Ihr Weg zur Bundeswehr - Üblich oder unüblich für die Bundeswehr?
Für einen Beamten im gehobenen technischen Dienst üblich. Das heißt: Externes Studium der Fachrichtung Energie- und Umweltschutztechnik an einer Fachhochschule und anschließend die verkürzte einjährige Ausbildung für die gehobene technische Beamtenlaufbahn bei der Bundeswehrverwaltung.
Sie bewegen etwas! Welchen konkreten Einfluss kann die Bundeswehr auf den nationalen und internationalen Umweltschutz nehmen?
Man darf den Einfluss der Bundeswehr nicht unterschätzen. Zum Beispiel wird ein großer Teil des Haushaltsbudgets für herkömmliche Verbrauchsmaterialien, Dienstleistungen, Energie und andere Güter wie Büromöbel, Liegenschaftsgerät und so weiter ausgegeben. Der Beschaffung nachhaltiger Waren und Dienstleistungen kommt insofern eine große Bedeutung zu. International betrachtet setzen die deutschen Umweltschutzgesetze sehr hohe Standards – gerade in den Bereichen Gewässer- und Bodenschutz, aber auch bei der Kreislaufwirtschaft. Da die Bundeswehr sich selbst auferlegt hat, auch in den Einsatzgebieten diese hohen Standards einzuhalten, dienen wir für andere Nationen hier oft als Maßstab.
Sind es diese hohen Standards, die den Umweltschutz in der Bundeswehr so interessant machen?
Bundeswehr und Umweltschutz scheinen ja auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein. Als Beispiel: Schaut man sich den Panzer auf dem Übungsplatz an – da wächst natürlich kein Gras mehr. Aber nur ein geringer Teil der Fläche einer solchen Liegenschaft wird von der Bundeswehr wirklich in Anspruch genommen. Daneben kann sich die Natur voll entfalten – Übungsplätze gehören daher zu den ökologisch am besten bewerteten Flächen in Deutschland.
Was macht Ihren Arbeitstag so besonders?
Man weiß nie, was kommt. Es wird selten langweilig. Bei mehr als 30 zu betreuenden Liegenschaften und weit über 10.000 zu beratenden Beschäftigten in meinem Zuständigkeitsbereich in einem Themenkomplex Umweltschutz mit circa 3.000 verschiedenen Rechtsnormen, Vorschriften und Regeln, die ständig angepasst und überarbeitet werden, ist die Spannung vorprogrammiert.
Wenn Sie von Spannung reden: Was war Ihr bisher spannendstes Projekt?
Da gab es reichlich. Für mich persönlich war es die Beseitigung der Umweltschäden nach einem Tornadoabsturz in der Nähe des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Flugplatz Büchel. Gott sei Dank blieben die Piloten unversehrt. Als Umweltschützer steht man schnell alleine da, wenn erstmal die Unglücksmaschine geborgen ist. Für diese Spezialfälle gibt’s kein Handbuch, keine Vorschrift. Da hast du eine riesige Schneise im Wald, einen ölgetränkten Boden und ganz viele, die den ursprünglichen Zustand wiederhergestellt haben wollen. Mehr Spannung braucht es dann nicht mehr.
Wie wird sich in den nächsten Jahren der Umweltschutz in der Bundeswehr entwickeln? Gibt es Kernthemen?
Der Umweltschutz in der Bundeswehr muss sich kontinuierlich weiterentwickeln. Ich persönlich sehe das Kernthema im Bereich Umweltschutzmanagement, Aufklärung und Wissensvermittlung. Das Thema Nachhaltigkeit ist und wird in den kommenden Jahren immer mehr in den Fokus rücken und von uns gelebt werden müssen. Nur wer sich den Auswirkungen seines Tuns bewusst ist, kann auch die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Hinsichtlich der technischen Entwicklungen kann und wird der Umweltschutz zwar ein sehr wichtiger, aber nicht der bestimmende Einflussfaktor in der Bundeswehr sein. Die Einsatzfähigkeit ist hier die Prämisse. Auf den ersten Panzer aus nachwachsenden Rohstoffen mit Photovoltaikantrieb werden wir also noch lange warten müssen.
Aus der Perspektive des Umweltschutzes: Was ist Ihre Botschaft?
Die Umwelt kann sehr gut ohne den Menschen existieren! Wir müssen uns klar machen, dass wir Umweltschutz nicht für die Natur, sondern in erster Linie für den Menschen betreiben. Daher sollte es im Interesse jedes Einzelnen sein, so nachhaltig und schonend wie möglich mit den Ressourcen umzugehen.