Luftwaffe
Tiefflüge

"Üben, wo wir im Ernstfall eingesetzt werden"

"Üben, wo wir im Ernstfall eingesetzt werden"

Datum:
Ort:
Jagel
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Kampfjetpilot Oberstleutnant S. vom Taktischen Luftwaffengeschwader 51 erklärt, warum es wichtig ist, Tiefflüge über Deutschland zu üben.

Der Staffelchef steht vor einer Wand.

Oberstleutnant S. ist Tornado-Pilot aus Jagel

Bundeswehr/Sherifa Kästner

Warum fliegen Kampfjets tief?

Unsere Piloten müssen verschiedene Flugmanöver zur Erfüllung des Auftrags beherrschen. Eines dieser Manöver ist der militärische Tiefflug, um unter dem Radar und somit schwer sichtbar für die feindlichen Kräfte agieren zu können.

Wie werden die Piloten dafür ausgebildet?

In der Basis-Schulung in den USA werden erste Tiefflüge geübt. Die weitere Ausbildung erfolgt dann vor allem in Deutschland. Die Fähigkeiten müssen allerdings danach mit häufigen Übungsflügen erhalten und ausgebaut werden.

Warum werden die Tiefflüge über dem deutschen Festland und nicht in der Wüste oder nur über dem Meer geübt?

Bei der Landes- und Bündnisverteidigung haben wir den Auftrag, das deutsche Hoheitsgebiet und im Bündnisfall das Territorium der NATO-Partner zu schützen. Dementsprechend ist es nicht sinnvoll, den Tiefflug an geographisch abweichenden Orten zu üben. Unsere Piloten müssen üben, wo sie im Ernstfall der Landesverteidigung auch eingesetzt werden.

Wo in Deutschland wird tief geflogen?

Es gibt aktuell keine festgelegten Übungsgebiete für den Tiefflug der Kampfjets bei Tageslicht über Deutschland. Wir streuen den Flugbetrieb jedoch möglichst breit, um die Lärmbelastung nicht punktuell, sondern auf allen Schultern der Bevölkerung zu verteilen. Für den nächtlichen Tiefflug gibt es allerdings festgelegte Korridore.

Wie tief darf geflogen werden?

Es gibt verschiedene Vorgaben. Momentan sind Flüge bis etwa 150 Meter über Grund für maximal 20 Minuten erlaubt. Theoretisch kann der Tornado bis zu 30 Meter tief fliegen, was wir aktuell nur über dem Meer dürfen. Früher waren in gewissen Tiefflugarealen über dem Festland bis zu 75 Meter möglich. Es wäre zielführend, diese wieder zu aktivieren, damit unsere Piloten das Luftfahrzeug auch in sehr niedriger Höhe über dem Land zuverlässig beherrschen - ein wichtiger Teil zur Erfüllung des Auftrags.

Gibt es Hindernisse, die zu umfliegen sind?

Ja, einerseits müssen Hindernisse wie Windkraftanlagen umflogen werden, andererseits gibt es auch Gebiete, welche wir meiden müssen. Über dicht besiedelten Gebieten und Städten ab einer gewissen Einwohnerzahl gibt es Einschränkungen zum Schutz der Bevölkerung. Auch Hotspots wie Atomkraftwerke oder befüllte Stadien müssen die Piloten meiden.

Haben sie noch eine Botschaft?

Wir brauchen das Verständnis in der Bevölkerung, warum wir diese spezielle Qualifikation des militärischen Tiefflugs trainieren müssen. Ich muss dort üben, wo ich das Erlernte im Ernstfall einsetze. Nur das gibt uns die Handlungssicherheit, unseren Auftrag der Landes- und Bündnisverteidigung zu erfüllen. Besonders vor dem Hintergrund der aktuell erhöhten Bedrohungslage ein noch wichtigerer Aspekt.

von Marvin Pflug
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