Während dieser zweiwöchigen Ausbildung zwischen Heer und Luftwaffe trainieren wir Objektschützer an der Seite von rund 460 weiteren Soldatinnen und Soldaten. Unser Ziel: die optimierte Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Einheiten. Wir lernen die Arbeitsabläufe des anderen kennen und stimmen uns aufeinander ab. Die Übung ist eng an den laufenden Stabilisierungseinsatz in Mali angelehnt, die Ausbildung möglichst einsatznah und effektiv.
Wir trainieren auf Übungsplätzen über sechs Landkreise verteilt. Die größte Distanz, die wir Objektschützer von unserer Forward Operating Base (FOBForward Operating Base) in der Area of Operations (AO) zurücklegen müssen, beträgt dabei rund 133 Kilometer.
Keiner kämpft alleine
Unter der Führung des Heeres agieren wir mit 84 Objektschützern in zwei Zügen. Wir trainieren zusammen mit dem Aufklärungsbataillon 8, der Panzerbrigade 12, der Gebirgsjägerbrigade 23, dem Feldjägerregiment 3, den Heeresfliegern, der amerikanischen 2nd CAV aus Vilseck und belgischen Kampfmittelbeseitigern.
Aus militärischer Sicht und als Teilnehmer der Übung haben diese unterschiedlichen Fähigkeiten einiges zu bieten. Der eigene Horizont erweitert sich und es entwickeln sich neue Perspektiven. Die Übung hilft uns schlichtweg den Kernauftrag des vor uns liegenden Einsatzes besser zu verstehen. Der Großteil von uns wird sechs Monate auf engstem Raum zusammenarbeiten. Und umso enger der Verbund, desto größer ist auch die Abhängigkeit voneinander.
Vielseitige Ausbildung im Bayerischen Wald
Die zweiwöchige Übung wird in verschiedene Stationsausbildungen und eine Übung, die sich über fünf Tage erstreckt, untergliedert. Die eingespielten Lagen orientieren sich dabei stark an den „Lessons Learned“ der Aufklärer. Sie haben in ihren vergangenen Einsatzkontingenten viele Erfahrungen gemacht und bringen deshalb wichtiges Know-how mit.
Im Fokus stehen vor allem improvisierte Sprengfallen. Sie sind zurzeit die größte Bedrohung für die deutschen Kräfte in Mali. Neben ihren Wirk- und Bauweisen, ihrem frühzeitigen Erkennen und dem Umgang mit ihnen, üben wir das Retten und Bergen von Verwundeten und Fahrzeugen.
Covid-19: Üben mit Einschränkungen
Der sich verschlechternden Corona-Lage geschuldet, prägen Mund-Nasen-Schutz und Desinfektionsmittel auch während ALLIED RECON das Gesamtbild. Der direkte Kontakt zu anderen Einheiten ist stark eingeschränkt, beziehungsweise vollkommen untersagt. Es ist nicht optimal, aber mit den Kompromissen, die die Hygienekonzepte mit sich bringen, müssen wir leben. Der anstehende Auslandseinsatz wartet nicht auf das Virus und bis zur Abreise steht noch einiges auf unserem Programm.